Brieftaubenverein Heimattreu
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Tiere, Natur & Umwelt

Ein Herz für Gertrud

Brieftauben sind faszinierende Tiere. Sie haben einen außergewöhnlichen Orientierungssinn und die Fähigkeit, von ihnen unbekannten Orten in ihre Heimat...
Foto: Horst Koch

Brieftauben sind faszinierende Tiere. Sie haben einen außergewöhnlichen Orientierungssinn und die Fähigkeit, von ihnen unbekannten Orten in ihre Heimat zurückzukehren. Trotzdem lauern viele Gefahren auf den Wettflügen. Windräder, Hochspannungsleitungen und Angriffe von Greifvögeln erschweren ihre Rückkehr in die Heimat. Zu einem schwierigen Verlauf kam es gleich am ersten Wettflug für Jungtauben ab Saverne am 10. August. In der Regel brauchen sie für eine Strecke von 120 Kilometern bei guten Bedingungen circa 1 Stunde und 30 Minuten. Die Rückkehr der Tauben an diesem Flug sollte sich aber über den ganzen Tag hinziehen. Es war vorhersehbar, dass nicht alle Tauben noch am gleichen Tag ihr Zuhause erreichen. Zu diesen gehörte auch eine von Ruth und Johann Reinert aus Heidelberg und hier beginnt unsere Geschichte von Gertrud und ihrer Rückkehr in ihren Taubenschlag. Am Sonntag, den 11. August fiel dem Ehepaar Koch aus Wierschem nahe Koblenz eine Taube auf, die vergeblich versuchte, vom Rand des Swimmingpools an das Wasser zu gelangen. Als tierliebende Menschen fanden sie eine praktische Lösung in Form eines flachen Untersetzers für Blumentöpfe. Schlau und sehr durstig nahm die Taube das ihr dargebotene Wasser, ohne ängstlich zu sein, sofort an. Den Kochs war klar, dass mit Wasser allein das Tier nicht zu Kräften kommen kann. Also machten sie sich auf, um für ihren Gast eine Körnermischung zu besorgen. Sie versuchten, die Taube einzufangen, was zunächst misslang. Nach mehreren Versuchen mit der Handykamera konnten sie die Zahlen auf den Ringen samt Telefonnummer entziffern und Kontakt mit den Besitzern der Taube aufnehmen. Nach intensiver Beratung und Diskussionen über die Rückführung der Taube, ließen sich die Kochs nicht davon abbringen, ihren Gast persönlich nach Heidelberg zurückzubringen. Einfache Wegstrecke 190 Kilometer! Ein Logistikunternehmen für Tiertransporte hätte die Taube für 40 Euro innerhalb 24 Stunden nach Heidelberg gebracht. Trotz mehrmaliger Nachfrage wollten sie für die entstandenen Kosten kein Geld annehmen.

So einen Aufwand für eine Tierart, zu der sie noch nie Kontakt hatten, nötigt einem gehörigen Respekt ab. Dass sich zwischen dem Ehepaar und der Taube eine innige Beziehung entwickelte, beweisen die während des fünftägigen Aufenthalts entstandenen Fotos. Die junge Taube war mittlerweile so auf die beiden fixiert, dass sie sich auch ohne Angst zu zeigen anfassen ließ. Familie Koch taufte die Taube auf den Namen Gertrud. Man kann sich nur wünschen, dass alle Brieftauben, die sich einmal verirren, bei so sympathischen und tierliebenden Menschen eine Erstversorgung erfahren.

Emil Mohr

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Stadt Schriesheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 37/2024

Orte

Schriesheim

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Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
von Brieftaubenverein Heimattreu
11.09.2024
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