Am Ende des Konzerts steht der ganze Saal und applaudiert minutenlang: Der Eisinger Musikverein hat seine Zuhörer begeistert.
Wuchtig donnernde Paukenschläge, jubilierende Klarinetten und fanfarenartig strahlende Trompeten verbinden sich zu einer majestätischen Melodie, die sich in temporeichen Linien immer weiter steigert, die immer intensiver, kräftiger und dynamischer wird: wie ein Feuerwerk, das mit bunten Farben und kunstvollen Formen den schwarzen Himmel zum Leuchten und zum Glitzern bringt. Wenn ein Konzert schon so beginnt, dann fragt man sich unweigerlich: Was soll da noch kommen? Wie kann man das noch toppen? Der Eisinger Musikverein kennt die Antworten. Er weiß genau, wie man das Publikum begeistert, wie man eine Erwartungshaltung weckt und anschließend sogar noch übertrifft. In der örtlichen Bohrrainhalle unternehmen die Mitglieder des großen Blasorchesters am Sonntagabend vor voll besetzten Reihen eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Sagen, Mythen und Legenden, einen kurzweiligen Trip durch die Genres, Stile und Epochen. Man staunt über den Aufwand, den die Aktiven betrieben haben: über die klangliche Fülle, über die geschliffenen Moderationstexte, die liebevolle Dekoration und die begleitende Präsentation auf der Leinwand.
„Man hat gemerkt, dass sich alle sehr auf das Konzert freuen“, sagt Vorsitzender Mirko Karst, der nicht ohne stolz von dem Zuwachs berichtet, den der Eisinger Musikverein bekommen hat: Insgesamt gehören dem Blasorchester aktuell rund 50 Aktive an, die seit September intensiv für das Konzert geprobt haben, immer unter der Leitung von Jürgen Luft. Am Sonntagabend steht er in der Mitte der Bühne, um die Musiker stilsicher durch die anspruchsvollen Stücke zu führen. In einer Komposition von Chuck Elledge schaffen sie im Spannungsverhältnis von Zerstörung und Neubeginn mannigfaltige Assoziationsmöglichkeiten: Mit einem feinen Rauschen lassen sie den Wald erwachen, mit geschmeidig vor sich hin fließenden Melodien und an Marschmusik erinnernden Strukturen das Leben einkehren, das allerdings bedroht ist: Das leise Knistern einer achtlos weggeworfenen Zigarette mündet in eine rauschende Feuersbrunst, die alles vernichtet. Geschickt setzen die Musiker perkussive Elemente ein, um Bilder in den Köpfen ihrer Zuhörer zu erzeugen: Sie stampfen mit den Füßen, pfeifen und zerknittern Aluminiumfolie. Jeder kennt seinen Einsatz, jeder weiß genau, wann er an der Reihe ist. Reibungslos klappt das Zusammenspiel der einzelnen Instrumentengruppen, wie bei einem gut funktionierenden Uhrwerk, in dem alle Rädchen nahtlos ineinander greifen.
Mit viel Fingerspitzengefühl inszeniert das Orchester die modern wirkende Dynamik, die sich in den „Celtic Flutes“ inmitten traditionell beeinflusster Motive aus dem Kontrast zwischen tänzerischen Bewegungen und einer situativ aufscheinenden Melancholie entspinnt. Nuanciert intonierend, bringen die Solistinnen Petra Huttenloch und Lea Oesterle ihre Querflöten zum Singen, zum Jubilieren und zum Klagen. Beim Konzert zieht das Orchester alle Register. Mit vielen Wendungen, Tempo- und Taktwechseln geht es in die schillernde Welt des Showbusiness, mit finessenreich gestalteter Eleganz und warmem, weichem Blech zu Lehárs lustiger Witwe, mit spritzig und frisch in Szene gesetzten Farben ins weiße Rössel, zu Walzerseligkeit, Operettenzauber und Polka-Schwung. In einem facettenreich angelegten Arrangement lassen die Musiker die größten Hits der legendären Rockband „Queen“ in neuem Glanz erstrahlen, im fein austarierten Wechsel- und Zusammenspiel erinnern sie an Leonardo da Vinci, stilsicher hin und her pendelnd zwischen filigranen Gebilden und wuchtigen Passagen. Das begeisterte Publikum bedankt sich mit minutenlangem, tosenden Applaus, auf den gleich zwei Zugaben folgen. – Nico Roller