Seit zwei Wochen ist der Akazienweg zur Unechten Einbahnstraße umfunktioniert. Doch die neue Verkehrsführung hat nicht nur Freunde. Selbst Anwohner sind nicht glücklich. Und einigen Autofahrern ist die neue Verkehrsregelung schlicht schnuppe.
Viele würden es einfach ignorieren, sagt der Anwohner des Akazienwegs. Er hat sein Haus unterhalb des Platanenwegs. Dass dort nur noch nach rechts abgebogen werden darf – längst nicht jeder hält sich daran, sagt er. Gleiches gilt für die Einfahrt in den Akazienweg von der Berliner Straße aus. Auch wenn die offiziell verboten ist. Und die Geschwindigkeit? 15 Minuten Beobachtung an einem Abend reichen, um zu erkennen: 30 Kilometer sind etlichen Autofahrern zu wenig. Und da es verminderten Begegnungsverkehr gibt, rast es sich teils sogar leichter als bisher.
Dass die Verkehrsneuregelung auch Thema der Einwohnerfragestunde in der jüngsten Gemeinderatssitzung ist, verwundert nicht. Die Berliner Straße wie auch die Hüttenfelder Straße hätten mehr Verkehr zu tragen, moniert dabei Robert Pauli. Und bei einer Frage bleibt es dann nicht, vielmehr entwickelt sich ein Gespräch zwischen ihm und Bürgermeister Jürgen Kirchner. Paulis Fragen: Gab es Erhebungen, ehe die Einrichtung erfolgte? War der Akazienweg ein Unfallschwerpunkt? Und wenn es eine Unterschriftenaktion von Anwohnern der Berliner Straße gibt, wird dann im demokratischen Prozess alles rückgebaut?
Es gehe nicht nur um den Akazienweg, kontert Bürgermeister Kirchner. „Wir wollen auch den Verkehr von der Kreisverbindungsstraße durch Hemsbach zur Autobahn unterbinden“, verdeutlicht er die Hintergründe. Dass diese Verbindung durchaus beliebt ist, zeigen die Worte von Bernd Jung (Ordnungsamt). Man habe an diesem Morgen Kontrollen durchgeführt. „Viele sind abgedreht“, macht Jung deutlich, dass der Akazienweg in der Tat eine beliebte Abkürzung zur A5 ist. Eben diesen Verkehr wolle man auf der Kreisverbindungsstraße halten.
Kirchner sagt aber auch, dass es über den Verkehr im Akazienweg seit Jahren Beschwerden seitens der Anwohner gegeben hat. „Zu schnell, zu viel und das Befahren der Bürgersteige“, fasst es der Bürgermeister zusammen. Entsprechende Erhebungen habe das Fraunhofer-Institut angefertigt. Sie hatten aus Sicht der Verwaltung die Einführung der Unechten Einbahnstraße gerechtfertigt. Ein Unfallschwerpunkt sei es indes nicht gewesen. „Wir wollen aber auch nicht so lange warten“, rechtfertigt Kirchner das jetzige Eingreifen. Er betont mit Blick auf die Frage nach einem Rückbau, dass es sich um einen Test mit maximal einem Jahr Laufzeit handelt. „Wir werden sehen, ob sich eine Reduzierung einstellt“, bittet er darum, der Verwaltung Zeit für Beobachtung und Beurteilung zu geben.
Pauli ist damit offensichtlich nicht zufrieden. Auch, dass man mit der Unechten Einbahnstraße erneut Gegenverkehr und damit das Ausweichen über Gehwege zulässt, ist ihm nicht begreiflich. „Alle in eine Richtung lenken“, ist für ihn die bessere Lösung. „Der Gegenverkehr müsste sich aber stark reduzieren, weil nur Anwohner die Straße beidseitig nutzen dürfen“, entgegnet Kirchner.
Diese Worte klingen noch im Ohr, als der Anwohner im Akazienweg in seiner Auffahrt steht, erzählt, und das nächste Auto mit Karacho durch die Straße fährt. Es ist kein Anwohner. Es kommt von der Berliner Straße. (cs)