Letzte Woche hat die Stadt Gerlingen zum zweiten Mal zur Ehrenamtsgala eingeladen. Über 400 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus Gerlinger Vereinen und Institutionen waren der Einladung gefolgt und erlebten einen unterhaltsamen Abend.
Die zweite Ehrenamtsgala der Stadt Gerlingen startete musikalisch mit Songs aus den 50er Jahren und sportlich mit der modernen Art des Seilspringens - Rope Skipping. Das Duo „Rock’n‘ Ropes“ stimmte das Publikum mit seiner flotten Performance auf den Galaabend ein und erhielt dafür großen Beifall.
Bürgermeister Dirk Oestringer bedankte sich eingangs seiner Ansprache bei dem Duo für den schwungvollen Auftakt. Das Stadtoberhaupt freute sich zu der Gala so viele Gäste begrüßen zu können, unter ihnen auch zahlreiche Mitglieder des Gemeinderates, der Erste Beigeordnete Stefan Altenberger und Mitarbeiter der Verwaltung. „Heute Abend stehen keine politischen Debatten im Vordergrund, keine Haushaltszahlen, umzusetzende Projekte oder Tagesordnungen - sondern Sie als Menschen“, begrüßte Oestringer die Ehrenamtlichen. „Menschen, die Zeit schenken, wo andere keine haben. Die mit anpacken, wo Hilfe gebraucht wird. Und vor allem nicht fragen, was sie dafür bekommen, sondern was sie geben und bewirken können.“ Das Gerlinger Ehrenamt habe sich heute hier versammelt, so das Stadtoberhaupt.
Zur Gala sind 100 Organisationen und Vereine eingeladen worden. Knapp über 400 Personen haben zugesagt. In den Vereinen, Organisationen und Institutionen seien noch viel mehr Ehrenamtliche aktiv. „Das allein ist ein beeindruckendes Zeichen für das, was in unserer Stadt täglich geleistet wird.“
Die Ehrenamtsgala sei mehr als ein festlicher Anlass, sie sei ein gemeinsames Zeichen der Anerkennung, Dankbarkeit und vor allem Wertschätzung von Gemeinderat und Stadtverwaltung für all jene, die in der Stadt Verantwortung übernehmen, mitgestalten und anpacken. „Ohne das, was sie Tag für Tag, Woche für Woche leisten, wäre Gerlingen nicht das, was es heute ist: lebendig, solidarisch und menschlich“, betonte Oestringer. Und weiter: „Ehrenamt ist kein Hobby. Es ist gelebte Verantwortung. Verantwortung für unsere Mitmenschen, unsere nächste Generation, aber vor allem: Verantwortung für unser jetzt.“ Gerade in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt oft unter Druck stehe, sei der Einsatz der ehrenamtlich Aktiven von unschätzbarem Wert. Ehrenamtliche würden Mut machen, Halt geben, Begegnungen schaffen und zeigen, dass Gemeinschaft dort entsteht, wo Menschen bereit sind, etwas zu geben ohne gleich etwas zu fordern.
In Deutschland gebe es eine Ehrenamtsquote von 20 Prozent, so das Stadtoberhaupt weiter. In Baden Württemberg seien besonders viele Menschen ehrenamtlich engagiert. Hier betrage die Ehrenamtsquote über 46 Prozent und damit liege man vor Schleswig-Holstein und vor Bayern. „Gerlingen gehört mit zu den Städten, die von dieser Kultur des Miteinanders getragen wird.“ Bürgerschaftliches Engagement sei aus dem Leben in der Stadt nicht wegzudenken. „Das erfüllt uns als Stadt und vor allem auch mich als Bürgermeister mit Stolz. Und vor allem, sie begeistern andere Menschen damit.“
Die Vereinslandschaft in Gerlingen mit fast 100 aktiven Organisationen sei etwas Besonderes. Diese Vielfalt sei ein Schatz und zugleich Spiegelbild der Stadt - bunt und engagiert. Vereine würden Werte vermitteln, Raum für Gespräche schaffen und seien ein wichtiger Ausgleich zum Alltag. Und wer sich im Verein engagiere, bereichere damit nicht nur das Leben anderer, sondern auch das eigene durch sinnstiftende Aufgaben, neue Kontakte und das gute Gefühl, gebraucht zu werden. Neben den Vereinen spiele auch das Engagement in der Kommunalpolitik, besonders im Gerlinger Gemeinderat, eine zentrale Rolle für das Miteinander in der Stadt. „Nur wenn sich Menschen engagieren, kann sich eine Demokratie mit all ihren Möglichkeiten der Mitbestimmung voll und ganz entfalten“, hielt Oestringer fest.
Das Stadtoberhaupt hielt weiter fest, dass sich die Welt und damit auch das Ehrenamt verändere. Viele Vereine hätten sich neu aufgestellt, seien digitaler und offen für flexible Mitmachformate geworden, ihrer Sache dabei aber immer treu geblieben. Auch Geflüchtete und neu Zugezogene würden in den Vereinen Anschluss finden - sie seien Orte, an denen Integration ganz praktisch und unmittelbar gelinge.
So stark das Ehrenamt in Gerlingen auch verankert sei, die Herausforderung würden nicht kleiner. Es gebe unterschiedlichste Gründe, die es den Menschen nicht leichter machen, sich langfristig zu engagieren. Nachkommende Generationen seien bereit mitzugestalten, wollten aber nicht dauerhaft gebunden sein. Das mache die Findung von Nachwuchskräften schwieriger. In der Veränderung liege aber auch hier eine Chance. Wenn man Engagement etwa zeitlich flexibler, projektbezogener, individueller denke. Viele Vereine seien da bereits mutig unterwegs. Verantwortliche, die sich dauerhaft einbringen und langfristig in Vereinen wirken, brauche es aber auch.
Die Stadt sei gefragt, passende Strukturen zu schaffen, um Ehrenamt zu ermöglichen. Diejenigen, die sich für andere einsetzen, dürfen dabei selbst nicht auf der Strecke bleiben. „Wir sollten uns bewusst sein, dass Ehrenamt kein Selbstläufer ist. Aber es soll auch keine Last sein, sondern eine Aufgabe, die wir gemeinsam gestalten können“, so Oestringer. Genau das mache Hoffnung. Offenheit, ein regelmäßiger Austausch wie beispielsweise beim jährlichen Vereinsvorsitzenden-Treffen und klare Kommunikation auf Augenhöhe könne dabei helfen, Ehrenamtliche nachhaltig einzubinden. Ein hilfreiches Angebot sei auch das digitale Ehrenamtsportal „Engagier Dich“. Ziel der Plattform, die im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, ist es, ehrenamtlich Interessierte und Vereine, Institutionen und Initiativen schnell und unkompliziert miteinander zu verknüpfen. Das Online-Portal ist unter „ehrenamt.gerlingen.de“ erreichbar. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den das Stadtoberhaupt ansprach, ist die finanzielle Unterstützung der Vereine, die in Gerlingen durch jährliche Vereinszuschüsse, Jubiläumszuschüsse und Zuschüsse bei größeren Investitionen erfolgt. Auch die Gerlinger Bürgerstiftung unterstützt ebenfalls Projekte und sie hat auch die Ehrenamtsgala mitfinanziert. Für das Jahr 2026 können übrigens noch bis Ende August Förderanträge bei der Bürgerstiftung gestellt werden. Und Unterstützung für Ehrenamtliche gebe es auch im Rathaus. „Sie wissen, dass unsere Tür im Rathaus immer für Sie offen steht.“
Zum Schluss seiner Rede dankte Oestringer noch einmal allen Ehrenamtlichen. „Gerlingen wäre ohne Ihr Engagement nur eine Ansammlung von Gebäuden. Sie machen unsere Stadt erst lebendig. Dafür danke ich Ihnen sehr!“ Und das Stadtoberhaupt dankte auch all denen, die die Ehrenamtsgala möglich gemacht haben - allen voran Stefan Fritzsche und Birte Hillmann mit ihrem Team vom Amt für Jugend, Familie und Senioren sowie allen weiteren Helferinnen und Helfern. „Wir hoffen, dass die heutige Veranstaltung und auch der Austausch über die Wichtigkeit des Ehrenamts Ihnen neue Motivation gibt, Ihre ehrenamtliche Arbeit noch viele Jahre mit so viel Elan und Einsatz weiterzuführen.“ Vielleicht würden auch die einen oder anderen dem guten Beispiel folgen und sich mit dem „Ehrenamtsfieber” anstecken lassen.
Direkt im Anschluss ging es weiter mit dem Duo Forzarello, das die Besucher mit Jonglage, Trommelwirbeln und viel Humor unterhielt und damit für viel Heiterkeit im Publikum sorgte. Auf die Frage „Wollt ihr noch mehr“ erntete das Duo gleich mehrfach ein lautstarkes „Ja“. Und dem Wunsch kamen Herr Hellebrand und Herr Breitschwert gerne nach.
Für musikalische Unterhaltung vor und nach dem Programm sorgten mit einer Mischung aus französischen Chanson und Jazz die Band „Bidonville“. Bei Häppchen und guten Gesprächen ließen die Gäste den Abend in der Stadthalle dann ausklingen.
Text/Fotos: Tommasi