Bei der Mitgliederversammlung der Jugendmusikschule Gerlingen (JMS) fiel die Bilanz auch dieses Jahr positiv aus. Der Vorsitzende der JMS, Dr. Alexander Steineck, hatte in seinen Bericht auch einige interessante Ausführungen zum Thema „Künstliche Intelligenz” eingearbeitet.
Die Mitgliederversammlung der Jugendmusikschule Gerlingen wurde auch dieses Jahr wieder musikalisch eröffnet. Das Querflötenensemble der Jugendmusikschule unter der Leitung von Botond Rab hatte die Anwesenden mit „Gravement” und „Air anglois” von Jacques Hotteterre eingestimmt. Der Vorsitzende der Jugendmusikschule, Dr. Alexander Steineck freute sich, zu der Versammlung neben den Mitgliedern und dem Kollegium auch den Ersten Beigeordneten Stefan Altenberger, aktuelle und ehemalige Gemeinderäte sowie den Ehrenvorsitzenden der JMS, Volker Hauff, begrüßen zu können. Schulleiter Udo Will, könne krankheitsbedingt nicht an der Sitzung teilnehmen. Den Bericht der Schulleitung übernahm Lehrervertreter Oliver Glückler.
Glückler ging in seinem Bericht zunächst auf die Entwicklung der Schülerzahlen seit dem Jahr 2005 ein. Ab 2014 sei ein starker Anstieg festzustellen, was nicht zuletzt auf die Einführung des Klassenmusizierens an den Grundschulen zurückzuführen sei. Nach einer Hochphase habe sich die Zahl der Schüler beim Klassenmusizieren auf ein praktikables und sinnvolles Maß eingependelt. Die Schülerzahlen seien auch während und nach Corona stabil geblieben. „Sie bewegen sich in den letzten Jahren immer zwischen 1.000 und 1.100 Schülerinnen und Schülern.“ Glückler zeigte in seiner Präsentation weiter auf, dass Bläser, Tasteninstrumente, Streicher und Gitarren nahezu gleich stark im Instrumentalunterricht vertreten sind. In allen vier Instrumentalbereichen haben sich die Zahlen prozentual auf rund 24 Prozent Anteil eingependelt. Die restlichen fünf Prozent verteilen sich auf andere Instrumente.
In den einzelnen Instrumentengruppen gebe es natürlich immer wieder geringfügige Schwankungen. Aktuell habe sich die Zahl bei den Streichern und den Tasteninstrumenten etwas verringert, weil ältere Schülerinnen und Schüler nun längeren Unterricht haben. Des Weiteren gebe es die Tendenz, dass vermehrt Einzel- oder Duo-Unterricht gewünscht werde und weniger Dreier- oder Viererunterricht. Glückler führte weiter aus, dass die Schülerinnen und Schüler auch im vergangenen Jahr wieder einige Erfolge bei „Jugend musiziert” erreicht hätten, und dass die Musikschule auch wieder etliche Veranstaltungen in der Stadt veranstaltet beziehungsweise Veranstaltungen musikalisch begleitet habe. Als Beispiel nannte er das sehr gut besuchte Jahreskonzert, bei dem rund 500 Gäste begrüßt werden konnten. Die sei auch ein Indiz für das hohe Ansehen, das die JMS in der Gerlinger Bevölkerung genieße. Nicht unerwähnt ließ Glückler in seinem Bericht das Förderprogramm der JMS, dank dem begabte Schülerinnen und Schüler kostenlos 15 Minuten länger Unterricht bekommen, um sich beispielsweise noch intensiver auf Musikwettbewerbe vorzubereiten. Getragen werde die Musikschule von einem engagierten und motivierten Kollegium. „Es fühlt sich gut an, Teil dieses Kollegiums zu sein.“ Abschließend verwies der Lehrervertreter auf die zahlreichen Kooperationspartner der Schule. Mit dem Breitwiesenhaus und dem Familienzentrum im Gehenbühl seien zwei neue Partner hinzugekommen, in deren Räumen schon mehrere gut besuchte Konzerte stattgefunden hätten.
Geschäftsführerin Andrea Löhle stellte eingangs ihres Geschäftsberichts fest, dass die JMS auch weiterhin finanziell gut dastehe. Ihr Geschäftsbericht für das Jahr 2023 wies Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro aus. Größter Einnahmeposten waren die Unterrichtsgebühren mit 536.000 Euro gefolgt vom Zuschuss der Stadt mit 377.000 Euro und dem Zuschuss des Landes in Höhe von 108.000 Euro. Größter Ausgabeposten waren die Lehrervergütungen mit 943.000 Euro.
Im laufenden Jahr liege das Haushaltsvolumen erneut bei rund 1,5 Millionen Euro, so Löhle weiter. Auf der Einnahmenseite sei dies durch eine leichte Erhöhung bei den Unterrichtsgebühren zu erklären. Ziel der JMS und Vorgabe der Stadt sei eine jährliche moderate Anhebung der Gebühren. Die Jugendmusikschule wolle auch weiterhin die Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt unterstützen. Deshalb sei der Zuschusssatz im Kooperationsvertrag mit der Stadt nach unten korrigiert worden. Die Zuschüsse würden sich rein an den Personalkosten orientieren. Die Rücklage werde zum Ende des laufenden Jahres planmäßig etwas abgebaut. Ein Teil der Rücklage sei in eine Sonderrückstellung für die Betriebsrente umgeschichtet worden. Mit der Betriebsrente werde die hervorragende Arbeit der Lehrkräfte honoriert.
Abschließend dankte Löhle der Stadt für den großzügigen Zuschuss, den Eltern, die die Arbeit mit den Unterrichtsgebühren unterstützen, sowie dem Vorstand, den Mitarbeitern und Lehrern für die gute Zusammenarbeit.
Der Vorsitzende Steineck hielt eingangs seines Berichtes fest, dass er sich bei der Vorbereitung der Mitgliederversammlung immer überlege, welche aktuellen Trends es gibt und wie sich diese auf die JMS auswirken. In diesem Jahr hat sich der Vorsitzende das Thema „Künstliche Intelligenz (KI) und deren Auswirkung auf die JMS” genauer angeschaut. Steineck hatte dazu mehrere Definitionen für KI herausgesucht, darunter die des Europäischen Parlaments, die da lautet: „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren”. Steineck hielt fest, dass es durchaus eine sinnvolle Nutzung von KI gebe – etwa in der Medizin, im Umweltschutz oder bei der Prozesssteuerung in komplexen Systemen. Weiter führte Steineck aus, dass es verschiedene Arten von KI gebe. Die Generative KI sei die Form, die kreativ werden und zum Beispiel auch Fotos oder Musik erstellen kann. Bei den Sony World Photography Awards etwa sei das mit KI erstellte Bild „Die Elektrikerin“ in der Kategorie „Kreativ” mit dem ersten Platz ausgezeichnet worden. Das KI-generierte Lied „Verknallt in einen Talahon” sei in den deutschen Charts auf Platz 48 gekommen.
„Man fragt sich, wie geht das weiter“, so Steineck. Grundsätzlich sei festzustellen, dass KI ein Werkzeug sei, das den Menschen ergänzt. Die KI könne aber immer nur so gut sein, wie sie der Mensch steuert. Um Fotos oder auch Songs zu erstellen, brauche die KI viel Input an Informationen. „Die Menge und Art der Informationen, die die KI erhält, hängt von demjenigen ab, der sie damit versorgt. Darum ist auch Skepsis nötig“, so Steineck, denn KI verzerre und halluziniere auch. Anhand eines Beispiels zeigte er auf, wie KI die Schaubilder aus der Präsentation von Andrea Löhle interpretiert. Unter anderem erklärt die KI zu den Schaubildern, die Unterrichtsgebühren, Zuschüsse, weitere Einnahmen und Ausgaben in Balkendiagrammen zeigen, Folgendes: Hier werden konkrete Schritte und Verantwortlichkeiten aufgeführt, um die geplanten Veränderungen umzusetzen. Dazu gehören die Einführung neuer Technologien, Schulungsprogramme für Mitarbeiter und die Etablierung von Feedback-Mechanismen. Auf Nachfrage erklärt die KI, dass es hier um den Bericht des ersten Vorsitzenden, Alexander Steineck, gehe und erst auf weitere Nachfrage erklärt sie, dass es um die Einnahmen und Ausgaben geht. Anhand eines von einer KI komponierten Cello-Stücks zeigte Steineck dann weiter auf, wie aufwändig es für denjenigen ist, der die KI nutzen möchte, um zu komponieren, dass am Ende auch etwas Sinnvolles herauskommt. Der Aufwand sei sehr groß. Ferner hielt der Vorsitzende fest, dass die Einführung digitaler Geräte das Rechnen von Schülern verschlechtere. Schottland, Schweden und Frankreich hätten deshalb digitale Geräte im Unterricht zurückgezogen.
Zum Thema Musik und KI hielt Steineck fest, dass ausgehend davon, dass musikalisches Lernen mit Kreativität zu tun hat, und dass beim Musizieren mit anderen auch soziales Verhalten geschult wird, als Erkenntnis festzustellen sei, dass das, was die Musikschule vermitteln möchte, durch Begegnung entsteht. „Unsere Perspektive ist deshalb – echte Begegnungen in echten Musikschulen zwischen echten Menschen.“
Den Bericht der Kassenprüferin, Astrid Schiller, verlas anschließend Andrea Löhle. Sie erklärte, dass die Prüfung, weil eine Revisorin ausgeschieden ist, in diesem Jahr im Rathaus stattgefunden habe. Die Belege seien komplett geprüft worden. Bei der Prüfung seien kleine Buchungsfehler festgestellt worden, die behoben wurden. Die Prüfer empfahlen der Mitgliederversammlung die Entlastung des Vorstandes und der Kasse für das Jahr 2023.
Die Entlastung, die einstimmig erfolgte, nahm der Erste Beigeordnete Stefan Altenberger vor. In seinem kurzen Grußwort ging er auch auf das Thema KI ein und hielt fest, dass man die Technologie in manchen Bereichen sicher sinnvoll nutzen kann. Im medizinischen Bereich sei sie sicher schon hilfreich, im kreativen Bereich müsse man schauen, was die Zukunft bringt. Mit Blick auf die Musikschule hielt Altenberger fest, dass sie gute Arbeit leiste. „Jeder Euro, den die Stadt in die Jugendmusikschule investiert, ist sinnvoll.“ Die Schule habe tolle Lehrer, die motivieren können und das könne KI auf jeden Fall nicht.
Letzter Punkt auf der Tagesordnung waren die Ehrungen. Den Ehrungen voran stellte Steineck in diesem Jahr die Verabschiedung von Dr. Gabriele Badenhausen, die ab 2010 als vom Gemeinderat abgesandte Beisitzerin im Vorstand saß. Badenhausen sei immer engagiert und positiv gewesen und zudem eine wichtige Multiplikatorin für die Anliegen der JMS im Gemeinderat und der Stadtgesellschaft. Badenhausen bedankte sich für die Anerkennung. Sie habe am Anfang sehr zurückhaltend agiert, sei dann aber immer besser in die Aufgabe hineingewachsen. Es sei eine gute Entscheidung gewesen, die Gebühren kontinuierlich in kleinen Schritten anzuheben. Gut sei auch die Entscheidung gewesen, eine Betriebsrente einzuführen. Das gebe ein positives Gefühl. Abschließend bedankte sie sich für all das, was man in der Jugendmusikschule auch neben der Musik lernen könne.
Für 35 Jahre Arbeit in der JMS sollte eigentlich Oboen- und Blockflötenlehrerin Uta Jakob-Birthelmer geehrt werden. Sie konnte aber leider nicht da sein. Jakob-Birthelmer habe einen Hochschulabschluss als Musiklehrerin und Orchestermusikerin. Ihre Schüler hole sie in den Blockflötenklassen ab und begleite sie dann weiter. Der Umstand, dass es in Gerlingen außergewöhnlich viele Oboen-Schüler gebe, sei ein Hinweis auf ihre Beliebtheit und Qualität. Dies werde auch dadurch belegt, dass viele ihrer Schüler erfolgreich am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen haben.
Für 40 Jahre Arbeit an der Musikschule geehrt wurde Querflöten- und Blockflötenlehrerin Helga Konyen. „Ein großer Anteil des Gerlinger Bläsernachwuchses geht auf Helga Konyen zurück“, so Steineck. Ihr Mann Reinhard Konyen habe einmal gesagt: „An Flöten hat es nie gemangelt und auf deren Qualität war immer Verlass.“ Helga Konyen führe ihre Schüler von klein an an die Musik heran, ermuntere sie zum Ensemblespiel, zu Auftritten und auch dazu, an Wettbewerben teilzunehmen. Auch Konyen habe viele Schüler, die bei „Jugend musiziert” erfolgreich waren. Yuna Lee habe es dieses Jahr sogar bis zum Bundeswettbewerb geschafft. Konyen sei eigentlich schon länger im Rentenalter, mache aber trotzdem unermüdlich weiter. „Die Arbeit hat mir all die Jahre immer sehr viel Freude gemacht“, so Konyen. „Musik ist mein Leben. Es freut mich, wenn ich noch lange junge Menschen beim Musizieren unterstützen kann.“ Für 45 Jahre Arbeit an der Musikschule geehrt wurde Gitarren- und Klavierlehrer Rudi Schiffner. Er sei ein Urgestein, der schon bei der JMS war, als das Gebäude im Zedernweg noch nicht Musikschulgebäude war. Er könne sicher so einiges zur Geschichte der JMS erzählen. Neben Gitarre und Klavier habe Schiffner auch E-Bass und Keyboard unterrichtet und er habe einige Bandprojekte wie „Youth Unlimited” oder „Out of Control” auf den Weg gebracht. Auch sei er neuen Projekten gegenüber immer aufgeschlossen gewesen. Unter anderem habe er einige Jahre die Popklassen geleitet. Zudem war er viele Jahre Lehrersprecher. Auch Schiffner sei als Rentner immer noch für die JMS aktiv. „Ich bin immer sehr gerne hierher gekommen und ich tue es immer noch“, so Schiffner. Er gebe seine Freude an der Musik auch weiterhin gerne an seine Schüler weiter.
Abschließend bedankte sich Steineck bei Schulleiter Will, der Schulsekretärin Elke Ernst, dem Kollegium und dem Elternbeirat sowie allen Vorstandskollegen für die gute Zusammenarbeit und lud alle zu einem abschließenden Ständerling ein.
Das Schlusswort hatte der Ehrenvorsitzende Volker Hauff, der all denen dankte, die für die Organisation des Jahreskonzerts gesorgt hätten. „Man hat da Gemeinschaft gespürt – vielen Dank dafür. Ich freue mich, Teil dieser tollen Gemeinschaft zu sein.“
Text/Fotos: Tommasi