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Uni Tübingen würdigt Philosophin

Dr. Leopold Lucas-Preis 2025 an Corine Pelluchon verliehen

Die französische Philosophin Corine Pelluchon wurde mit dem Dr. Leopold Lucas-Preis 2025 der Uni Tübingen ausgezeichnet.

Am Dienstag, 13. Mai, wurde in der Alten Aula der Universität Tübingen der Dr. Leopold Lucs Preis verliehen. Corine Pelluchon erhält die Auszeichnung für ihre philosophischen Beiträge zu aktuell drängenden Fragen des Tierwohls, der Klimakrise und der Stärkung der pluralistischen Demokratie. Der Dr. Leopold Lucas-Preis wird von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen. Er zeichnet Menschen aus, deren wissenschaftliches Werk die Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Völkern fördert und sich um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient macht.

„Meine Arbeit ist geprägt von dem Bewusstsein der Fragilität der Demokratie und der Angst vor Entmenschlichung. Ich nehme unsere Destruktivität ernst und suche gleichzeitig nach Ressourcen, die uns zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zur Verfügung stehen“, sagt Corine Pelluchon. „Dieses Bemühen, trotz Gefahren Wege zu finden, die uns helfen, gegen eine Kultur des Todes zu kämpfen, der Leopold Lucas zum Opfer fiel, verbindet mich mit den Menschen, die diesen Preis zu seinen Ehren ins Leben gerufen haben.“

Bei der diesjährigen Zeremonie handelt es sich um die 50. feierliche Preisverleihungszeremonie, nachdem die Veranstaltung während der Pandemie zweimal ausfallen musste und die Preise aus den Jahren 2020 und 2021 erst in der Preisverleihung 2022 übergeben werden konnten.

Eine Philosophie der Hoffnung

Corine Pelluchon ist Professorin für politische Philosophie und angewandte Ethik an der Université Gustave Eiffel in Paris. Sie wurde mit mehreren französischen und deutschen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet und ist Ritterin der französischen Ehrenlegion. „Ich freue mich, dass der Dr. Leopold Lucas-Preis an eine so inspirierende Denkerin wie Corine Pelluchon geht. Mit ihrem Werk fordert sie uns heraus, den Menschen nicht isoliert, sondern als Teil eines lebendigen Ganzen zu begreifen. Sie verbindet dabei die Anerkennung gegenwärtiger Krisen mit einer hoffnungsvollen Perspektive“, sagt Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen. „Es ist die große Aufgabe unserer Zeit, die Menschen mit ihrer Umwelt zu versöhnen. Gesellschaft kann mehr umfassen als Menschen – das ist eine Idee, die sowohl Demut als auch Tatendrang in uns wecken sollte. Damit ist die Arbeit von Corine Pelluchon ganz im Sinne des Dr. Leopold Lucas-Preises.“

Corine Pelluchons Ansatz einer neuen Aufklärung begreift den Menschen nicht nur als vernunftgeleitet, sondern auch als verletzliches, leibliches und beziehungsfähiges Wesen. Daraus ergibt sich ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber der menschlichen und nichtmenschlichen Mitwelt. Besonders betont Pelluchon die Rechte empfindsamer Tiere und den Schutz der Biosphäre, den sie eng mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft. Sie plädiert für realistische, demokratisch tragfähige Lösungen und entwickelt so eine ethisch fundierte Vision gesellschaftlichen Wandels hin zu einem „Zeitalter des Lebendigen“.

Preis als Zeichen der Versöhnung

Der Dr. Leopold Lucas-Preis wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas gestiftet und hat sich zu einem der bedeutendsten Friedenspreise im Bereich der Wissenschaft entwickelt. Er ehrt das Andenken des um die Förderung der Wissenschaft verdienten Dr. Leopold Lucas, der an der Universität Tübingen promoviert wurde, und als Rabbiner in Glogau sowie an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin wirkte, bevor er 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben gekommen ist. Finanziert wird der Preis von der Dr. Leopold Lucas-Stiftung. Er ist mit 50.000 Euro dotiert und damit der am höchsten dotierte Preis, den die Universität Tübingen zu vergeben hat. Bei der diesjährigen Zeremonie handelt es sich um die 50. feierliche Preisverleihung, nachdem die Veranstaltung während der Pandemie zweimal ausfallen musste und die Preise aus den Jahren 2020 und 2021 erst in der Preisverleihung 2022 übergeben werden konnten.

„Der Dr. Leopold Lucas-Preis ist ein Zeichen der Versöhnung und Vergebung. Damit zeugt er von der Größe seines Stifters. Nach den Schrecken des Holocaust und den Verbrechen des Nationalsozialismus war es ein enormer symbolischer und menschlich beeindruckender Schritt von Generalkonsul Franz D. Lucas, dem Sohn eines im KZ verstorbenen Juden, eine deutsche Universität mit der Vergabe eines Preises zu betrauen“, sagt Rektorin Pollmann. „Die Universität Tübingen ist sich des Privilegs und der Verantwortung, welche mit dieser Aufgabe einhergehen, bewusst.“

Der Sohn des Stifters und Generalkonsuls, Dr. Frank Lucas, nahm an der Preisverleihung teil. Dr. Frank Lucas, promovierter Geowissenschaftler, lebt und arbeitet in London. Im Jahr 2010 wurde ihm der Titel eines Ehrensenators der Universität Tübingen verliehen, mit der ausdrücklichen Würdigung seines Wirkens für „die Versöhnung der Religionen auf dem Fundament der Verbundenheit von Judentum und Christentum“. Damit setze er das Lebenswerk seines Vaters mit großem Engagement fort.

Auszeichnung für junge Forschende

Den Dr. Leopold Lucas-Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erhielt in diesem Jahr Dr. Bahadir Eker für seine Dissertation in der Philosophie „Matters of Perspective. A Theory of Deep Temporality“. Mit dieser Arbeit legt Bahadir Eker einen originellen und anspruchsvollen Beitrag zur komplexen philosophischen Debatte über die Metaphysik der Zeit vor. Dabei geht es um die Bestimmung dessen, was Zeit ist und die grundlegende Frage: Gibt es eine objektive Gegenwart und damit eine objektive Vergangenheit und Zukunft oder hängt das Jetzt stets vom subjektiven Bezugspunkt ab? Bahadir Eker begründet fundiert mit neuen Argumenten und auf methodisch anregende Weise, dass der Zeitverlauf eine objektive Tatsache ist, die unsere Wirklichkeit unabhängig von unserer Wahrnehmung strukturiert.

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von Redaktion NUSSBAUM
15.05.2025
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