Efeu – Lebensgefährlich und lebensrettend
Wir sehen den Efeu oft düster auf Friedhöfen wuchern und tatsächlich ist die robuste Pflanze für den Menschen giftig. Dieses Image ist jedoch nur ein Teil der Geschichte.
Denn in den Herbst- und Wintermonaten, wenn Nachtkerze, Distel und Brennnessel längst verblüht sind, legt der Efeu erst richtig los und ist in der kalten Jahreszeit für manche Tiere der Lebensspender schlechthin. Im September und Oktober bringt der immergrüne Efeu zunächst seine Blüten hervor, und das als einziges heimisches Gehölz so spät im Jahr. Die kleinen kugelförmigen, gestielten Blütenstände bestehen aus etwa 20 blassgelben Einzelblüten. Diese sind zwar in Farbe und Größe eher unscheinbar, fallen manchen Tieren aber besonders auf: Bienen, Wespen, Schmetterlinge und Falter freuen sich bis in den November hinein über die wichtige Nahrungsquelle. Umgekehrt ist die wuchernde Pflanze auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.
Denn aus den Blütenständen entwickeln sich fünf bis neun Millimeter große blauschwarze, kugelige Früchte. Wie ein Beerenstrauß hängen sie dicht aneinander und dienen Vögeln wie Gartenrotschwanz, Star, Amsel, Rotkehlchen und Drosseln als willkommene Wintermahlzeit. Denn im Dezember und Januar ist das Buffet für Vögel ziemlich leer geräumt und die Tiere sind auf späte Fruchtträger angewiesen. Efeu hilft also auch Vögeln über die kalte Jahreshälfte. Genau aus diesem Grund ist es ratsam, den Efeu ausblühen zu lassen und ihn nicht vor dem Winter zurückzuschneiden.
Im Gegensatz zur lebenswichtigen Bedeutung für Insekten und Vögel steht die Giftigkeit für Efeufrüchte für den Menschen. Besonders für Kinder kann der Verzehr gefährlich werden. Bereits ein bis zwei Beeren wirken sich auf den Verdauungstrakt und den Kreislauf aus. Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen und Krämpfe sind Symptome einer Vergiftung.
Das oft düstere Efeu-Image kommt also nicht von ungefähr. Deshalb: Finger weg von Efeublüten und Efeufrüchten. Dann bleibt auch mehr für hungrige Insekten und Vögel.