Die Geburt Christi vor über 2000 Jahren fasziniert und inspiriert bis heute Theologen, Maler, Bildhauer und Musiker. Auch in diesem Jahr werden in christlichen Haushalten wieder die Tannenbäume geschmückt, Leckereien gekocht und gebacken, Geschenke gekauft oder selbst hergestellt und mit den Kindern die Gottesdienste besucht. Es ist die Zeit, in der Emotionen und Erinnerungen daran geweckt werden, als man mit großen Augen und zutiefst gefesselt das Jesuskind und Maria und Josef in der Krippe bewunderte, daneben Ochs und Esel, die Schafe und die Hirten, die prächtigen Gewänder der drei Heiligen Könige und über allem der Stern von Bethlehem, der ihnen den Weg gewiesen hat.
Wer sich als Erwachsener diese Freude an Weihnachtskrippen erhalten hat, dem sei das Buch „Die wunderbare Welt der Weihnachtskrippen“ empfohlen, das im Eigenverlag des Rhein-Neckar-Kreises gerade noch rechtzeitig vor den Festtagen erschienen ist und kürzlich im Kreisarchiv in Ladenburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In dem 184 Seiten umfassenden großformatigen Band sind 140 Krippen aus evangelischen und katholischen Kirchen im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg, sowie 27 weiteren aus privaten Sammlungen abgebildet.
Fotografin Dorothea Burkhardt hat sie in 360 eindrucksvollen Aufnahmen festgehalten, die begleitenden Texte zur Entstehungsgeschichte, der Tradition der Krippen und deren Wandel im Laufe der Jahrhunderte hat Berno Müller beigetragen.
Ein Beitrag von Michael Kramer aus München widmet sich dem Wirken des genialen Schnitzers Walter Ohlhäuser, Vater des Weinheimer Künstlers Wolfgang Ohlhäuser, der in den 1950er und 1960er Jahren viele großartige Krippen auch in der Region schuf. Hermann Bunse aus Heidelberg informiert über sein beeindruckendes Projekt „Krippe am Fluss“ in der Heidelberger Jesuitenkirche, in der er aktuelle soziale Themen aufgreift und sichtbar macht. Ethnologin Helmtraut Sheikh-Dilthey schreibt über den Brauch des Sammelns von Krippen von Privatpersonen. Bildhauer Michael Stadter führt einen Dialog mit Pfarrer Florian Barth über die außergewöhnliche Krippe der Heidelberger Diakoniekirche in der Plöck, in der er das Geschehen mit seinen aus Stammholz gesägten Figuren in die Gegenwart versetzt, in der zum Beispiel ein Obdachloser, anstelle eines Königs, Liebe und Glück bringt. Und Pfarrer Dierk Rafflewski beschreibt die Entstehung seiner während der Coronazeit entworfenen sehenswerten XXL-Krippe im Comic-Stil für das evangelische Gemeindehaus in Heddesheim.
Die im Buch aufgeführten Krippen laden direkt zu einer Rundreise durch die Krippenlandschaft im Kreis ein. Da gibt es historische und moderne Ausführungen, einfach gehaltene oder bis ins Feinste modellierte, Krippen voller festlich gekleideter Figuren, oder die durch ihre sozialkritische Aussage bestechen. Im Auktionshaus Metz in Heidelberg wird in einer Krippe aus dem 17. Jahrhundert eine bunte und quirlige Straßenszene dargestellt, genauso wie in der St.-Pankratius-Kirche in Schwetzingen, in der sich allerdings die Geburt Christi hinter verschlossener Tür abspielt. Eine sehr moderne Darstellung der Heiligen Familie ist in Schriesheim-Altenbach zu finden, die durch ihre elegante Form besticht. Die Heiligen Drei Könige in Angelbachtal fallen durch ihre prächtige Kostümierung auf. In Meckesheim findet man Figuren aus Majolika-Ton und in Schwetzingen eine Naturkrippe aus getrockneten Maisblättern, andere Ausführungen sind aus Holz geschnitzt oder aus Beton gegossen. Oft verbirgt sich dahinter eine Symbolik, wie bei der Krippe in Hirschberg-Großsachen, in der eine Brücke den Übergang vom Alten zum Neuen Testament darstellt.
In der einen oder anderen Krippe sind Persönlichkeiten der Gemeinde verewigt, die allerdings nur Eingeweihte erkennen. Das Buch spiegelt auf der einen Seite die Vielfalt künstlerischen Schaffens, gibt aber auch Zeugnis darüber, wie der christliche Glaube und das Weihnachtsgeschehen im Lauf der Zeit bis heute interpretiert wurde und wird. Bei der Vorstellung des Buches im Kreisarchiv Ladenburg dankte Landrat Stefan Dallinger allen Mitwirkenden für ihr großes Engagement, durch das dieses für die Regionalgeschichte wichtige kulturelle Werk entstanden sei.
"Die wunderbare Welt der Weihnachtskrippen im Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg"
Preis: 32 Euro
Bestellbar unter ISBN 978-3-932102-48-6
oder direkt beim Eigenverlag Rhein-Neckar-Kreis, telefonisch unter 06221 522-7740 oder per E-Mail: eigenverlag@rhein-neckar-kreis.de bzw. im Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis, Trajanstraße 66, 68526 Ladenburg, während der Öffnungszeiten.