Ein dichterisches Leben lang hat sich der deutsche Klassiker Johann Wolfgang von Goethe mit dem Stoff des „Faust“ befasst. Viel Kluges haben seine Interpreten später daraus herausgelesen und Bücher damit gefüllt. Und wie groß ist der Zitatenschatz daraus geworden. Man darf fragen, ob auch die heutige Welt daraus einen Nutzen ziehen könnte.
Beispielsweise aus jener frühen Textstelle im Studierzimmer, wo der große Gelehrte Faust, der sich der Magie ergeben hat, das Zeichen des Makrokosmos betrachtet und verzweifelt feststellt, dass ihm der Schlüssel zur Geisterwelt verwehrt ist. Faust erkennt in diesem Zeichen die Grenzen seines menschlichen Vermögens: „Welch Schauspiel! aber ach! ein Schauspiel nur!“
Genau so kann es dem Publikum aller politischen Ebenen gehen, wenn es die Akteure handeln sieht. Ein Schauspiel wird den gebannten medialen Zuschauern oft geboten, ein Schauspiel nur. Seien es Begegnungen auf internationaler Bühne mit Konsequenzen für den ganzen Erdball, ein Schauspiel nur! Bis herab zur direkten alltäglichen Begegnung beim Bäcker, Metzger, Supermarkt, wo sich zwei Lokalpolitiker zwischen Tür und Angel über die frustrierende Finanzlage ihrer Kommune die Stichworte zurufen. Ein Schauspiel nur?
In Waldenbuch gäbe es alltägliche Themen genug: Chancen der Ansiedlung von Unternehmen, Belebung der Geschäftswelt auf dem Graben, Konsens bei der Beruhigung des Verkehrs in der Nürtinger Straße, infrastrukturelle Investitionen der Zukunftssicherung, Erhalt wichtiger Projekte der kulturellen Daseinsfürsorge in Musik, Sport (Schwimmen!) und Bildung.
Bei all den Fortschritten in Bezug auf die Lebensqualität, die in den letzten Jahrzehnten von verdienten Gemeinderäten der auf dem Rathaus vertretenen Parteien und Gruppierungen bewältigt wurden, und die Waldenbucher SPD darf sich in aller Bescheidenheit dazurechnen, auch am Ende dieses Sommers wird die Aktualität der drängenden kommunalpolitischen Probleme dafür sorgen, dass so manches Schauspiel geboten wird, „ein Schauspiel nur!“
Wenn die Szenerie auf politischer Bühne wie den theatralischen Faust verzweifeln lassen will, der mag sich damit trösten, dass gutes Schauspiel auch Bewegung bedeutet, ohne die keine Handlung zum Ende gelangt. Wofür auch Goethes „Faust“ ein herausragendes, für unsere komplexe Welt höchst aktuelles Beispiel liefert.
Harald Jordan für den SPD-Ortsverein