Die Bitch – oder ein tödliches Vergnügen, so war die Krimi-Komödie von Claudia Kumpfe übertitelt, die am Freitagabend letzter Woche an der Anne Frank Realschule Premiere hatte. Und es war eine wahre Bitch auf der Bühne zu erleben, wer vor der Aufführung noch nicht wusste, was genau dieses Wort bezeichnet, der war hinterher schlauer.
Die Theater-AG der AFR hatte sich unter der Leitung von Frau Jooß und Frau Eggers das vergangene dreiviertel Jahr mit dem Stück auseinandergesetzt und es in vielen AG-Stunden, einem mehrtägigen Proben-Aufenthalt sowie flankiert von einem professionellen Coaching durch die Schlossfestspiele furios auf die Bühne gebracht:
Eine Klassenfahrt des Kunstkurses wird urplötzlich vom Tod einer Schülerin unterbrochen: Olivia-Chantal liegt reglos in ihrem Bett. Statt mit Herrn Toll (Ole Znidar) Minigolf spielen zu gehen, oder die Followerzahl bei Insta zu erhöhen, bringen die sofort einsetzenden Ermittlungen der etwas unbeholfenen Kommissarin Schmidt (Fiona Wagner) und ihres cleveren Hilfskommissars Schulze (Vincent Kellermeier) Stück für Stück an den Tag, dass die Schülerin Olivia-Chantal Meier, deren Namen sich Kommissarin Schmidt partout nicht merken kann, kein Unschuldslamm war, sondern eben eine richtige Bitch.
In mehreren Rückblenden wird dem Publikum vor Augen geführt, dass Olivia-Chantal (grandios: Eliana Dürrmeier) mit so gut wie allen Anwesenden im Clinch lag, sie erpresst, gemobbt, gestalkt hat. So wird die Reihe derjenigen, die auf den Stühlen der Verdächtigen Platz nehmen müssen, immer länger. „Schulze – Stuhl!“, sagt Frau Kommissarin Schmidt nur noch, wenn wieder eine der Mitschülerinnen aufgrund eines eindeutigen Tatmotivs dort Platz nehmen muss. Aber sowohl die gemobbte Marie (Malena Palermo), als auch der zu Aufsätzen gezwungene Gustav (Lion Voges) und die mit heimlich aufgenommenen Bildern gestalkte Bella (Enya Körber) beteuern standhaft ihre Unschuld. Auch Sophie und Jessy (Raphaela Kölmel und Nathalie Müser) wollen es nicht gewesen sein, Emily und Jonas (Valentina Bava, Marco Villani) ebensowenig. Am Ende soll eine Haaranalyse den Schuldigen erweisen, da Olivia-Chantal Meier noch fremde Haare in ihren Fingern hielt. So gerät auch die Lehrerin der Gruppe, Frau Mühlenkamp-Eicher (Lily Seipenbusch) zur Überraschung aller unter massiven Tatverdacht, obwohl sie versucht, die Analyse zu verfälschen; jedoch ist der Labormitarbeiter und Arzt (Mauryzio Cornea) nicht zu täuschen. Auch die anscheinend beste Freundin der Toten, Mia (Nina Panteleit) hat Schwierigkeiten, zu erklären, dass sie bei den ganzen fiesen Attacken nicht mehr mitmachen wollte und deshalb mit OCM Streit hatte. Aber sie ist es dann, die am Ende die Erklärung für den Tod Olivia-Chantals liefert: Die eigene Boshaftigkeit hat die Bitch am Ende das Leben gekostet, eine Wendung, die das Publikum so sicher nicht erwartet hat.
Das Publikum erlebte eine stellenweise komische, aber überzeugend vorgetragene Auseinandersetzung mit einem herben und leider allzu oft alltäglichen Thema unter Jugendlichen. Man merkte der Aufführung an, dass die Jugendlichen ihre eigenen Sichtweisen des Themas mit in die Darstellung und teilweise auch in die Gestaltung des Textes haben einfließen lassen. Sie haben ihre Rollen durch die Bank überzeugend dargeboten und man merkte ihnen den Spaß an, den es machen kann, auf der Bühne aus sich herauszugehen. Bravo und weiter so!
Am Ende bekamen die Schauspielerinnen und Schauspieler ebenso wie ihre Regisseurinnen Frau Eggers und Frau Jooß zum Dank Blumengrüße überreicht. Der Dank ging auch an die Unterstützer im Hintergrund (Eventtechnik AG und Assistenz). Wir freuen uns schon auf die nächste Darbietung der Theater-AG.