Bürgerinitiativen

„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch Menschen!“

70 Interessierte aller Altersgruppen kamen zur Lesung aus 1933 von deutschen Faschisten verbrannten Büchern am letzten Sonntag auf dem Harald-Hurst-Plätzle....
Lesung auf dem Harald-Hurst-Plätzle
Lesung auf dem Harald-Hurst-PlätzleFoto: Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis

70 Interessierte aller Altersgruppen kamen zur Lesung aus 1933 von deutschen Faschisten verbrannten Büchern am letzten Sonntag auf dem Harald-Hurst-Plätzle. Die Vorlesenden waren Mitglieder des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis. Sie trugen Gedichte und Texte von Autorinnen und Autoren vor, die wegen ihrer jüdischen Abstammung, wegen ihrer pazifistischen oder marxistischen Einstellung verfolgt wurden: Bertolt Brecht, Albert Einstein, Heinrich Heine, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Karl Kraus, Rosa Luxemburg, Karl Marx, Erich Mühsam, Joachim Ringelnatz, Bertha von Suttner und Kurt Tucholsky.

In ihrer Begrüßung führte die Co-Sprecherin des Bündnisses Monika Engelhardt-Behringer aus, dass es in Ettlingen die Hitlerjugend war, die am Abend des 17. Juni 1933, einem Samstag, die am Tag zuvor bei den Ettlingern eingesammelten Bücher auf Leiterwagen zum Marktplatz karrte und dort den Flammen übergab. Der Ettlinger Weinhändler und Heimatforscher Karl Springer hatte in seinem Tagebuch geschrieben, dass bei ihm zwei etwa zehnjährige Buben vor seiner Glastür gestanden und ihn gefragt hätten, ob er Schmutz- und Schundbücher habe. Er habe einen kräftigen Fluch ausgestoßen und ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen. Monika Engelhardt-Behringer dankte dem Ettlinger Geschichtsforscher Bernd Reinegger, der diese historische Erkenntnis zutage förderte und das Bündnis noch rechtzeitig vor der Lesung darüber informierte.

Als geradezu prophetisch bezeichnete sie den Satz des Dichters Heinrich Heine aus dem 19. Jahrhundert für die zwölfjährige Terrorherrschaft der deutschen Faschisten:

„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch Menschen!“

Marcel Larson umrahmte die Lesung mit französischen Chansons auf seinem Akkordeon.

Co-Sprecher Dieter Behringer verabschiedete die Zuhörer*innen mit einem Zitat von Christa Wolf aus ihrer Erzählung Kassandra, das gerade in Zeiten von Krieg, Aufrüstung und der Forderung nach Kriegstüchtigkeit besondere Beachtung verdient:

„Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg.

Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen.

In Ton, in Stein eingraben, überliefern.

Was stünde da.

Da stünde, unter anderen Sätzen: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen.“

Erscheinung
Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 23/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Ettlingen
Kategorien
Bürgerinitiativen
Kommunalpolitik
Politik
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto