Im Rahmen der Veranstaltungen 750 Jahre Schonach erfolgten bislang drei Vorträge von Wolfgang Schyle „750 Jahre Schonach im Zeitraffer“, die allesamt im Sitzungssaal des Rathauses stattfanden. Das Interesse war groß, so waren die Veranstaltungen mit jeweils rund 80 Personen ausgebucht, insgesamt konnten 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt werden.
Schyle zeigte dabei auf, dass sein Hobby das Stöbern in alten Karten und Bücher sei und er immer wieder „Neues Altes“ über Schonach und Rohrhardsberg finde.
So wurde zu Beginn aufgezeigt, dass Schonach weitaus älter als 750 Jahre sei. Dies liegt auch daran, dass die erste Urkunde über Schonach lediglich die Ersterwähnung dieser Schwarzwaldgemeinde ist. In dieser Urkunde ist die Nachbargemeinde Schönwald ebenfalls und damit gleichzeitig genannt. Diese Urkunde eines kirchlichen „Zehntbuches“ von 1275 ist damit nichts anderes als eine Steuererhebung beim damaligen Schonacher Pfarrer. Somit ist für das Jahre 1275 davon auszugehen, dass es nicht nur einen Pfarrer und eine Kirche gab, sondern auch eine Gemeinde mit Häusern und Landwirtschaft. Äußerst delikat ist der Grund für diese Steuer. Nichts anderes als ein 8. Kreuzzug war seitens des Papstes Gregor X. geplant. Sieben Kreuzzüge seit 1095 hatte es zuvor schon gegeben. Insgesamt sechs Jahre lang sollte damit auch Schonach hierfür seine „Kirchensteuer“ entrichten. Aber - der geplante 8. Kreuzzug kam nicht mehr zustande.
Weit in die Vergangenheit wurde zurückgeblickt, als ein Foto einer Steinaxt aus Amphibolit gezeigt wurde, die unterhalb des ehemaligen Haldenhofes in Schonach im Jahre 1922 gefunden wurde. Wissenschaftliche Untersuchungen datieren dieses gut erhaltene Artefakt in die Bronzezeit (2200 -1000 v. Chr.). Neueste Erkenntnisse gehen davon aus, dass diese Axt als religiöser Weihefund abgelegt wurde.
Über diverse Spekulationen über den in Schonach häufig vorkommenden Schalensteinen ging Schyle kurz ein, da diese möglicherweise als Kult- oder Opfersteine der Kelten (600 - 52 v. Chr.) benutzt wurden. Ganz in der Nähe war ja der Dreigötterstein in St. Georgen-Brigach gefunden worden, auf dem vermutlich die keltische Schwarzewaldgöttin Abnoba abgebildet ist.
Selbst ein heute nicht mehr sichtbarer Römerweg mit in Stein eingeschlagenen Fahrspuren im Gewann Schneckenloch wurde gezeigt. Diese Straße werde zeitlich allerdings eher als Nachbau der später herrschenden Alemannen eingestuft.
Nach diesem Ausflug in die Vor- und Frühgeschichte lenkte Schyle den Blick auf die Klostergründung St. Georgen 1084 und die damit einhergehende Besiedelung der Raumschaft. Nur wenige Dokumente sind über diese Zeiten vorhanden, jedoch sollen in Schonach um 1100 n. Chr. drei Höfe im Schonachtal gestanden sein.
Schonach war in den folgenden Jahrhunderten stets in die Herrschaft Triberg eingegliedert. Die Zeiten waren mühsam und Hunger der ständige Begleiter der Bevölkerung. So wurde dargelegt, dass die vorherrschende Leibeigenschaft und die vielen Kriege auch viele Opfer in Schonach forderten. Auch in den Bauerkriegen (1524/25) und im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gab es militärische Auseinandersetzungen, die auch Schonach und die Region erfassten. Im Bereich Rensberg wurden 1638 acht Männer von Weimarer Truppen erschlagen.
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 - 1714) wurde unter „Türkenlouis“ Markgraf Wilhelm von Baden der gesamte Schwarzwald gegen die heranrückenden Franzosen mit Schanzanlagen gesichert. Aus dieser Zeit rühren auch die „Schwedenschanzen“ am Rohrhardsberg und auf dem Rensberg her.
Im Bereich „Hauenstein“ ist auf einer alten Karten von 1797 in der Nähe des Karlsteins eine „Porcellain Erdhöhle“ erfasst. Hier wurde offensichtlich von Hornberg aus das wertvolle Mineral Kaolin gesucht, aus dem sich Porzellan herstellen ließ. Die Qualität war jedoch eher minderwertig, sodass ein gut 20 Meter langer Stollen in der Nähe des ehemaligen Berghofes wieder aufgegeben wurde.
Diese Zeiten waren auch von zunehmender Holzknappheit geprägt. Das Holz wurde für Gießereien, Glasbläserein und auch für den Schiffbau benötigt. Insbesondere Holland benötigte Unmengen Holz, wie die Aussage „Amsterdam wurde auf Schwarzwälder Tannen aufgebaut“ belegt. Der Rückgang der Wälder führte auch dazu, dass es für Beerdigungen nur noch einen Gemeindesarg gab, der mehrfach benutzt wurde.
Überhaupt wechselten die Herrschaftsbereiche ständig. Das vorderösterreichische Gebiet mit der Herrschaft Triberg wurde 1797 - 1803 an den Herzog von Modena in Italien abgegebenen. Auch regierten zehn Monate lang (1806) die Württemberg über Schonach, lediglich der Rohrhardsberg blieb badisch.
Kurz nach der Badischen Revolution (1848/49), als die letzten Kämpfe in Triberg und Furtwangen geführt wurden, beruhigte sich die unruhige Lage und in Schonach wurde 1856 eine Gießerei gegründet, die Ursprünge der heutigen Burger-Group. Eine Strohhut- und Turmuhrenfabrik gründeten sich kurz danach ebenfalls. Auch die Uhrenindustrie erlebte einen Aufschwung und ein kleiner Hauch von Wohlstand bildete sich heraus. Drei Steinbrüche im Untertal lieferten notwendiges Granitgestein zum Bau der Schwarzwaldbahn. Mit der Fertigstellung dieser Eisenbahnlinie durch den Schwarzwald 1873 kam auch der Tourismus auf und brachte neue Einnahmequellen.
Durch die beiden Weltkriege kam auch wieder viel Leid nach Schonach. Anhand des Schicksals von Karl Schwab wurde die ganze Unmenschlichkeit eines Krieges deutlich gemacht. Der Volkssturmmann aus Oberkirch wurde im April 1945 in der Nähe der Absetze von einem SS-Soldaten als vermeintlicher Fahnenflüchtiger erschossen.
Kurz darauf marschierten französische Truppen über das Schneckenloch in Schonach ein. Sehr befremdlich wirken auch heute noch die seltenen Fotos, auf denen die Marokkanischen Söldner abgebildet sind. Vieles ist seither wieder in Vergessenheit geraten. Durch veröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen von Monsignore Pfarrer Emil Spath (1931 - 2008) wurde diese Zeit in Erinnerung gehalten. Darin ist die Situation des Einmarsches aufgeführt und auch Übergriffe und Vergewaltigungen wurden nicht ausgespart.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war neben dem politischen und gesellschaftlichen Neubeginn auch der Flüchtlingsstrom aus den Ostgebieten eine große Herausforderung. Im Untertal entstand die „Siedlung“, ein Baugebiet mit auffallend kleinen Häusern, um Heimatvertriebene unterbringen zu können.
Seit den 1950er Jahren nahm das „Deutsche Wirtschaftswunder“ auch die Gemeinden Schonach und Rohrhardsberg mit. Vieles ist aus dieser jüngsten Vergangenheit den meisten noch bekannt. So zum Beispiel die Bauten der Schule und des Kindergartens, das Haus des Gastes und das Pfarrzentrum. Unvergessen auch die Umbauten der Sprungschanze und die Junioren-Weltmeisterschaft 1981.
Ein wenig in Vergessenheit geraten ist der Besuch des heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zusammen mit dem damaligen Bürgermeister von St. Petersburg weilte er 1993 auf Einladung des baden-württembergischen Erwin Teufel in Schonach.
Schyle wünschte zum Schluss der Vorträge den Gemeinden Schonach und Schönwald eine gute und friedliche Entwicklung. Den Besucherinnen und Besuchern wünschte er im Jubiläumsjahr alles Gute und beste Gesundheit.