Aus den Rathäusern

Ein Streifzug durch die Geschichte – Besuch in der Museumsscheuer Ofterdingen

Ein ganz besonderes Erlebnis bot sich den 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rathauses bei ihrem Besuch in der liebevoll geführten Museumsscheuer...

Ein ganz besonderes Erlebnis bot sich den 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rathauses bei ihrem Besuch in der liebevoll geführten Museumsscheuer Ofterdingen. Durch die eindrucksvolle Ausstellung führten Werner Gimmel, Oliver Wiens und Manfred Hausch – drei engagierte Kenner der Ortsgeschichte. Gemeinsam mit einem langjährig aktiven Team kümmern sie sich mit viel Herzblut um die Pflege, Aufbereitung und den Erhalt der Museumsscheuer.

Schon beim Betreten fiel ein echtes Schmuckstück ins Auge: ein eigens für eine Sonderausstellung in rund 40 Stunden Handarbeit gemaltes Banner – ein Sinnbild für die Hingabe, mit der hier gearbeitet wird. Die Führung bot einen lebendigen Überblick über das frühere Leben in Ofterdingen – mit einem spannenden Mix aus Landwirtschaft, Handwerk, Technik und Alltagsgeschichte.

Ein besonderer Fokus lag auf der Entwicklung der Dreschmaschinen und der Bedeutung der Landwirtschaft. So erklärt sich auch die Ähre im Ortswappen: Die fruchtbaren Lössböden machten Ofterdingen zu einem wertvollen Agrarstandort – hochgeschätzt etwa vom Kloster Bebenhausen, das regelmäßig Getreideabgaben aus dem Ort erhielt. Warum die Ofterdinger den Spitznamen „Äckerlesmacher“ tragen, wurde dabei ebenso anschaulich erläutert.

Auch die Tradition der Schnapsbrennerei kam zur Sprache – kein Wunder bei den vielen Obstwiesen ringsum. Wie man früher Lebensmittel über den Winter haltbar machte, zeigte sich am Beispiel eingelegter Eier. Historische Mostkrüge und eine Vielzahl an Haushaltsgeräten machten den Alltag von einst greifbar: vom hölzernen Waschzuber über die ersten Handwaschmaschinen bis zum selbstgemachten Waschpulver aus Seife, Soda und Sand.

Der Wandel der Milchwirtschaft – von der frischen Milch bis zur Butter – sowie die Verarbeitung von Flachs bis hin zur Bettwäsche am Webstuhl wurde eindrucksvoll demonstriert. Dass die Roosäckerstraße ihren Namen vom sogenannten „Rösten“ des Flachses erhielt, ist nur eine der vielen spannenden Geschichten, die dort lebendig erzählt werden.

Auch die handwerkliche Vielfalt vergangener Zeiten ist in der Museumsscheuer eindrucksvoll dokumentiert. Schuhmacher, Bäcker, Schreiner, Wagner und Küfer – sie alle prägten das Dorfbild. Die Wagner etwa legten den Grundstein für die spätere Stilindustrie, die besonders durch die Kriegszeiten Aufschwung erlebte. Nicht selten hatten die Ofterdinger gleich zwei Berufe: Industriearbeit und Landwirtschaft gingen Hand in Hand.

Technikfans kommen in der Museumsscheuer voll auf ihre Kosten: Schreibmaschinen aus mehreren Epochen, die Geschichte des Telefons, frühe Radio- und Musikgeräte – wie eine mechanische Musikbox aus den 1920er-Jahren, einst im Gasthof zum Rössle in Betrieb. Auch Raritäten wie das Klingsor-Grammophon von 1912 oder das Ediphone – ein Vorläufer des Diktiergeräts – gehören zum Bestand. Der berühmte Volksempfänger von 1933, frühe Fernschreiber mit Morsecode sowie erste Telefone mit minutengenauer Abrechnung zeigen eindrucksvoll, wie sich Kommunikation und Technik entwickelt haben.

Auch das Alltagsleben wird in original eingerichteten Räumen wie Küche, Schlafzimmer, Speisekammer und Wohnzimmer lebendig. Weitere Stationen sind der kleine Dorfladen, die Friseurstube, die Entwicklung des Spielzeugs, die Geschichte des Lichts – und vieles mehr.

Den krönenden Abschluss bildet die beeindruckende Technikabteilung: historische Motoren, Fahrzeuge und eine große Heißdampf-Einzylinder-Kessel-Dampfmaschine, die bis 1969 in der Ofterdinger Stielfabrik im Einsatz war. Besonders faszinierend: Alle der Maschinen sind voll funktionsfähig und können bei Führungen in Aktion erlebt werden – ein eindrucksvolles Schauspiel, das Technikgeschichte lebendig macht.

Die Museumsscheuer Ofterdingen ist ein Ort voller Geschichte – nicht als trockenes Archiv, sondern als lebendige Zeitreise. Wer sich für das frühere Leben im Ort interessiert oder einfach Lust auf eine authentische und liebevoll gestaltete Ausstellung hat, sollte diesen besonderen Ort unbedingt selbst erleben.

Alle Informationen zur Museumsscheuer finden Sie unter: www.museumsscheuer-sattlergasse.de.

Erscheinung
Gemeindebote Ofterdingen
NUSSBAUM+
Ausgabe 21/2025
von Gemeinde Ofterdingen
23.05.2025
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