Bei der Hochrechnung von Windmessungen auf Ganzjahreserträge kommen diverse statistische Verfahren zum Einsatz, die für den Laien teilweise schwer nachvollziehbar sind. Daher möchte ich die Grundidee im Folgenden kurz erläutern, denn sie ist eigentlich recht einfach.
Um den Jahresertrag für einen Standort anhand einer Messreihe abzuschätzen, welche weniger als ein ganzes Jahr umfasst, benötigt man zusätzlich eine zweite Messreihe in identischer zeitlicher Auflösung und vom gleichen Messzeitraum. Für diese zweite Messreihe, die sogenannte Referenzmessung, müssen darüber hinaus Werte für mindestens ein Jahr vorliegen, idealerweise sogar von mehreren Jahren. Das Fachbüro hat für seine Hochrechnungen nach einer statistischen Analyse hierfür die Daten vom Windpark Greiner Eck gewählt, da diese am besten mit den Messdaten von der Kirchheimer Mühle und dem Lammerskopf korrelierten (also im Verlauf ähnlich waren).
Es wird nun in einem statistischen Verfahren eine mathematische Funktion errechnet, welche die Windgeschwindigkeit am Greiner Eck auf die Windgeschwindigkeit am Mess-Standort abbildet (und dazu die jeweilige statistische Güte dieser Funktion). D.h. für jede jemals gemessene Windgeschwindigkeit am Greiner Eck kann man nun abschätzen, wie groß die Windgeschwindigkeit an den Messstandorten gewesen ist – und wie gut diese Abschätzung ist.
Nun kann man sich die Häufigkeitsverteilungen der einzelnen Windgeschwindigkeiten am Greiner Eck in den letzten Jahren anschauen (also wie oft wehte der Wind wie stark) und mit der oben erläuterten Funktion für jede dieser Windgeschwindigkeiten die entsprechende Windgeschwindigkeit an der Kirchheimer Mühle und am Lammerskopf bestimmen.
Beim Vergleich der gelben (während des Messzeitraums tatsächlich gemessenen) mit der blauen (auf mehrere Jahre hochgerechneten) Kurve fällt bereits auf, dass die Häufigkeitsverteilungen recht ähnlich sind – dies lässt darauf schließen, dass der Messzeitraum lang genug war.
Weiterhin fällt auf, dass die Häufigkeitsverteilung an der Kirchheimer Mühle gegenüber der vom Lammerskopf nach links verschoben ist – d.h. es treten häufiger niedrige Windgeschwindigkeiten auf als am Lammerskopf. Da der Ertrag einer Windkraftanlage mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit steigt (d.h. doppelt so hohe Windgeschwindigkeit bedeutet achtfachen Ertrag), ist dieser Unterschied entscheidend für die viel bessere Ausbeute am Lammerskopf gegenüber der Kirchheimer Mühle.
T. Rinneberg