Viele konnten das Glück kaum fassen. Allzu oft war schließlich wenigstens einer der drei Markttage in Wasser gefallen oder es war, wie es so schön heißt, für die Jahreszeit zu kühl.
Dementsprechend war es schon zum traditionellen Fassanstich richtig voll auf der Rochusstraße vor dem TuS-Zelt, und die „Eintracht“ Mingolsheim spielte auf. In Vertretung des Bürgermeisters hatte Daniel Molk mit einem gekonnten Schlag ein perfektes Debüt beim Anzapfen, und Freibier und Limo flossen zu Brezeln. „Es ist mir eine große Ehre, den Mengelser Markt bei Kaiserwetter eröffnen zu dürfen“, freute sich Molk und bedankte sich bei allen, die den Markt möglich machen. Die über 50 Stände boten dann auch ein riesiges Angebot, und egal ob asiatisch oder italienisch, Fisch oder Fleisch, süß oder sauer, Flammkuchen oder Dampfnudel - da war schon kulinarisch wirklich für jeden etwas dabei.
SG und TuS hatten wieder die großen Zelte aufgeschlagen und boten am Montag spezielle Gerichte wie Wellfleisch oder Rindfleisch mit Meerrettich an. Der Markt ging fast über die ganze Rochusstraße von der Kraichgauperle bis zum Lädchen Jakob, und auch Matze’s Pub hatte diesmal einen Stand mit Gegrilltem bei Livemusik dabei. Riesig war das Angebot an den vielen Ständen zum Stöbern, und am Sonntag wartete auch der Einzelhandel mit Angeboten und Rabatten auf. Bei herrlichem Wetter schlenderten die Menschen über den Markt und konnten im Sommerkleid und kurzer Hose Crêpes, Langos, Schokokuss und Zuckerwatte genießen. Dosenwerfen und Rosenschießen werden nie langweilig, und Boxauto oder Schiffschaukel standen nicht still. Es ist herrlich, Freunde und Bekannte zu treffen, und gefühlt war das ganze Dorf unterwegs. Gleich an drei Kuchentheken konnte man sich am Muttertag mit Torten und Kuchen eindecken. Die Bäcker der Konkordia und der Realschule bei Bischoffs waren fleißig, und der Kindergarten St. Raphael hatte auf der Wiese ein Café aufgeschlagen. Was wäre der Jahrmarkt ohne Musik? Auch hier war wieder viel geboten.
Im Bischoffszelt ging es gleich am frühen Samstagabend mit der „Bakehouse Combo“ und Rock und Blues zur Sache, und wenn MaKroMusik „Lewwerworscht“ rappt, wird vom Publikum Brot skandiert. Alex Auer machte dem Namen der Band Lava alle Ehre und brachte das Zelt zum Brodeln. In diesem Jahr war der Erlös für den Förderverein der Realschule bestimmt, und die Bläserklasse unter der Leitung von Michael Bender zeigte mit „Best of Queen“ etwa am Sonntag ihr Können. Toll, dass auch Zehntklässler trotz anstehender Prüfungen dabei waren. Armin Rühl war am Schlagzeug der Louis Trinker Band in bester Spiel- und Erzähllaune, die Jazzbits spielten zur Kaffeezeit auf, und am Abend sorgten die Lokalmatadoren von GimMe Five diesmal schon sonntags für ein volles Haus und machten die Fans glücklich. Neben alten Hasen waren auch Newcomer wie die Tiny Mountains und Gewinner einer goldenen Gitarre beim Karlsruher Stadtfestestes und tollem Indi-Rock dabei. Auch „The Projects“ sorgten mit einer super Setliste von Fleetwood Mac bis zu den Ärzten für Begeisterung. Am Vortag waren sie nach einem Auftritt beim Bruchsaler Hoffnungslauf direkt für ein Stadtfest gebucht worden. Am Montagabend machte „Kauwela“, was auf Hawaiianisch Frühling heißt, mit 10 Leuten auf der Bühne Partymusik vom Allerfeinsten, aber auch Holger Bechtler und Mehmet Tan, der an drei Tagen wieder für die Technik sorgte, machten mit einem spontanen Gig am Montagnachmittag Laune. Organisator Johannes Bischoff sucht nun Mitstreiter für einen Verein, der „Mengelse rockt e.V.“ heißen könnte. „Es soll weitergehen mit toller Musik für den guten Zweck“, sagte er, aber alles muss auf mehr Schultern verteilt werden. Gute Mucke gab es auch beim TuS, wo ein DJ oder Benji Dynamite einheizten oder bei Matze mit Rockröhre MUKA & Friends. Bis Mitternacht war jeweils die Geduld der Anwohner gefragt, aber Jahrmarkt ist nur einmal im Jahr. Toll war, dass die KJG wieder Bewohner des Kraichgauheims für einen Marktbesuch abholte. „Die alten Leute genossen den Bummel, der im SG-Zelt endete, so richtig und haben Süßigkeiten, aber auch Dinge wie eine Handtasche gekauft“, freute sich Renata Niess, die die Gruppe begleitete.
Es ist wunderbar, wie viele Menschen bereit sind, sich mit ihrem Engagement für die Jahrmärkte in den beiden Ortsteilen einzusetzen und nicht selten Urlaub dafür nehmen. Denn mit den drei Tagen ist es nicht getan. Neben den vielen Schichtdiensten muss alles bestellt und eingekauft werden, und auch für den Auf- und Abbau sind viele Helferinnen und Helfer nötig.
An den Zufahrtsstraßen postierte Kleinlaster erinnerten indessen daran, dass man auch auf dem Dorf für Sicherheit sorgen muss. (cm)