Das Projekt ist umstritten

Die zweite Röhre wird weiter geplant

Es geht weiter. Radfahrer, die unter den Gleisen beim Bahnhof hindurch wollen, sollen eine eigene, neue Unterführung erhalten.
Seit der Fahrstuhlschacht in der Unterführung ist, ist es eng geworden.
Seit der Fahrstuhlschacht in der Unterführung ist, ist es eng geworden.Foto: bra

Während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vor den Pfingstferien hat der Gemeinderat grünes Licht für die weiteren Planungen gegeben. Unumstritten ist das Projekt aber nicht. Die CDU und viele Stadträte der Freien Wählervereinigung hadern unter anderem aus finanziellen Gründen mit dem Bau einer weiteren Unterführung.
Dass die Entscheidung knapp werden könnte, ließ bereits die Vorberatung im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) vermuten. Viele Stadträte mochten die Planungen für einen zweiten Tunnel, parallel zur bestehenden Fußgänger- und Radfahrerunterführung, derzeit nicht weiter verfolgen. Die Stadtverwaltung betont indessen die Bedeutung der weiteren Unterführung im Zusammenhang mit dem Bau der Mühlbachtrasse. Hinzu kommt die Aussicht auf hohe Fördersummen. Zwischen 90 und 100 Prozent der Kosten könnte Eislingen erhalten, sagte der Oberbürgermeister Klaus Heininger. Und sollte die Förderung nicht wie erhofft kommen, könne das Projekt immer noch gestoppt werden.
Unterm Strich geht es um rund sechs Millionen Euro. Mit dem aktuellen Beschluss wurden knapp 78000 Euro für die weiteren Planungen freigegeben. Hinzu kommt, dass bislang bereits 344000 Euro für die Planungen ausgegeben wurden - auch weil die zweite Radröhre lange Zeit mehr oder weniger als gesetzt galt. Würde die Radröhre nun doch nicht gebaut werden, wären die bisherigen Ausgaben umsonst gewesen.
Viele Radler nutzen die Unterführung
Zur Untermauerung der Notwendigkeit der Radunterführung hat das Rathaus Radler gezählt. „Das Fahrradfahren hat eine große Bedeutung für Eislingen“, lautete das Fazit des Verkehrsplaners Tobias Schwämmle. Trotz Regen seien in fünf Stunden 225 Radler an der bestehenden Unterführung gezählt worden. An einem sonnigen Tag seien es sogar 487 Radfahrer in 4,5 Stunden gewesen. Hochgerechnet auf 14 Stunden wären damit 1400 Radfahrer in der Unterführung an einem schönen, sonnigen Tag unterwegs.
Lange ist es ruhig um die Radröhre gewesen. Andere Projekte hatten zuletzt eine höhere Priorität. Dass das Thema gerade jetzt wieder auf der Tagesordnung steht, hängt mit der Deutschen Bahn zusammen. Wenn eine Unterführung unter Gleisen gebaut werden soll, muss dies rund 2,5 Jahre vorher angemeldet werden. Derzeit gibt es bereits Pläne für Gleissperren im Jahr 2028. Diese sollen für den Bau der Radröhre genutzt werden. Die Anmeldung des Projekts soll deshalb im kommenden August erfolgen, wie Eislingens Tiefbauamtsleiter Martin Fischer erklärte. Der eigentliche Baubeschluss könnte später, nächstes oder sogar erst übernächstes Jahr, gefasst werden.
Ein weiterer Tunnel für mehrere Millionen Euro - muss das sein?
Viele Stadträte sind allerdings skeptisch, ob ein weiterer Tunnel notwendig ist. Bekanntlich gibt es nämlich bereits eine Unterführung beim Bahnhof. Diese wird seit vielen Jahren sowohl von Fußgängern als auch von Radfahrern genutzt. Die Radfahrer und die Fußgänger werden durch eine massive Absperrung aus Metall voneinander getrennt. Ein Problem ist allerdings der nachträglich eingebaute Fahrstuhlschacht. Denn im Bereich des Fahrstuhlschachts wird es sehr eng, wenn sich zwei Radler begegnen. Auch die steilen und kurvigen Zufahrten zur bestehenden Unterführung sind aus Sicht mancher Radfahrer schlecht - vor allem bei nassem Wetter kann der Boden glatt werden. Allerdings ist die Unterführung kein Unfallschwerpunkt. Die Radfahrer konnten die beschriebenen Herausforderungen offenbar bisher gut meistern.
Bestehende Unterführung ist kein Unfallschwerpunkt
Vor diesem Hintergrund lehnten die CDU und Teile der Freien Wählervereinigung den jüngsten Beschlussvorschlag im Gemeinderat ab. „Die bestehende Unterführung ist baulich intakt“, betonte der FW-Fraktionsvorsitzende Andreas Cerrotta. Und dass die Maßnahme dem Klima dient, dahinter machte Cerrotta angesichts der Menge an Beton für eine neue Röhre ein Fragezeichen. Unterm Strich steht der Nutzen des Projekts in keinem guten Verhältnis zum Aufwand, fand Cerrotta. Die Kosten von mehreren Millionen Euro seien vor dem Hintergrund einer bereits bestehenden und intakten Radfahrerunterführung völlig unverhältnismäßig, lautete sein Fazit nach der langen Debatte.

Ähnlich sah es der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Jörg Autenrieth. Sollte es Sicherheitsbedenken geben, könnte aus Sicht der CDU die bestehende Röhre verbessert werden. Dass der neue Tunnel bei einer entsprechenden Förderung die Stadt quasi nichts oder nur wenig kosten würde, mochte Autenrieth so nicht als Argument für den Bau gelten lassen. Die Fördergelder seien doch Steuergeld, das auch von den Einwohner Eislingens bezahlt werde. „Unverantwortlich und dekadent“ nannte die CDU die Ausgabe in einer Mitteilung nach der Sitzung des Gemeinderates. Das Projekt umzusetzen, weil man dafür eine hohe Förderung erhalte, sei egoistisch und Kirchturmdenken.
Freie Wählervereinigung stimmt nicht geschlossen ab
Die SPD, die Grünen und die Eislinger Demokratische Mitte sprachen sich während der Debatte für die weitere Planung der Radröhre aus. Bei einem geschlossenen Abstimmungsverhalten wäre es auf die Stimmen der beiden Stadträte von Wir für Eislingen (WfE) angekommen. Uwe Reik und Anja Fischer ließen im Vorfeld aber nicht erkennen, ob sie dem Verwaltungsvorschlag zustimmen wollen oder nicht. Am Ende fiel die Entscheidung jedoch nicht so knapp aus, wie zunächst angenommen werden konnte. Aus den Reihen der Freien Wähler stimmten die Stadträtinnen Silke Pauly und Daniela Wahl überraschend für den Verwaltungsvorschlag, der mit 14 Ja-Stimmen eine knappe Mehrheit hatte.
14 Ja-Stimmen
Ursprünglich gab es auch einmal die Idee, Radler zukünftig durch die neue Mühlbachtrasse zu leiten. Davon wurde aber bereits im Zuge der Planungen wieder Abstand genommen. Für Fußgänger wird es einen eigenen Weg geben und wer als Radler die Straße der Mühlbachtrasse nehmen möchte, kann auch durch den Tunnel fahren. Einen eigenen Radweg wird es dort aber aus Platzgründen nicht geben. Ein Problem war, dass der Radweg vor der Tiefgarageneinfahrt der Rathaustiefgarage hätte verlaufen müssen. Konflikte zwischen ein- und ausfahrenden Autos und Fahrradfahrern wurden vermutet.  bra

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
11.06.2025
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