Vor- und Nachteile der elektronischen Patientenakte (ePA) aufzuzeigen, Ängste zu nehmen und umfassend zu informieren, das war das Ziel des Vortrags, zu dem der Kreisseniorenrat, vertreten durch Heike Strigel und die Kreisseniorenplanerin des Rhein-Neckar-Kreises, Stella Augsperger, gemeinsam mit dem Referenten Johannes Diller von der Aktion Digitaler Engel, in die Villa Menzer eingeladen hatten.
Der interaktiv gestaltete Vortrag ermöglichte es den rund 25 Senioren, sich mit Fragen zu beteiligen und eigene Erfahrungen einzubringen. Die Grundidee hinter der ePA ist, als zentraler Ort alle Gesundheitsdaten einer Person zu bündeln wie Befunde, Untersuchungsergebnisse, Notfalldaten, Blutgruppe, Allergien, Medikationspläne, Impfausweis sowie Vorsorgevollmacht, Organspendeausweis und Patientenverfügung. Gespeichert werden diese Daten von Ärzten, Heilberuflern, Krankenhäusern oder vom Patienten selbst. Allerdings betrifft dies nur zukünftige Daten – vergangene Gesundheitsinformationen müssen entweder selbst eingepflegt werden oder können von Ärzten in begrenztem Umfang und bei Notwendigkeit hinzugefügt werden.
Die Nutzung der ePA ist freiwillig, betonte Johannes Diller. Gesetzlich Versicherte werden von ihrer Krankenkasse informiert und können der Nutzung über einen QR-Code online oder auch brieflich widersprechen. Privatversicherte sind von der ePA nicht betroffen. Die Gesundheitsdaten werden nicht bei den Krankenkassen selbst, sondern in einer zentralen, mehrfach verschlüsselten Datenbank in Deutschland gespeichert, wodurch ein Wechsel der Krankenkasse unkompliziert bleibt.
Der Referent informierte über den aktuellen Stand der ePA: Seit dem 15. Januar dieses Jahres befindet sich die ePA in der Testphase in den Modellregionen. Eine flächendeckende Einführung ist noch für dieses Jahr geplant. Die Krankenkassen haben ihre Mitglieder über die ePA informiert und ihnen die Möglichkeit gegeben, innerhalb einer Frist zu widersprechen. Die Vorteile der ePA liegen laut Diller in der Zeit- und Kostenersparnis sowie der Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Hier widersprachen einige der Anwesenden, allein aus Haftungsgründen würden Untersuchungen oftmals wiederholt.
Zum Thema Datenschutz und Sicherheit erklärte der Referent, dass der Zugang zur ePA über Identitätsprüfung, Gerätebindung und Zugriffskontrollen erfolgt. Die Datenhoheit liegt beim Patienten, der entscheidet, wer wie lange auf die Daten zugreifen darf. Dokumente können einfach über Fotos in die ePA hochgeladen werden. Die Krankenkassen haben keinen Zugriff auf die Gesundheitsdaten. Lediglich für die Abrechnung erforderliche Daten stehen ihnen zur Verfügung.
Der erstmalige Zugang zur ePA erfolgt über die elektronische Gesundheitskarte mit PIN oder den elektronischen Personalausweis. Später sind auch Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Passworteingabe möglich, kombiniert mit der Gerätebindung an NFC-fähige Geräte. Für die Nutzung über PC oder Laptop ist ein Kartenlesegerät erforderlich. Jede Krankenkasse bietet eine eigene App für die ePA an – Johannes Diller demonstrierte die Funktionsweise über die Barmer e-care-App.
Zum Abschluss informierte der Referent über das elektronische Rezept (E-Rezept). Dieses kann auf drei Wegen eingelöst werden: über einen Papierausdruck, die elektronische Gesundheitskarte oder die E-Rezept-App. Das E-Rezept ersetzt den rosa Rezeptzettel und kann seit Juli 2023 in allen Apotheken eingelöst werden. Vorteile sind die bessere Lesbarkeit, die Vermeidung von Doppelmedikation, die bundesweite Einlösbarkeit und die Möglichkeit, Rezepte online einzulösen. Auch das Ausstellen von Folgerezepten ohne Arztbesuch ist möglich.
Während des Vortrags wurde deutlich, dass viele Senioren sich im Umgang mit Smartphones noch unsicher fühlen und Bedienungsschwierigkeiten haben. Der Kreisseniorenrat bietet daher jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr digitale Unterstützung in der Villa Menzer an, um diese Hürden zu überwinden. Der Vortrag des Digitalen Engels verdeutlichte einmal mehr, wie wichtig solche Informationsangebote sind, um ältere Menschen sicher in die digitale Gesundheitswelt zu begleiten. (du)