Zusammen mit seiner Frau Renate sitzt Dieter Hoffmann auf gepackten Koffern in seinem Haus in Enzklösterle. Ende des Monats verlassen die Hoffmanns den Schwarzwald und fassen in Thüringen Fuß. Auf dem Land, in der Nähe von Suhl, wohnt Dieter Hoffmanns jüngster Sohn Jan mit Frau Lena und drei Kindern im Alter von eins, drei und fünf Jahren. „Die junge Familie hat in Thüringen einen großen landwirtschaftlichen Betrieb, so dass beide Elternteile viel arbeiten und die Dienste der Großeltern aus dem Schwarzwald gefragt sind. Wir nehmen die Herausforderung gerne an“, so Dieter Hoffmann, der als Gemeinderat bereits gebührend verabschiedet wurde und sich im Lauf der letzten Monate und Jahre peu à peu aus all' seinen vielen Ehrenämtern verabschiedet hat. „Ich bin ein Unruhegeist und suche die Herausforderung. Ich werde bestimmt auch in Suhl wieder etwas umtreiben“, sagt Dieter Hoffmann. Geplant ist, alle Zelte in Enzklösterle abzuschlagen, doch dazu muss sich noch ein Käufer fürs Hoffmannsche Haus finden. „Vielleicht geht es sich auch so aus, dass wir eine Ferienwohnung in unserem Haus behalten können … Wir werden sehen …“, so Dieter Hoffmann, der in seinem Leben schon so einiges umgetrieben hat.
Geboren wurde Dieter Hoffmann in Herford in Nordrhein-Westfalen. Sein Vater war Besitzer einer kleinen Möbelfabrik, seine Mutter Hausfrau, eineinhalb Jahre später bekam Dieter Hoffmann einen Bruder. Rainer wurde Finanzbeamter, Dieter Hoffmann ging nach dem Abitur für sechs Jahre zu den Fallschirmjägern, anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Masseur, später zum Physiotherapeut. „Mein Vater wollte unbedingt, dass ich noch einen ‚richtigen‘ Beruf lerne und nicht nur bei der Bundeswehr bleibe“, erzählt Hoffmann.
Letztendlich war es zu viel Wind, der ihn zu seiner großen Liebe, dem Reitsport, brachte. Was es damit auf sich hat? Dieter Hoffmann berichtet: Als Hoffmann schon in Calw als Masseur arbeitete und lebte, trat er dem Fallschirmjägerverein bei und war gerade auf dem Weg nach Bruchsal zum Fallschirmspringen, als es plötzlich sehr windig wurde und sich die Männergruppe kurzfristig dazu entschied: Wir gehen reiten, statt Fallschirmspringen. „Ich saß noch nie auf einem Pferd, habe mich aber mit 27 Jahren gleich bei der ersten Reitstunde mit dem ‚Pferdevirus‘ infiziert“, erzählt Hoffmann, der sämtliche Übungsausbildungen im Pferdesport absolvierte, sich in die Militärreiterei einfuxte, sich 20 Jahre als Präsident des Pferdesportkreises Nordschwarzwald einbrachte und an vier Olympiaden mit der Reit-Nationalmannschaft als Physiotherapeut teilgenommen hatte. „Dass ich über den Tellerrand geschaut habe, hat ganz wesentlich mein Wesen geprägt“, zeigt er sich überzeugt, der seit über 20 Jahren mit seiner Ehefrau Renate in Enzklösterle lebt und sich gerne ehrenamtlich in seiner Heimatgemeinde engagiert: Als der erste Vorstand im Tennisverein Enzklösterle zurückgetreten ist, sprang Dieter Hoffmann in die Bresche und leitete zwölf Jahre lang die Geschicke des Vereins, fünf Jahre brachte er sich als Vorsitzender des Musikvereins ein, über 20 Jahre engagierte er sich im Gemeinderat, vorübergehend übernahm er die Aufgaben des Kurgeschäftsführers in Enzklösterle. „Nebenher“ arbeitete er als Physiotherapeut in seiner eigenen Praxis. Dabei ist er seit 57 Jahren als solcher tätig, seit 52 Jahren selbstständig. Dass er mit 82 Jahren immer noch arbeitet, ist schier unglaublich, doch er tut es gerne: „Ich arbeite seit fünf Jahren in der geriatrischen Abteilung der Johannisklinik in Bad Wildbad.“ Sein letzter Arbeitstag ist Ende Juni. Dahin fährt er übrigens mit dem E-Bike, das er zu seinem 80. Geburtstag geschenkt bekommen hat. „Damit ich fit bleibe“, sagt er lapidar und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn Dieter Hoffmann ist auch leidenschaftlicher Jäger. „Hier hole ich mir Ruhe und Entspannung“, sagt der 82-jährige Hegeringleiter, der zugleich von seinem unvergleichlichen Jagderlebnis berichtet: Das war in der Nähe von Leningrad, als er einen Bären erlegt hatte und wunderbare Menschen kennenlernen durfte.
Er zeigt sich überzeugt, dass Enzklösterle eine gute Zukunft hat. „Ich hoffe, dass ich noch viel von der positiven Entwicklung in Enzklösterle miterleben darf“, sagt Hoffmann, der seine vielfältigen Ehrenämter niemals ohne die Unterstützung seiner Familie hätte vereinbaren können. Dieter Hoffmann hat vier Söhne, vier „wunderbare Schwiegertöchter“, fünf Enkel und drei Pferde im Familienbesitz. Dieter Hoffmann gibt selbst Reitlehrgänge und Reitunterricht und war Turnierrichter als auch Jagdpächter. Mitglied war Hoffmann außerdem noch im Kreisseniorenrat, er war Sprecher des Seniorenrats Enzklösterle, seit fast 20 Jahren engagierte er sich im Sportkreisrat. „Meine Ehrenämter hielten mich geistig beweglich“, sagt der 82-Jährige, der sich körperlich durch Waldläufe, Radfahren und Fitnessstudiobesuche fit hält. „Doch jetzt“, sagt er, „kommt die Familie dran.“
(mm)