Der Autor, Ex-Lehrer und Journalist Anton Ottmann aus Dielheim hat über 60 Bücher veröffentlicht und schreibt seit mehr als zehn Jahren für die „Wieslocher Woche“.
Am vergangenen Wochenende feierte Anton Ottmann seinen 80. Geburtstag. Seit über zehn Jahren berichtet er als freier Mitarbeiter unter anderem für die Wieslocher Woche und Nussbaum Medien. Doch Ottmann ist weit mehr als nur Journalist: Lehrer, Autor, Herausgeber, Forscher – sein Lebenslauf ist geprägt von Kontinuität im Dienst der Bildung und Sprache. Schon früh zeigte sich seine Affinität zum Schreiben. Bereits als Schüler war er Mitbegründer und später Chefredakteur einer Schülerzeitung namens „Die Stimme“. „Ich habe schon immer Geschichten geschrieben“, sagt Ottmann rückblickend. Neben dem Schreiben interessierte ihn auch das Malen – ein kreativer Zugang, der sich später in seinem pädagogischen Wirken widerspiegelte.
Nach mehreren Lehramtsausbildungen – zunächst für Grund- und Hauptschule, später auch für Realschule – folgte ein Studium der Erziehungswissenschaft mit Promotion. Bereits seine erste wissenschaftliche Abschlussarbeit war so überzeugend, dass sie zur Grundlage eines Artikels wurde, den Ottmann gemeinsam mit seinem betreuenden Professor veröffentlichte. Es war der Beginn einer umfangreichen Publikationstätigkeit. Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Artikel und Unterrichtsmaterialien zum Thema Mathematikdidaktik – insbesondere mit Blick auf Kinder mit Migrationshintergrund. In den 1970er-Jahren beschäftigte sich Ottmann wissenschaftlich intensiv mit der Integration sogenannter „Gastarbeiterkinder“ in den deutschen Schulalltag. Seine Analysen und Konzepte fanden bundesweite Beachtung. Zu dieser Zeit lehrte er auch an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Ein Schicksalsschlag veränderte sein Leben entscheidend: Der frühe Tod seiner ersten Ehefrau, die ebenfalls Lehrerin war, veranlasste ihn dazu, die akademische Laufbahn nicht weiterzuverfolgen. Er wechselte an eine Berufsschule und unterrichtete dort bis zu seiner Pensionierung. „Ich habe festgestellt, dass ich lieber Schüler als Studierende unterrichte“, sagt er heute. Neben dem Schuldienst engagierte sich Ottmann über viele Jahre ehrenamtlich als Vorsitzender der Musikschule Horrenberg-Dielheim und in der Kommunalpolitik. Auch seine zweite Ehe und die damit verbundene Patchworkfamilie prägten diese Phase seines Lebens. Erst ein familiäres Weihnachtsfest führte ihn zurück zum Schreiben. Was mit einer spontan verfassten Weihnachtsgeschichte begann, entwickelte sich rasch weiter: Es entstanden belletristische Bücher mit autobiografischen, historischen und fiktionalen Inhalten.
Mit dem Eintritt in den Ruhestand begann Ottmann, als freier Journalist tätig zu werden – zunächst für die Rhein-Neckar-Zeitung, später auch für die Wieslocher Woche. Er berichtet über kulturelle Ereignisse, verfasst Buch- und Theaterbesprechungen, recherchiert historische Themen und widmet sich zunehmend dokumentarischen Formaten. In der Corona-Zeit entstanden aufwendige Recherchen, etwa zum Schloss Langenzell und seiner Rolle im Nationalsozialismus, sowie zur Geschichte eines Kindererholungsheims, in dem Ottmann selbst als Kind untergebracht war. Beide Arbeiten fanden in der Fachöffentlichkeit Aufmerksamkeit. Auch sein Buch über die Familie Oppenheimer gilt als bedeutender Beitrag zur lokalen Erinnerungskultur. Aktuell arbeitet Ottmann gemeinsam mit zwei Mitautoren an einer Veröffentlichung zur Geschichte Dielheims im 20. Jahrhundert. Das Buch, das im Laufe des Jahres 2026 erscheinen soll, kombiniert dokumentierte Zeitzeugnisse mit erzählerischen Elementen und versteht sich als Beitrag zur lokalen Identität.
Ein weiterer Schwerpunkt Ottmanns liegt im Bereich Mundartpflege. Er gehört zu den wenigen noch aktiven Autoren in der Kurpfalz, die regelmäßig auf Veranstaltungen auftreten und Texte in regionalem Dialekt veröffentlichen. In Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg beteiligt er sich zudem an Projekten zur Vermittlung von Mundart an Schulen. „Mundart ist für viele Kinder heute etwas Exotisches. Aber sie ermöglicht eine andere, oft farbigere Ausdrucksweise“, so Ottmann. Trotz aller sprachlichen Vielfalt bleibt er realistisch: Eine flächendeckende Wiederbelebung lokaler Dialekte hält er für unwahrscheinlich. Dennoch sieht er darin einen wertvollen kulturellen Schatz.
Mit mehr als 60 veröffentlichten Büchern – überwiegend im Bereich Mathematikunterricht, aber auch Belletristik – und einer Vielzahl journalistischer Arbeiten hat Ottmann einen nachhaltigen Beitrag zur Bildungs- und Kulturlandschaft der Region geleistet. Auch im hohen Alter bleibt Ottmann aktiv. Sein Alltag ist geprägt von Schreiben, Redigieren, Recherchieren – und auch vom Gärtnern und Kochen, wie er lachend ergänzt. Die Redaktion wünscht Anton Ottmann alles Gute für die nächsten Jahre und auf dass er der Wieslocher Woche viele weitere Jahre erhalten bleibt. (dj)