Redaktion NUSSBAUM
71263 Weil der Stadt
Neues aus Weil der Stadt

Ehrenamtspreise der Stadt vergeben

Die Stadt Weil der Stadt hat 2024 wieder verdiente Bürgerinnen und Bürger sowie Gruppen ausgezeichnet, die sich für andere Menschen engagieren.
Ehrenamtsabend der Stadt Weil der Stadt
Ehrenamtsabend der Stadt Weil der StadtFoto: Stadt Weil der Stadt

Die Stadt Weil der Stadt hat 2024 wieder verdiente Bürgerinnen und Bürger sowie Gruppen ausgezeichnet, die sich für andere Menschen engagieren – freiwillig, unentgeltlich und in ihrer freien Zeit. Der Festakt dazu fand am 5. Dezember (dem internationalen Tag des Ehrenamts) im Klösterle statt. Bürgermeister Christian Walter fand für jeden persönliche Worte und übergab die Preise in diesem sehr schönen Rahmen. Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch Till Veeh. Im Wochenblatt stellen wir Ihnen die Einzel-PreisträgerInnen sowie die ausgezeichneten Gruppen vor.

Karolina Nourddine

Karolina Nourddine, 42 Jahre, Lehrerin, lebt mit Mann und Kindern in Merklingen. So weit, so normal. Doch es gibt diese Momente, die das Leben auf den Kopf stellen. Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine und alles änderte sich.

Zwei Tage später saß sie im Auto, vollgepackt mit Hilfsgütern und machte sich auf den Weg in ihre polnische Heimatstadt Rybnik. Als sie dort ankam, und obwohl Rybnik knapp 400 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist, waren schon zahlreiche Geflüchtete in der Stadt. Nourddine unterstützte eine Freundin, die die Erstaufnahme in einer Schule organisierte und eine Hilfsorganisation. „Ich könnte heute noch heulen, wenn ich daran denke, wie Frauen mit Kindern dort ankamen, sie sind geflüchtet mit dem Zug, Auto, zu Fuß, hatten nur einen Koffer, waren traumatisiert, hatten nicht geschlafen. Danach konnte ich nicht sagen, ich mache nichts mehr“. Seitdem hat sie viele geflüchtete Familien bei sich untergebracht, weitere Hilfsgüter

gesammelt, Spendenaktionen organisiert und ein Netzwerk aufgebaut. Mit dem ukrainischen Helfer Ivan Bogdan hat sie einen Freund gefunden, durch den sie einen direkten Draht ins Kriegsgebiet hat. Von ihm erfährt sie, was vor Ort etwa beim Militär oder in Krankenhäusern gebraucht wird. Mit Spendengeldern kauft sie die benötigten Güter und schickt sie in die Ukraine. Sie erinnert sich, die ersten drei Spendenaktionen liefen gut, doch umso länger der Krieg dauerte, desto weniger kam zusammen. Dabei werden nach wie vor ständig Hilfen benötigt. „Manche fragen mich, warum ich weitermache. Tja, wir in Deutschland können den TV ausmachen und in Ruhe schlafen gehen, aber ich habe Freunde in der Ukraine, die keine Ruhe haben. Und wenn ich einen Kuchen backe und das rettet jemandem das Leben, dann mache ich weiter“, so Nourddine.

Sie und ihre „Mädels“ aus Weil der Stadt, die sie stets unterstützen, sind kreativ geworden, um Spenden zu akquirieren. Neben Kuchenbasaren auf dem Stadtfest organisiert Nourddine regelmäßig Vernissagen mit eigens gestalteten Kunstwerken. Zuletzt hat sie den gemeinnützigen Verein Karolina Art Aid gegründet. Für ihr Engagement bekommt Nourddine einen Sonderpreis von der Stadt Weil der Stadt verliehen. Sie betont jedoch: „Das Ganze würde nicht funktionieren ohne den Rückhalt meiner Familie, den AK Asyl, die Mädels, meinen Arbeitgeber oder jüngst auch Gemeinderat Scheerer, der mir bei der Vereinsgründung geholfen hat.“ Es gebe viele weitere Menschen, die sie nennen könnte. Fakt sei auch: In diesem Netzwerk „habe ich Freunde fürs Leben gefunden“. Sie dankt zuletzt und vor allem den Spendern, die regelmäßig zu ihren Veranstaltungen kommen und Kuchen und Bilder kaufen.

Das Zeltlager-Team der katholischen Pfarrjugend

50 Jahre gibt es das Zeltlager der katholischen Pfarrjugend Weil der Stadt nun schon. Aber man wird niemanden finden, der von Anfang an dabei ist. In einem Sprichwort heißt es: „Der Jugend gehört die Zukunft“. Im Fall des Projektes muss es heißen: „Der Jugend gehört das Zeltlager“. Dies sei in der Organisationsstruktur begründet, erklärt Sedrik Holler aus Weil der Stadt, einer der Leiter: „Die Leiterrunde sind 17 Leute, alles ehemalige Teilnehmer“. Es gibt zwei Lagerleiter, einen Materialwart, das Küchenteam und die Zeltleiter. Teilnehmen an dem zweiwöchigen Sommercamp kann man im Alter zwischen 10 bis 15 Jahren. Ab 16 Jahren kann man sich bereits als Zeltleiter ehrenamtlich engagieren, ab 18 als Lagerleiter.

Dass die jungen Menschen das Lager selbst verwalten und es keine Probleme gibt, Ehrenamtliche zu finden, spricht für sich. Was macht diese Ferienaktivität so toll? Holler erinnert sich, wie er mit 12 Jahren erstmals teilnahm. Auch seine Geschwister waren dabei. Von da an kam er jedes Jahr wieder, später als Materialwart und inzwischen seit zwei Jahren als Leiter. „Das ist hier der beste Urlaub, es gibt keinen Kontakt zur Außenwelt, keine Handys“, sagt er. Es gebe ein bewusstes Miteinander mitten in der Lautracher Natur, ganz ohne Ablenkung. Die Tage sind mit Spielen durchgeplant, „da bleibt für Heimweh keine Zeit“, sagt Holler. Zum Frühstück gibt es frische Milch vom Bauern. Es gibt auch eine Wanderung über mehrere Tage, und, so sagt er, „da schlafen wir unter freiem Himmel“. Die Gemeinschaft, die in der Abgeschiedenheit entsteht, lässt einen nicht mehr los, das kann auch Holler bestätigen. Er hat vor drei Jahren dort seine Freundin kennengelernt. Und: „auch die Eltern einiger Teilnehmer waren früher hier“. Gelegentlich verirren sich auch Ehemalige, „die nicht loslassen können“, so Holler, ins Lager für einen kurzen Besuch. „Sie sind immer gern gesehen“, sagt er fröhlich.

Holler gibt zu, die Organisation des Lagers und die junge Horde in Schach zu halten, sei schon anstrengend. Doch er engagiert sich dennoch gern ehrenamtlich für das Projekt: „Jetzt will ich was zurückgeben“. Und es mache ihn jedes Jahr stolz, zu sehen, „was man als Team geschafft hat“. Darum freut er sich, dass die Leiterrunde nun mit dem Ehrenamtspreis für ihre Leistung ausgezeichnet wird. Doch er findet, ein besonderer Dank gelte aber auch der Familie Borger, die jedes Jahr unterstützt und Ricarda Stäbler, die immer dafür sorgt, dass der Container mit dem Material zum Lager gelangt.

Nächstes Jahr wird Holler wieder als Lagerleiter dabei sein, doch dann wird er mit 23 Jahren der Älteste im Team sein. Aber so ist das bei diesem Projekt nun mal. Die Jungen lernen von den Älteren und übernehmen dann Verantwortung, nachdem sie selbst Teilnehmer waren. So schließt sich der Kreis, und das schon seit 50 Jahren.

Marc Decker

Es ist nicht so, dass Marc Decker, 46 Jahre, aus Weil der Stadt wenig zu tun hätte. Er leitet eine Steuerberaterkanzlei, ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern. Trotzdem nimmt er sich die Zeit für ein paar Ehrenämter – nun, es sind mehr als sieben. Wieso? „Wenn keiner was macht, gibt’s nichts“, antwortet er knapp. Von der Nominierung für den Ehrenamtspreis ist er überfordert. „Ich stehe nicht gern im Rampenlicht. Ich bin jemand, der sich in der zweiten Reihe sieht. Es gibt Menschen, die noch viel mehr machen“, gibt er zu bedenken. Doch es nützt nichts. Für sein zusammengerechnet weit über ein halbes Jahrhundert andauerndes ehrenamtliches Engagement möchte man ihn nun geehrt sehen.

In viele Tätigkeiten ist er von klein auf hineingewachsen. Da wäre zum einen die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, der er ab dem sechsten Lebensjahr angehörte und bei denen, wie er sagt, Freundschaften entstanden, die bis heute andauern. Nachdem er drei Jahre der Jugendorganisation vorgestanden hatte, gründete er 2003, einen Förderverein und ist seitdem dort Vorstand und Kassier, sammelt Beiträge von ehemaligen Pfadfindern ein. Kassier, pardon, Schatzhexe ist er auch bei den Weiler Hexen seit 2007. Seit er ein kleines Kind war, fühlt er sich „mit Leib und Seele den Hexen angehörig. Ich bin Hexe seit Geburt.“

Darum liegen ihm die närrischen Wochen im Jahr am Herzen. Und weil er es schade fand, dass am Rosenmontag in Weil der Stadt nicht viel los war, erfand er vor zwei Jahren die Brunnenfasnet. Ja, er muss zugeben, „Idee und Organisation gehen auf meine Kappe“. Und wenn man gerade bei Schuldzuweisungen ist, wer hat den Weiler Taler erfunden und verwaltet ihn bis heute ehrenamtlich? Es ist Marc Decker. Zustande kam das Projekt, als er Mitglied im Gewerbeverein war. Und da ist noch der Stadtjugendring, auch dort ist er seit 21 Jahren Kassier.

Die Tätigkeit des Kassiers zieht sich wie ein roter Faden durch seine Ehrenämter. Und langsam muss auch Decker zugeben: vielleicht ist er nirgendwo im Vorstand, doch in vielen Vereinen ist er eine langjährig Konstante – der Mann auf den in Sachen Kasse Verlass ist. Das bringt wohl auch sein Beruf mit sich. Für "Spass uff dr Gass" kümmert er sich außerdem seit 2006 um die Verpflegung sowie die Sponsorensuche und ist selbst einer der Sponsoren.

Bei so kleinen Engagements wie dem Ausschank von Heißgetränken am Martinstag, winkt er dann aber ab, das sei doch nur einmal im Jahr, nicht der Rede wert. Für Decker sei es einfach normal, sich in der Gemeinde einzubringen. Und möglich ist ihm das nur, da sein großer Freundeskreis ihm immer zur Seite steht und ihn bei jeder Aktion unterstützt. Darum freut es ihn, dass sein Nachwuchs in seine Fußstapfen tritt. Die beiden Teenager sind auch bei den Pfadfindern und helfen bereits mit, etwa am Martinstag, so Decker.

Second-Hand-Kleideraktion der katholischen Kirchengemeinde St. Peter & Paul

Seit 20 Jahren findet zweimal jährlich die Second-Hand-Kleideraktion statt – ein Projekt, das günstige Kleidung für alle zugänglich macht. Zum Jubiläum wird die Aktion, die ohne das überragende Engagement der zahlreichen Freiwilligen nicht möglich wäre, mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Organisiert wird das Ganze vom Sozialausschuss der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul.

Brigida Krauss, die seit 2022 gemeinsam mit Rita Dann die Organisation leitet, erinnert sich an die Anfänge. „Im Sozialausschuss fragten wir uns damals: Was können wir tun? Woran fehlt es?“, erzählt sie. Daraus entstand die Kleideraktion, maßgeblich von Angela Knupfer angestoßen, die bis 2015 die Leitung übernahm, gefolgt von Gerda Rupert bis 2022. Der anhaltende Erfolg sichert der Aktion ihr Bestehen. Jedes Jahr steigen sowohl die Erlöse, als auch die Menge der gespendeten Kleidung. Die Spendengelder gehen unter anderem an Organisationen wie AK Asyl, die Tafel oder die Stiftung Unámonos. Auch bei persönlichen Notfällen in Weil der Stadt unterstützt das Projekt finanziell.

Die Vorbereitungen beginnen eine Woche vor Verkaufsstart. In der Wagenbauhalle der Narrenzunft im Spital richten die Ehrenamtlichen alles her. Sie bauen Stände auf, sortieren die Kleidung, hängen sie auf Kleiderbügel und kümmern sich während der Aktion um Nachschub und Ordnung. Übriggebliebene Kleidung wird vom Missionswerk Friedensbote e.V. abgeholt. Die Aktion steht nicht nur für soziale Unterstützung, sondern auch für Nachhaltigkeit – ein Aspekt, der Krauss besonders am Herzen liegt. Während den Öffnungszeiten wird die Halle zu einem Treffpunkt, bei dem sich Stammkunden treffen und ins Gespräch kommen. Immer wieder gibt es bewegende Momente, die den Aufwand rechtfertigen. Sei es die Seniorin, die für einen Euro einen Wintermantel findet und vor Freude Tränen in den Augen hat, oder jüngst die schnelle Hilfe für eine Frau, die nach einem Wohnungsbrand mit Kleidung versorgt wurde. „Solche Erlebnisse zeigen, dass wir das Richtige tun“, sagt Krauss.

Die Auszeichnung mit dem Ehrenamtspreis ist für Krauss und ihr Team eine große Anerkennung. „Es ist eine Ehre und schön, dass unsere Arbeit gewürdigt wird“, freut sich Krauss und blickt mit Stolz auf zwei Jahrzehnte einer Initiative zurück, die mit viel Herzblut getragen wird.

Waltraud Rüger

Es gibt Menschen, die gehen voll und ganz in ihrem Ehrenamt auf. So wie Waltraud Rüger aus Weil der Stadt, die darin sogar ihren „Traumjob“ gefunden hat, sagt sie. Waltraud Rüger ist seit 20 Jahren Jobpatin für Schülerinnen und Schüler, die kurz vor dem Schulabschluss stehen. Und nach all den Jahren kann die studierte Berufspädagogin mit Stolz von sich sagen: „Bis jetzt habe ich sie alle durch gekriegt.“

Jobpaten unterstützen Schülerinnen und Schüler bei der Ausbildungssuche. Das Angebot wird in den Schulen vorgestellt und anschließend können sich die Jugendlichen bei der Schulsozialarbeit anmelden. „Früher war ich die einzige Frau, da wollten alle Mädchen natürlich zu mir“, erinnert sie sich. Anfangs seien es vor allem Mädchen aus türkischen Familien gewesen, heute kämen eher Jungs mit teils schlechten Schulnoten auf die Jobpaten zu. Die Paten springen dann ein, wenn es Eltern aus Zeitgründen oder etwa aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich ist, ihre Kinder bei den nächsten Schritten ins Berufsleben zu unterstützen. „Oft sind es Kinder von Alleinerziehenden“, so Rüger.

Manche Schülerinnen und Schüler wissen schon, was sie einmal werden möchten. Wenn dem nicht so ist, findet die erfahrene Jobpatin im Gespräch heraus, wo ihre Interessen und Stärken liegen. Dann hilft sie im Bewerbungsprozess, vom Anschreiben bis hin zum Training für das Vorstellungsgespräch. Und es kommt auch mal vor, dass Rüger den Hörer in die Hand nimmt und sich persönlich bei Ausbildungsstellen für ihre Schützlinge starkmacht. Denn sie weiß, dass Schulnoten nicht immer viel darüber aussagen, welche besonderen Fähigkeiten ein Schüler hat. „Manche kommen einfach etwas spät aus der Pubertät“, sagt sie mitfühlend. Für viele Teenager wird Rüger eine wichtige Bezugsperson.

Zu ihrer Freude melden sich einige auch später immer wieder bei ihr, auch wenn sie sich als Erwachsene nochmals beruflich umorientieren möchten. Inzwischen ist die Vollblut Jobpatin 65 Jahre alt und da sind auch zwei Enkel, die ihre Aufmerksamkeit einfordern. Ans Aufhören denkt sie aber nicht: „Ich mache weiter, solange es mir Spaß macht. Es ist jedes Mal ein neues Abenteuer.“ Über den Ehrenamtspreis freut sie sich sehr. Als der Briefumschlag von der Stadt bei ihr im Briefkasten lag, dachte sie erst, dass sie geblitzt worden sei. „Ach Gott sei Dank“, war dann ihre erste Reaktion, erzählt sie. Sie freue sich, wenn durch die Preisverleihung das Projekt „Jobpaten“ wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gelangt . „Wir arbeiten im Verborgenen und seit Corona sind wir in den Schulen nicht mehr so präsent“, bedauert sie. Auch wäre es gut für die Schülerinnen und Schüler, wenn sich das Projekt mit dem örtlichen Gewerbe verknüpfen könnte. „Das hat bisher leider nicht geklappt.“

Alfred Simonis, Dirk Georg Kaltenbach, Björn Wiskow von den Alten Herren der Abteilung Fußball in der SpVgg Weil der Stadt sowie Falk Wiskow

Herzstillstand, wenn es passiert müssen die Anwesenden schnell reagieren. Doch das ist leichter gesagt als getan. Gerade wenn man noch nie Zeuge einer solchen Situation war, oder der Erste-Hilfe-Kurs doch schon länger her ist, haben viele Menschen Angst, trauen sich nicht gleich, etwas zu tun. „Mut haben, oder wenigstens Leute dazu holen“, das empfiehlt Alfred Simonis, denn: „Es gibt immer jemanden, der helfen kann.“

Als im vergangenen Jahr ein Mannschaftskamerad der Fußball Alten Herren in Weil der Stadt bei einem Spiel am Abend umkippt, ist es Simonis selbst der blitzschnell reagiert, gemeinsam mit drei weiteren Männern. Simonis und Teamkollege Dirk Kaltenbach aus Weil der Stadt reanimieren den betroffenen Kameraden, Björn Wiskow aus Weil der Stadt und ebenfalls von den Alten Herren sowie dessen Bruder Falk Wiskow, der an dem Abend zu Besuch ist, eilen zum nächsten Defibrillator. „Er wurde ein paar Mal geschockt. Ohne den Defibrillator wäre es vielleicht ganz anders ausgegangen“, so Simonis.

Fast ein Jahr ist das alles her und für die Teamleistung erhalten die vier Männer nun einen Sonderpreis. Nominiert hat sie der Kamerad, der ihnen sein Leben verdankt. Und, so erzählt er in einem Schreiben an die Stadt: „Sie haben mich nicht nur erfolgreich reanimiert, und somit vor dem sicheren Tod bewahrt, sondern auch vor neurologischen Schäden wurde ich verschont.“ Dass jede Minute zählt bei einer Reanimation, das wissen die vier Retter. Simonis ist zwar Anwalt, war aber einige Zeit neben dem Studium als Rettungssanitäter ehrenamtlich im Einsatz. Kaltenbach ist nebenberuflich seit 15 Jahren aus Überzeugung Ersthelfer, Brandschutzhelfer und Räumungsbeauftragter. Die Gebrüder Wiskow sind beide von Beruf Kriminalbeamte und haben daher aus beruflichen Gründen mit Erster Hilfe zu tun.

Im Sommer treffen sich der gerettete Freund und Simonis am Ort des Geschehens auf dem Kunstrasenplatz in Weil der Stadt. Dort erzählt er ihm nochmal, was alles geschehen ist. Er weiß noch: „An dem Abend hat es stark geregnet und danach war eigentlich die Weihnachtsfeier geplant.“ Und er betont: „Wir haben das als Team geschafft“, die ganze Mannschaft hat mitgeholfen. Etwas Glück war auch dabei: Nicht nur weitere, per App alarmierte, ehrenamtlichen Lebensretter, sondern auch der Notarzt war sehr schnell zur Stelle. Auch der Rettungswagen war nach weniger als zehn Minuten da. Nach 30-minütiger Reanimation konnte der Freund dann lebend ins Krankenhaus transportiert werden.

Simonis, Kaltenbach und die Wiskow Brüder freuen sich über den Preis, „wichtiger ist aber, dass der Kamerad gerettet ist“, so Simonis. Scherzhaft sagt er abschließend: „Wir erwarten jetzt aber, dass seine Enkel nach uns benannt werden.“

Ehepaar Dorothea und Wolfgang Fischer

Einen Ehrenamtspreis bekommt das Ehepaar Fischer aus Weil der Stadt gemeinsam verliehen. Das macht Sinn, denn unter den unzähligen Engagements finden sich einige, die sie verbindet. Angefangen beim TSV Merklingen, Abteilung Tennis, der sie beide seit 1977 angehören. Dorothea Fisch er ist dazu seit 2010 aktiv im Ausschuss der Tennisabteilung, derzeit Schriftführerin im Vorstand und im Wirtschaftsausschuss zuständig für die Verpflegung und Organisation zahlreicher Veranstaltungen und hilft mit bei der Betreuung von Schulkindern beim Kooperationsprojekt „Schule und Vereine“.

Wolfgang Fischer war jahrelang zuständig für die Vereinszeitschrift „Setpoint“. Seit 1985 sind beide aktive Mitglieder im Kulturverein Manufaktur Weil der Stadt e.V. Er ist seit 2012 im Vorstand. Sie ist seit 1985 Gründungsmitglied des Partnerschaft mit der Dritten Welt

Eine Welt Laden e.V., er war im gleichen Verein von 2012 bis 2015 Vorsitzender. Beide sind Mitglieder bei Bündnis 90 / Die Grünen. Sie war viele Jahre Sprecherin des Ortsverbandes und ist derzeit Kassiererin. Für die Grünen waren die beiden auch im Gemeinderat und gaben sich die Klinke in die Hand: Dorothea Fischer war von 1994 bis 2009 im Gremium, ihr Mann übernahm 2009 bis 2019, war auch Stellvertretender Bürgermeister. Besonders eingesetzt hat er sich in der Zeit gegen ein Bauvorhaben im Naturschutzgebiet Mönchsloh und dafür, dass Weil der Stadt im Jahr 2014 als Fairtrade Town ausgezeichnet wurde.

Das Paar ist übrigens seit der Jugend ein starkes Team, denn schon in der Schule lernten sie sich kennen, erzählen die beiden. „Wir hatten jetzt goldenen Hochzeitstag“, verrät Dorothea Fischer, heute 70 Jahre alt. Zu den Gründen für ihr Engagement sagt ihr 71-jähriger Ehemann: „Wie kann man denn immer nur nehmen? Man muss sich schon einbringen, damit was passiert.“ Seine Frau ergänzt: „Man kriegt ja auch viel zurück, Freundschaft und ein gutes Miteinander.“ Aus einer Krabbelgruppe für Kinder entstand zwischen ihr und anderen Eltern ab 1981 eine Gemeinschaft, aus der „vieles entstanden ist“, sagt sie. Wie etwa der Elterninitiative – Verein für ein kinderfreundliches Weil der Stadt e.V., den sie 1986 mit begründet. Während ihre Kinder in der Schule waren, war sie von 1986 bis 1995 Mitglied des Elternbeirats der Würmtalschule. Außerdem war sie Mitorganisatorin der Friedensgruppe Weil der Stadt in den 1980er Jahren.

Auch Wolfgang Fischer war im Elternbeirat von 1994 bis 1997 in der Realschule Weil der Stadt, zehn Jahre war er Ehrenamtlicher Richter beim Landgericht Stuttgart, 15 Jahre ehrenamtlicher Prüfer der Industrie- und Handelskammer der Region Stuttgart und fünf Jahre Mitglied im Aufsichtsrat Sozialstation gGmbH. Eine Herzensangelegenheit bis heute ist jedoch der 2011 von ihm gegründete Partnerschaft Gesunde Welt Klinikverbund Südwest e.V., dem er vorsitzt. Nachdem der Klinikverbund die Partnerschaft mit dem Lubaga Hospital in Uganda beendet hatte, nahm Fischer dies selbst in die Hand. Seitdem hat der Verein 2,75 Millionen Euro Spenden erworben, mit denen Geräte, Fotovoltaik Anlagen für medizinischen Einrichtungen in Uganda und inzwischen auch in Kamerun beschafft werden konnten.

Die Fischers haben die Projektpartner in Uganda mehrfach auf eigene Kosten besucht. Im Januar stehe die nächste Reise an, so Dorothea Fischer „Dann machen wir uns ein Bild davon, was die Mittel bewirkt haben“, sagt Wolfgang Fischer.

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von Redaktion NUSSBAUM
18.12.2024
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