Wer hätte gedacht, dass in der Carl-Theodor-Straße in Schwetzingen eine Familie lebte, die in engem Kontakt mit weltbekannten Persönlichkeiten stand? Die Familie Cramm pflegte in den 1950er Jahren Beziehungen zum Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer und dem legendären Tennisspieler Gottfried von Cramm. Damit eröffnet sich ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Stadtgeschichte – und genau darum geht es am Wochenende des 20. und 21. September bei zwei Vorträgen im Rahmen der Reihe „Museum frei Haus“.
Die gebürtige Schwetzingerin Carla Thompkins, in ihrer Kindheit als „kleine Cramm“ bekannt, ist Zeitzeugin dieser außergewöhnlichen Begegnungen. Am Samstag, 20. September, 16.30 Uhr, erinnert sie in der Stadtbibliothek an den Besuch Albert Schweitzers im Sommer 1959. Der große Humanist kam damals nach Schwetzingen, um sich persönlich für großzügige Spenden zu bedanken, die er für sein Hospital in Lambarene erhalten hatte. Er wohnte bei der Familie Cramm und gab dem damals neunjährigen Hellmut Cramm einen Satz mit auf den Weg, der ihn ein Leben lang begleiten sollte: „Die Menschen werden den Wein zurückweisen, wenn Gott ihnen Wein einschenken will.“ Aus dem ‚Schwetzinger Bub‘, der noch die Wirren des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte, wurde daraufhin ein engagierter Mahner für Frieden und geistige Werte. Seltene Fotos und Dokumente aus dem Familienarchiv machen diesen Vortrag zu einem besonderen Erlebnis.
Am Sonntag, 21. September, 11 Uhr, führt Carla Thompkins die Zuhörerinnen und Zuhörer dann im Palais Hirsch in das Leben des „Tennis-Barons“ Gottfried von Cramm ein. Der gefeierte Spitzensportler, weltbekannt für Fairness und Eleganz, verbrachte in den 1950er Jahren immer wieder Zeit bei seiner Familie in Schwetzingen. Er spielte im Marstall-Tennisclub und hinterließ auch bei seinem jungen Verwandten Hellmut Cramm tiefe Eindrücke. Carla Thompkins erinnert sich lebendig an den Menschen hinter dem Mythos und lässt die Atmosphäre jener Jahre wieder aufleben. Mit beiden Vorträgen werden nicht nur bedeutende Persönlichkeiten gewürdigt – vor allem wird ein Stück Schwetzinger Familiengeschichte sichtbar, das bislang kaum bekannt war. Für die lokale, geschichtsinteressierte Bevölkerung bietet sich die seltene Gelegenheit, Einblicke in private Erinnerungen und Dokumente zu erhalten, die sonst im Verborgenen geblieben wären. (red)