Wer an diesem Tag noch nichts geplant hat, ist hier sehr willkommen. Das Highlight sollen – wie jedes Jahr – die Tiere sein. Nebenbei gibt es leckeres Essen inklusive Kaffee und Kuchen, einen Bücherflohmarkt, Infostände und natürlich Musik. Eine tolle Veranstaltung für den guten Zweck.
Doch wie sieht es hinter den Kulissen des Tierheims aus? Zwischen Hund, Katze, Schildkröte und Degu begegnet einem auch Zweibeiner. Zurzeit besteht das Tierheimteam aus zwei Ganztagskräften, darunter Tierheimleitung Karin Schuckert, zwei Halbtagskräften sowie drei Aushilfen. Personell seien sie gut aufgestellt, meint Schuckert, ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer wären sie allerdings, vor allem am Wochenende, ziemlich aufgeschmissen. Zusammen meistern die Mitarbeiter jedes Tierschicksal und schenken ihnen Hoffnung. Seit 2001 arbeitet Schuckert im Tierheim, emotional hat sich da bei ihr einiges getan: „Anfangs musste ich bei jedem Tier, das hier herausgegangen ist, weinen. Mittlerweile freue ich mich nur noch. Eine gewisse Gelassenheit bekommt man schon mit der Zeit.“ Was jedoch bleibt, ist der Spaß an der Arbeit: „Wenn man tierlieb ist, macht die Arbeit Spaß. Man kriegt von den Tieren einfach etwas zurück.“
Aktuell warten im Tierheim um die 20 Hunde, 15 Katzen und einige Kleintiere auf ein neues Zuhause – hier ist also tierisch was los. Gerade ältere Tiere haben allerdings schlechte Chancen auf eine Adoption, denn viele Interessenten wünschen sich ein Jungtier. Auch haben die Tierheimtiere oft mit Vorurteilen zu kämpfen: „Sie seien vorbelastet, verdorben und krank. Auch würde man ja nicht wissen, wie das Wesen des Tieres ist. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Wir wissen ganz genau, wie die Tiere sind“, erklärt Schuckert. Schließlich arbeitet das Team jeden Tag mit den Tieren zusammen. Ganz zwanglos kann man als Interessent zu den Öffnungszeiten vorbeikommen und sich die Tiere anschauen. Der Adoptionsprozess gestaltet sich je nach Tier verschieden. Bei Hunden wird sich im Tierheim gegenseitig kennengelernt, zum Beispiel öfters zusammen Gassi gehen, dann geht der Hund auch einen Tag zu den Interessenten nach Hause. Bei Katzen wird eine Platzkontrolle bei dem zukünftigen Zuhause gemacht.
Die Kritik an vielen Tierheimen sei, den Adoptionsprozess zu verkomplizieren, sodass man die Tiere gar nicht erst bekommt. Ist das berechtigt? Klar ist, dass die Tierheime das Beste für Mensch und Tier im Sinn haben müssen. Deswegen müsse man auch bei der Wahl genauer hinschauen: „Wir kennen die Tiere und wir haben eine gute Menschenkenntnis und wenn wir im Voraus sehen, dass die Vorstellungen nicht zum Tier passen, kommt es eben nicht zur Adoption.“ Die neue Familie soll schließlich auch eine Endstation sein. Was ein „Für-Immer-Zuhause“ außer Futter und Obdach ausmacht, sei für Schuckert ganz klar: „Das Tier soll zu einem geliebten Familienmitglied werden.“
Wie kann die Gesellschaft besser mit der Tierwelt umgehen? Auf diese Frage weiß Schuckert eine Antwort: „Es wäre toll, wenn die Tiere, Wild- sowie Haustiere, tiergerecht behandelt würden. Viele sammeln beispielsweise sitzende Jungvögel einfach auf, weil sie denken, sie wären in Gefahr – andere schießen absichtlich auf Katzen. Wir Menschen müssen wieder im Umgang mit Tieren natürlicher werden. Weder verhätscheln noch zum Roboter erziehen.“ Zurück zum Natürlichen also – ein Appell, der sich leicht umsetzen lässt.
Wer Zeit und Lust hat, kann im Tierheim ehrenamtlich arbeiten. Wichtig sei für das Team, dass man sich im Vorlauf gut einplanen lässt. Ganz nach dem Motto „Früh übt sich“ gibt es auch ein Angebot für Kinder und Jugendliche. Sie können bei den Tierschutzkids (zwischen 8 und 10 Jahren) sowie der Tierschutzjugend (10 und 12 Jahren) lernen, wie aktiver Tierschutz geht. Auf dem Sommerfest verkaufen sie Cocktails und selbstgemachte Kunstfiguren.
Wer in anderer Form helfen will, kann mit Spenden einiges bewirken, ob Geld- oder Sachspenden – alles ist willkommen. Neben Mitgliedsbeiträgen und Adoptionskosten finanziert sich so das Tierheim. Zusätzlich bekommt es von fünf Gemeinden einen finanziellen Zuschuss. Dafür muss das Tierheim gewährleisten, dass sie beschlagnahmte Tiere, die von den Gemeinden kommen, auch aufnehmen können.
Zu guter Letzt ein Aufruf für die Tiere: Obwohl das Tierheim alles in die Wege setzt, den Tieren ein tolles Heim zu sein, es ist trotz allem eine Zwischenstation. Wer sich überlegt, ein Tier anzuschaffen, bitte zuerst im Tierheim nachschauen. So hat jeder was davon: die Tiere, das Tierheim und man selbst. Wichtig sei laut Schuckert, nicht auf die Suche nach dem „perfekten“ Tier zu gehen, sondern sich auch bewusst zu sein, dass man mit dem Tier arbeiten muss. (krw)