Hechinger Stadtwald ist Forschungsobjekt
Drei Funktionen habe der Hechinger Stadtwald Bürgermeister Philipp Hahn am vergangenen Freitag im Ratssaal des Rathauses: Die soziale (Freizeitraum für die Bürgerschaft), die ökologische und die wirtschaftliche. Seit Mitte Februar kommt noch eine hinzu: Der Stadtwald ist Versuchsobjekt für ein Forschungsprojekt der Universität Tübingen und der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg mit dem Titel „Dry Trees: Buche und Eiche im Trockstress – Kombiniertes Monitoring zur Ursachenforschung von Waldgesundheit und Maßnahmenergreifung gegen Risiken des Klimawandels.“
Prof. Dr. Volker Hochschild vom Geographischen Institut der Universität Tübingen und Prof. Dr. Sebastian Hein, Professor für Waldbau, Waldbautechnik, Forstpflanzenzucht, Ertragskunde der Rottenburger Forsthochschule stellten zusammen mit ihren Mitarbeitern das Projekt im Ratssaal des Hechinger Rathauses vor.
Das Projekt in Kürze: Die Rottenburger Forstwissenschaftler messen in drei Bereichen unterschiedlicher Höhe (unten beim Nasswasen, oben am Trauf bei Beuren und in Halbhöhenlage) den Saftfluss und die dadurch entstehende Stammausdehnung, die sich allerdings im Hundertstel-Millimeter-Bereich abspielt. Die Tübinger Geowissenschaftler wiederum überfliegen das Gebiet mit einer Drohne mit hochspezialisierten Kameras, deren Aufnahmen gleichfalls Aussagen über die Vitalität der Bäume zulassen. Ergänzend wird mit Satellitenaufnahmen gearbeitet. Vor allem die technische Ausrüstung der Forschergruppe wird als Alleinstellungsmerkmal des Projekts verstanden, entsprechende Spezialkameras sind sehr selten. Und: Den Hechinger Stadtwald mit seinen ausgedehnten, naturnahen Bereichen konnten die Wissenschaftler nicht genug loben.
Schlussendlich, das Projekt ist auf drei Jahre angesetzt und wird von der Baden-Württemberg-Stiftung finanziert, sollen die zusammengefügten Daten der Forscher aus Tübingen und Rottenburg Aufschluss darüber geben, wie die Tauglichkeit von Eichen und Buchen im Gefüge des Klimawandels für den hiesigen Waldbau zu bewerten ist.
Ein wichtiges Projekt, von dem die Forscher erhoffen, dass die Hechinger Ergebnisse auf den gesamten Albtrauf übertragbar sind. Für den Hechinger Stadtwald stellte Sachgebietsleiter und Förster Rainer Wiesenberger die Bedeutung des Projekts heraus: „Die Buche ist die Mutter des Stadtwalds.“ Rund 40 % der Fläche sind mit Buchen bestockt, die Buchen aber leiden von den Baumarten am meisten unter Trockenperioden, wie es sie seit 2018 regelmäßig gibt. Auf den Brachflächen, die durch den Sturm im letzten Jahr entstanden sind, werden aktuell Eichen gepflanzt. Wiesenberger hofft auf die Ergebnisse des Forstprojekts, um den Waldbau in Hechingen noch gezielter auf das sich wandelnde Klima ausrichten zu können.