Der Anrufbeantworter tönt noch fröhlich: „Herzlich willkommen im Café und Aussichtsrestaurant Sommerberghotel … wegen Umbau derzeit geschlossen.“ Ein freundlicher Ton, der hoffen lässt. Doch wer sich auf den Weg nach oben macht – 300 Höhenmeter über der Stadt, direkt an der Bergbahn gelegen, steht vor verschlossenen Türen. Kein Umbau-Schild, kein Bauzaun, keine sichtbare Baustelle. Nur vier abgemeldete Unfallfahrzeuge, 16 leere Parkplätze und ein Gebäude, das seit Monaten wie eingefroren wirkt.
Dabei war das Sommerberghotel einmal das Aushängeschild Bad Wildbads – ein Ort mit Geschichte, mit Aussicht, mit Anspruch. 1909, kurz nach Inbetriebnahme der Sommerbergbahn, wurde es erbaut. Im Schwarzwaldstil, groß, repräsentativ. Ein Werbeprospekt von damals zeigt ein stattliches Haus, das den Aufbruch des Kurorts auf den Berg dokumentierte. Doch der Glanz war nicht von Dauer. Am 13. Februar 1961 brannte das Hotel nieder, zwei Menschen starben, 75 Gäste verloren alles. Der Wiederaufbau gelang – aber ein wenig kleiner, nüchterner, und vor allem: mit weniger Glanz.
In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Betreiber, das Niveau schwankte, und 1998 kam das wirtschaftliche Aus. 2003 ersteigerte Familie Blezinger das Haus – es war bereits der dritte Versteigerungstermin, zwei davor waren gescheitert. „Geschenkt war das nicht“, betonte Tilman Blezinger später. Eine Millionensumme sei in Kauf und erste Sanierungen geflossen. Eine Herzensangelegenheit – auch wegen der familiären Verbindung: Sein Großvater hatte einst den Bau der Bergbahn mitfinanziert.
Doch ein funktionierendes Hotel wurde daraus nie wieder. Die nötigen Investitionen blieben aus, der Sanierungsbedarf wuchs. „Zehn bis fünfzehn Millionen Euro“ schätzte Blezinger 2022. Doch Investoren sprangen ab, Banken winkten ab. „Hier haben sich schon zu viele eine blutige Nase geholt“, sagte er damals offen. Als Kompromisslösung öffnete immerhin das Café: Flammkuchen, einfache Gerichte, Getränke, dazu 200 bis 250 Plätze drinnen und draußen. Bezahlt wurde am Tresen, serviert wurde am Platz – ein ehrliches, schlichtes Konzept, das gut angenommen wurde. Vor allem von Ausflüglern, die den Sommerberg erkundeten.
Seit Frühjahr 2025 ist auch dieses Kapitel vorerst geschlossen. Nur ein kleiner Kiosk vor dem Haus verkauft bei gutem Wetter an Sonn- und Feiertagen wohl Eis und Flammkuchen – heißt es zumindest auf der Bandansage. Die Gastronomie? Ruht. Die Hotellerie? Schon lange tot. Und Tilman Blezinger? War auf Anfrage telefonisch nicht zu erreichen. Auch ein angekündigter Rückruf blieb aus. Auf der Website des Hotels: ein Weihnachtsgruß von 2024. Der letzte Instagram-Post stammt aus dem Jahr 2023. Auf Facebook heißt es nur: „Derzeit geschlossen.“
Und doch gab es immer wieder Hoffnung. Blezinger sprach von Visionen – von einem modernen, nachhaltigen Hotelbetrieb mit einem erfahrenen Betreiber. Von Gesprächen, von Ideen. Aber auch von Enttäuschungen. Die Stadt, so kritisierte er, habe das Projekt nie wirklich unterstützt. Er selbst habe vieles unterschätzt, manches falsch eingeschätzt.
Vielleicht hat auch der Tod seines Vaters Heinrich Blezinger im März 2025 die Entwicklungen weiter ausgebremst. Was jetzt noch kommt, ist offen. Denn offiziell heißt es nur „Umbau“. Doch Baustellenflair sieht anders aus. Keine Handwerker, keine Container, keine Bagger – nur stille Hoffnung?
Vielleicht wird hier wirklich etwas umgebaut. Vielleicht wird hier auch nur abgewartet. Auf bessere Zeiten. Auf eine rettende Idee. Bis dahin tönt weiter die freundliche Stimme vom Band: „Herzlich willkommen im Café und Aussichtsrestaurant Sommerberghotel …“ Und draußen bleibt es still. (mm)