Stadt Bad Wildbad
75323 Bad Wildbad

//Ein halbes Jahrhundert: Wildbad im Schwarzwald//

Hat sich der Zusammenschluss bewährt? Seit 1974 gibt es die Stadt Wildbad im Schwarzwald (heute Bad Wildbad). Ein halbes Jahrhundert – eine lange...
„Die Stadt hat durch den Zusammenschluss an Bedeutung gewonnen“, sagt Bürgermeister Marco Gauger.
„Die Stadt hat durch den Zusammenschluss an Bedeutung gewonnen“, sagt Bürgermeister Marco Gauger.Foto: Gaby Göbel

Hat sich der Zusammenschluss bewährt?

Seit 1974 gibt es die Stadt Wildbad im Schwarzwald (heute Bad Wildbad). Ein halbes Jahrhundert – eine lange Zeit. Gaby Göbel vom „Wildbader Anzeiger“ unterhielt sich darüber mit Bürgermeister Marco Gauger, der bekanntermaßen damals noch gar nicht geboren war, aber heute mit den Folgen der Gemeindereform arbeiten darf.


Wildbader Anzeiger: In der Rückschau betrachtet: Hat sich der Zusammenschluss bewährt?
Bürgermeister Marco Gauger: Die baden-württembergische Gemeindereform hat sich ja damals sehr ambitionierte Ziele gesetzt. Der damalige Innenminister Walter Krause konstatierte dazu ganz trocken: „Die Verwaltungskraft vieler kleiner Gemeinden unseres Landes ist unzureichend“.
Mit der Neugliederung sollte auch die Strukturierung in das sogenannte Konzept der zentralen Orte verwirklicht werden. Damit sollte für die Bürger ein gestuftes Angebot geschaffen werden: Unterzentren sollen den Alltagsbedarf decken, also zum Beispiel mit Grund- und Hauptschule sowie mit Läden für den täglichen Bedarf ausgestattet sein; Mittelzentren sollen über ein gehobenes Angebot verfügen, zum Beispiel über ein Gymnasium, Fachärzte oder ein Krankenhaus; Oberzentren wurde schließlich die Aufgabe zugewiesen, den Spitzenbedarf abzudecken, sie sollen also beispielsweise über eine Hochschule oder ein Theater verfügen.
Wenn man diesen Maßstab anlegt, kann man auf jeden Fall sagen, dass sich die Stadt Bad Wildbad zu einem starken und attraktiven Mittelzentrum entwickelt hat, das seinen Funktionen für die Kernstadt, die Teilorte und die umliegenden kleineren Gemeinden gerecht wird.

Wildbader Anzeiger: Was hat sich in den 50 Jahren seither verbessert/verändert?
Bürgermeister Marco Gauger: Die Stadt hat durch den Zusammenschluss von Aichelberg, Calmbach und Wildbad sehr an Bedeutung gewonnen. Viele Entwicklungen und Ansiedlungen von Unternehmen und Institutionen haben sich in den letzten 50 Jahren abgespielt. Auch die Rolle, die wir im Verwaltungsgefüge Stadt-Landkreis-Land spielen, hat sich dadurch mit Sicherheit verbessert.

Wildbader Anzeiger: Wäre so eine Reform heute noch denkbar?

Bürgermeister Marco Gauger: Es verlangt heute noch höchsten Respekt ab, mit welcher Zielstrebigkeit die Landesregierung die Reform damals durchgesetzt hat. Wenn man die Erzählungen hört, ging es hier ja noch relativ glimpflich zu, während die Bedenken und Widerstände mancherorts im „Ländle“ extrem groß waren. Trotzdem ist es gelungen, die Bedeutung der Leistungs- und Verwaltungskraft der Kommunen auch in den Bezug der Bürgernähe zu setzen.

Wildbader Anzeiger: Sollte man heute, um die Kommunen zu unterstützen, noch mehr Orte zusammenschließen?
Bürgermeister Marco Gauger: Bei allem Streben nach mehr Effizienz in der Verwaltung müssen auch die Identität und die verschiedenen Charaktere von Ortschaften erhalten bleiben. Individuelle Interessen sollten im Rahmen des demokratischen Diskurses artikuliert und verfolgt werden können. Auch unter Kommunen darf es ruhig so etwas wie einen „gesunden Wettbewerb“ geben. In den Arbeitsbereichen, in denen weniger der Wettbewerb zählt, sondern gemeinsame Interessen zusammenfinden, gibt es ja die Möglichkeit zusammenzuarbeiten, zum Beispiel in einer Verwaltungsgemeinschaft.

Wildbader Anzeiger: Was ist der Unterschied zwischen einem Zusammenschluss und einer verwaltungstechnischen Zusammenarbeit wie zum Beispiel derzeit mit Enzklösterle?
Bürgermeister Marco Gauger: Mit der verwaltungstechnischen Zusammenarbeit verbleibt die letztendliche Entscheidungskompetenz beim jeweiligen Gemeinderat und auch das Haushaltsrecht über die kommunalen Finanzen wird im eigenen Ort ausgeübt, die Haushaltsberatungen gelten ja als „Königsrecht“ des Gemeinderates.

Interessant und für Bürgermeister Marco Gauger durchaus erwähnenswert ist, dass sich Bad Wildbad nach dem Zusammenschluss über eine Fläche von 105 Quadratkilometern erstreckt und damit genauso groß ist wie die französische Hauptstadt Paris. Vielleicht hätte mit diesem Hintergrundwissen eine Bewerbung Bad Wildbads um die Olympischen Spiele auch einmal eine Chance? (gg)

Erscheinung
Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 37/2024

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Enzklösterle
von Stadt Bad Wildbad
13.09.2024
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