Nicht jeder ist handwerklich begabt und doch gibt es im Haushalt immer mal wieder etwas zu reparieren. Gut, wenn man sich hier in der Nachbarschaft gegenseitig helfen kann, ohne immer extra einen Fachmann rufen zu müssen. Das dachte sich auch Rüdiger Ratzel, der dies als Initialzündung sah, ein Reparatur-Team zu gründen. Doch der Reihe nach.
„In dem Haus, wo ich wohne, leben sehr viele Leute und es hat sich herumgesprochen, dass ich gerne helfe und reparieren kann“, erklärt Ratzel. Immer wieder half er seinen Nachbarn bei kleineren Reparaturen. Dann habe sich das Ganze verselbstständigt.
„Plötzlich kamen die Reparaturanfragen aus ganz Durlach. Da habe ich gemerkt, dass hier ein Riesenbedarf besteht, dass es hier viele Menschen gibt, die einfach mit Kleinigkeiten in der Luft hängen. Die Idee des Reparatur-Café ist im Grunde nicht neu und ich dachte mir, so etwas Ähnliches sollte man hier auch in Durlach machen.“ Dieser Idee schlossen sich weitere Menschen an. Inzwischen sind es fünf Aktive, die beim Reparieren helfen.
„Nicht jeder traut sich zum Beispiel daran, selbst eine Lampe anzubringen. Da helfen wir gern“, betont Ratzel, egal ob Reparaturen an Wasserhahndichtungen, Rollladen, Fernseher oder eine umgeknickte Antenne auf dem Dach.
Allerdings will man dem Handwerksberuf keine Arbeit wegnehmen. „Es geht nur um Reparaturen im kleineren Bereich. Wir wollen dem Handwerk keinerlei Konkurrenz machen, sondern nur die Löcher stopfen, die sie einfach lassen, weil sie bei der Auftragslage nicht so schnell hinterherkommen.“
Es ist aber auch eine Aktion gegen den Trend der Wegwerfgesellschaft. Denn laut Ratzel müsse nicht alles immer sofort ersetzt werden, wenn es kaputt sei, erstmal schauen, ob man vielleicht noch was retten kann.
Momentan wird das Ganze noch über die Plattform nebenan.de organisiert. „Im Prinzip kann uns jeder aus Durlach ansprechen“. Die reinen Reparaturen kosten nichts, das wird ehrenamtlich gemacht. Lediglich bei Anfahrten wird eine Fahrtkostenpauschale erhoben und Kosten für eventuelle Ersatzteile müssen getragen werden. Ansonsten finanziert man sich vor allem über Spenden.
Das Stadtamt Durlach begrüßt die Initiative. Man stehe bereits im Austausch miteinander. „Über die Einrichtung eines Reparatur-Treffs in Durlach würde ich mich sehr freuen. Die Initiative ist auf uns als Stadtamt Durlach zugekommen, um bei der Suche nach Räumlichkeiten zu unterstützen, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch gerne tun“, erklärt Ortsvorsteherin Alexandra Ries.
„Im Moment gibt es hier eine verbale Zusage zu einem Raum, damit wir überhaupt mal eine Werkstatt stationär aufmachen können, die wir stundenweise nutzen können“, so Ratzel. Voraussichtlich im ehemaligen Torwärterhaus, so Ratzel, solle die neue Reparaturgruppe nach Gründung des Vereins untergebracht werden.
Doch damit sich das lohnt, bedarf es noch mehr Helfern, die aktiv bei den Reparaturen mit anpacken, denn nur so könne man regelmäßig jede Woche den künftigen Reparatur-Treff auch stundenweise besetzen. „Wir brauchen vor allem Leute mit einer Ausbildung, bspw. als Elektriker, im Sanitärbereich, als Schreiner usw. Und die sollten Zeit haben und den Willen, anderen zu helfen.“ Als Helfer sind auch Menschen aus Grötzingen oder Wolfartsweier ausdrücklich willkommen. „Viele würden unsere Hilfe lieber heute als morgen in Anspruch nehmen. Das können wir in dem Umfang aber noch nicht leisten, weil wir bislang zu wenige sind“, so Ratzel.
Die Vereinsgründung solle erfolgen, sobald genug Mitglieder gefunden sind. Dann wird auch noch ein konkreter Name festgelegt. „Aktuell nennen wir es erstmal Reparatur-Treff“, erklärt Ratzel.
Im Gegensatz zu einem klassischen Reparatur-Café müssen Menschen ihre reparaturbedürftigen Utensilien nicht zwingend an einen festen Ort bringen, sondern Ratzel und die anderen Gruppenmitglieder gehen bei Bedarf auch direkt in die Wohnungen. „Bei schwereren Geräten können die Leute, vor allem auch die Älteren, nicht immer erst irgendwo hin. Sie brauchen die Hilfe vor Ort“, meint Ratzel.
Es gehe bei alledem nicht nur rein um die Reparatur-Leistung. Auch das Zwischenmenschliche steht im Fokus. Da wird auch mal „ein Schwätzchen“ gehalten oder künftig in der festen Location eine Tasse Kaffee getrunken oder etwas Kuchen gegessen. Denn Ratzel und die weiteren Mitglieder möchten durch ihre Initiative auch das soziale Miteinander stärken und Menschen zusammenbringen.
Bei aller Hilfsbereitschaft ist es Ratzel und seinen Kollegen auch stets wichtig, ehrlich zu sein. „Wenn die Reparatur unsere Qualifikationen übersteigt oder wir dafür nicht die nötige Ausrüstung haben, dann verweisen wir weiter an die Fachbetriebe.“ (haf)
Das Team um Rüdiger Ratzel sucht noch dringend fleißige Helfer, die beim Reparieren mit anpacken wollen. Einfach melden unter Repteam-RR@t-online.de oder Repteam-RT@t-online.de.