Gesundheit & Medizin

Die Süddeutsche Heilanstalt

Die Süddeutsche Heilanstalt bestimmte zusammen mit der 1833 erbauten evangelischen Dorfkirche viele Jahrzehnte das Bild im Kern Schömbergs. Umgeben vom...
Das Zentrum II des Berufsförderungswerks vor seinem Abriss.
Das Zentrum II des Berufsförderungswerks vor seinem Abriss.Foto: Archiv HGV

Die Süddeutsche Heilanstalt bestimmte zusammen mit der 1833 erbauten evangelischen Dorfkirche viele Jahrzehnte das Bild im Kern Schömbergs. Umgeben vom alten Pfarrhaus und dem alten Kirchhof, vis-a-vis vom alten Schulhaus und dem traditionsreichen Gasthof Ochsen, lag die Süddeutsche Heilanstalt im Herzen des noch jungen Kurorts. Später erfüllte sie als Sanatorium Schwarzwaldheim im Besitz der Sozialversicherung ihre Aufgaben.

1899, Schömberg war gerade mal 10 Jahre als heilklimatischer Kurort entdeckt, begann der Lungenfacharzt Dr. Herrlinger in der alten Dorfstraße mit dem Bau einer Heilanstalt. Nach ihrer Inbetriebnahme im Jahre 1901 trug sie den Namen „Dr. Herrlinger’s Lungenheilanstalt“, wurde aber schon bald in „Süddeutsche Heilanstalt“ umbenannt. Mit der Übernahme der ärztlichen Leitung 1909 durch Dr. Bruno Bandelier bekam sie überregionale Bekanntheit und Bedeutung. Er gehörte zu den Pionieren der Bekämpfung der Tuberkulose. Als einer der Ersten setzte Bandelier das von Robert Koch entwickelte Tuberkulin zur Behandlung Tuberkulosekranker ein. Als hervorragender Operateur war er ein Vorkämpfer der Pneumothorax-Behandlung in Deutschland. Glänzende Erfolge hatte Bandelier bei der operativen Behandlung von Kehlkopftuberkulose. Unter seiner Leitung wurde das Kurheim räumlich ausgebaut. 1912 bekam es den Namen „Sanatorium Schwarzwaldheim“, um zu demonstrieren, dass es sich zu einem wirklichen Heim im Schwarzwald entwickelt hatte. 1924 verstarb Bandelier, zu seinem Nachfolger wurde Dr. Gustav Eversbusch berufen.

Ein Meilenstein in der Geschichte des Kurheims war die Übernahme durch die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte im Jahre 1925. Mit diesem potenten Eigentümer konnte das Haus seinen diagnostischen und therapeutischen Sektor noch verbreitern. Operationseinrichtungen, Röntgeninstrumentarium und Laboratorien wurden auf den neuesten Stand gebracht. Der Ausbau auf 250 Betten wurde durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges verhindert. 1952 gab Dr. Gustav Eversbusch die ärztliche Leitung an Dr. Werner Ohlig ab.

Als die Notjahre nach dem Krieg überbrückt und die Währungsreform vollzogen waren, konnte der dringendste Nachholbedarf befriedigt werde. Die Belegung und Verwaltung des Schwarzwaldheims übernahm die Landesversicherungsanstalt Württemberg (LVA). Eigentümer jedoch war die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), die später auch wieder die Verwaltung übernahm.

Als Einrichtung der Sozialversicherung hat das Sanatorium Schwarzwaldheim ein Stück Sozialgeschichte mitgeschrieben. War die Neue Heilanstalt für die besseren Stände, die 1907 eingeweihte Charlottenhöhe für den nicht versicherten Mittelstand zuständig, so erfüllte das Schwarzwaldheim die Aufgaben der Sozialversicherung. Schon 1912 löste die Reichsversicherungsordnung die vorbeugenden Heilverfahren von der Voraussetzung, dass sonst Invalidenrente gezahlt werden müsste. Dadurch konnten auch Versicherte, die noch keinen Rentenanspruch hatten, ein Heilverfahren genehmigt bekommen und auch Familienangehörige kamen in den Genuss solcher Maßnahmen. All dies machte die Rentenversicherung zum wichtigsten Handlungsträger bei der Finanzierung von Heilstätten und Kuren, allerdings nur für Versicherte.

In den 1960er Jahren genügte das Schwarzwaldheim nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Heilstätte. Es wurde abgerissen und ein Neubau erstellt, aus dem die Schwarzwald-Rehaklinik hervorging. Als diese auf das Gelände der ehemaligen Bundesbahnklinik (heute Reha-Klinik) verlegt wurde, richtete das Berufsförderungswerk Schömberg sein Zentrum II in den Gebäuden ein. Nach Beendigung der Nutzung des Gebäudes durch das Berufsförderungswerk Schömberg wurde es 2005 abgerissen. Friedrich Eschwey

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Dann kommen Sie zum „Ortsgeschichtlichen Rundgang“ am Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025.

Beginn 10.00 Uhr. Treffpunkt: Rathaus Schömberg.

Das Sanatorium Schwarzwaldheim, hervorgegangen aus der Süddeutschen Heilanstalt, im Jahre 1915.
Das Sanatorium Schwarzwaldheim, hervorgegangen aus der Süddeutschen Heilanstalt, im Jahre 1915.Foto: Archiv HGV
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