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Ein Stück Ortskultur geht verloren

Dilsberger Chocolaterie schließt Ende des Jahres Die traditionsreiche Chocolaterie von Eva Hess in Dilsberg schließt nach 23 Jahren ihre Türen –...
Eva Hess schaut positiv in die Zukunft.
Eva Hess schaut positiv in die Zukunft.Foto: Steffanie Richter

Dilsberger Chocolaterie schließt Ende des Jahres

Die traditionsreiche Chocolaterie von Eva Hess in Dilsberg schließt nach 23 Jahren ihre Türen – ein herber Verlust für die Gäste und die Gemeinde. „Es gibt Stammkunden, die in Tränen vor der Theke stehen“, erzählt Hess.

Damit verliert Dilsberg nicht nur ein weiteres Geschäft, sondern auch ein weiteres Stück seiner Ortskultur. Seit mehr als 20 Jahren betreibt die gelernte Spitzen-Konditorin ihre liebevoll eingerichtete Chocolaterie mit Pralinen, Schokoladen, Brot, Wein, Käse und Kaffee. Im Keller ist ein Flohmarkt eingerichtet. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen versuchte sie bis zuletzt, ihr Angebot zu halten. Nun steht fest, dass es nicht mehr geht. Die Entscheidung zu schließen, fällt Eva Hess nicht leicht. Der Schokoladenlieferant Valrhona, ein wichtiger Partner seit 1991, erhöhte die Preise jedoch allein in diesem Jahr um satte 80 Prozent– ein kaum tragbarer Anstieg. Die wieder angehobene Mehrwertsteuer und die gestiegenen Energie- und Lieferantenkosten lassen keinen Spielraum mehr zu. „Wir liefern ein Top-Handwerk ab“, so Hess; aber es ist wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll.

Kunden setzen andere Prioritäten

Neben den finanziellen Belastungen spürt Hess eine Veränderung in den Prioritäten ihrer Kundschaft. Nach der Coronazeit erlebte die Gastronomie eine neue Wertschätzung, doch inzwischen verlagern viele ihren Konsum. Die Gastronomie verliert an Bedeutung, empfindet sie. Stattdessen gewinnen Reisen und Wohnmobile an Priorität. Trotz der veränderten Umstände bleibt sie jedoch optimistisch. Die Geschäftsfrau sieht in der Veränderung die Chance für einen Neubeginn. Mit den Worten „Es bleibt alles anders“ kündigt sie auf Flyern und ihrer Homepage an, wie es weitergeht: Ende 2024 wird der Gastronomiebetrieb eingestellt, ebenso das Ladengeschäft. Doch es gibt positive Nachrichten: Schokoladenfrühstück, Pralinen- und Plätzchenseminare und Veranstaltungen wird es weiterhin geben.

Was wird aus dem Laden?

Was aus der Ladenfläche wird, weiß Hess noch nicht. Vieles ist vorstellbar und es gibt Ideen. Aber es braucht Zeit, damit die Gedanken reifen können. Wer das Geschäft betritt, dem strahlt Gemütlichkeit entgegen. An den Wänden erzählen historische Fotos und Kunstwerke ein Stück Dilsberger Geschichte. „Es ist ein Juwel“, schwärmt sie. Ihre Produkte überzeugen durch außergewöhnliche Qualität. Doch nicht jeder ist bereit, den dafür nötigen Preis zu zahlen. Wenn es nicht mehr funktioniert, muss etwas verändert werden. „Ich vermähle Valrhona nicht mit einer schlechten Pistazie!“ Auch Kollegin Theresa Mendel mit ihrer Patisserie in Weinheim kann die gestiegenen Kosten nicht mehr bewältigen und verändert sich zum Jahresende. Für die Mitarbeiterinnen, eine Konditormeisterin, eine Servicekraft und eine Aushilfe, ist Ende 2024 Schluss. Das Personal dezimierte sich bereits in den letzten Jahren spürbar. Von 2009 bis zu Beginn der Coronazeit beschäftigte die Chocolaterie noch drei Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte in der Chocolaterie. Regelmäßig halfen Schülerinnen aus.

Verkauf noch bis Weihnachten

Bis Weihnachten wird das Geschäft wie gewohnt weiterlaufen. Ab dem 22. November ist die beliebte Weihnachtsausstellung in ihren Räumen geöffnet. Eine der großen Herausforderungen wird es sein, die Mengen richtig zu jonglieren, damit am 31.12. alles verkauft ist.

Die Schließung der Chocolaterie reiht sich in eine traurige Entwicklung in Dilsberg ein: Apotheke, Café Pippifax, Post, Keramikgeschäft, Sparkasse und Metzger gehören der Vergangenheit an. Auch die Volksbank schließt die Filiale, und Bäcker Emmert kämpft mit Personalproblemen. Mit dem Gasthaus zur Sonne und dem Café Goldrand bleibt ein kleiner Kern an Versorgungsmöglichkeiten erhalten. (mbue/red)

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