Wem es zuhause oder in der Ferne langweilig zu werden droht, für den haben die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Eislingen jede Menge Tipps für spannende, vergnügliche, heitere, interessante oder einfach unterhaltsame Beschäftigungen. In dieser und den kommenden Ausgaben der Eislinger Zeitung wird jeweils eine Idee vorgestellt. Heute empfiehlt die stellvertretende Büchereileiterin Katharina Immendörfer das Buch „Happiness Falls“ von Angie Kim.
Worum geht es? Der 14-jährige Eugene ist der Mittelpunkt der amerikanisch-koreanischen Familie Parkson. Da er sich im Autismus-Spektrum bewegt und vom Angelman-Syndrom betroffen ist, hat er fast immer ein Lächeln auf dem Gesicht, kann aber nicht sprechen. Eines Tages, zur Zeit der Pandemie, ist Eugene wie gewöhnlich mit seinem Vater unterwegs, kommt aber ohne ihn nach Hause. Er ist sichtlich verstört, kann jedoch nicht äußern, was mit seinem Vater Adam geschehen ist. Seine sechs Jahre ältere Schwester Mia, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, ihr Zwillingsbruder John und die Mutter der drei sind verzweifelt. Wurde Adam entführt? Hat er Suizid begangen? Ist er mit einer anderen Frau durchgebrannt? Keine der Möglichkeiten scheint so richtig zu passen.
Ein spannender Jugendroman
Als die Polizei schließlich den Verdacht äußert, dass Eugene in das Verschwinden des Vaters involviert sein könnte, ist die Familie empört. Eugene liebt seinen Vater und wäre durch die von Ärzten bescheinigte unterdurchschnittliche Intelligenz auch geistig zu keinem Verbrechen in der Lage. Die Familie versucht händeringend, Antworten zu finden. Nicht nur, um den Verbleib des Vaters zu klären, sondern auch, um Eugene vor der Justiz und den Behörden zu retten.
Dann findet Mia heraus, dass ihr Vater sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Frage beschäftigte, was Glück für den Menschen bedeutet. Haben seine Forschungen und Experimente etwas mit seinem Verschwinden zu tun? Als schließlich immer mehr Hinweise auftauchen, die den Verdacht der Polizei Eugene gegenüber untermauern, müssen sich die Parksons mit einer schwierigen Frage auseinandersetzen: Wie gut kennen sie Eugene wirklich?
Angie Kims „Happiness Falls“ ist keine einfache Lektüre, betont die Eislinger Bibliothekarin Immendörfer. Kim neigt zu einem verschachtelten Satzbau. Auch vor Fußnoten, die für Romane eher ungewöhnlich sind, schreckt sie nicht zurück, um Platz für jeden von Mias sprunghaften Gedanken zu schaffen. Und auch die Themen, die Kim anschneidet, sind vielfältig und komplex: Was macht uns glücklich? Sollte Glück das ultimative Ziel im Leben sein und können Außenstehende für andere entscheiden, was sie glücklich macht? Was bedeutet Sprache für den Menschen und was, wenn sie fehlt? Wie weit würdest du gehen, um eine geliebte Person zu beschützen?
Keine einfache Lektüre
Eugenes Schwester Mia ist dazu gezwungen, sich durch diese Fragen zu kämpfen. „Ihr dabei zu folgen, ist unglaublich berührend und macht nachdenklich. Ihre Verzweiflung und Fassungslosigkeit sind deutlich zu spüren“, meint Immendörfer. Bewegend sei aber vor allem die Bereitschaft der Familie, trotz aller Widerstände aneinander zu glauben.
Am Ende müssen Mia und ihre Familie erkennen, dass nichts so ist, wie es scheint. „Ein großartiger Familienroman, beinahe so informativ wie ein Sachbuch, aber dabei so viel spannender“, lautet das Fazit der Eislinger Büchereimitarbeiterin zu diesem Roman. bra