Kürzlich wurde der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler der Violinenklasse von Lenka Seybold von der Musikschule Besigheim zu einem besonderen Erlebnis: sie besuchten den renommierten Geigenbaumeister Michael Kaufmann in seiner Werkstatt in Bietigheim. Herr Kaufmann, der seit über 54 Jahren seiner Berufung als Geigenbauer folgt, gewährte den jungen Musikerinnen und Musikern einen faszinierenden Einblick in sein Handwerk.
Michael Kaufmanns Werkstatt ist ein Ort, an dem Tradition und Präzision Hand in Hand gehen. Seine Instrumente, die unter anderem beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ für beeindruckende Auftritte sorgten, sind wahre Meisterwerke und zeugen von jahrzehntelanger Erfahrung. Einige seiner Geigen und Bratschen erreichen einen Wert von mehreren Tausend Euro – ein Beweis für die hohe Kunstfertigkeit und den exzellenten Klang, den seine Arbeiten auszeichnen.
Mit Begeisterung und Geduld erklärte Herr Kaufmann den jungen Besuchern die einzelnen Arbeitsschritte, die nötig sind, um aus einem Stück Holz ein klangvolles Meisterwerk zu erschaffen. Von der Auswahl des Holzes bis zum letzten Schliff – jeder Handgriff ist entscheidend. Nur das beste Tonholz, meist Fichten- und Ahornholz aus den Höhenlagen der Alpen, wird verwendet. Durch seine besonderen Eigenschaften, wie die gleichmäßige Maserung und die Fähigkeit, Schwingungen optimal zu übertragen, bildet es die Grundlage für den klaren und brillanten Klang einer hochwertigen Geige.
Die Schüler lernten, dass der Geigenbau eine Vielzahl handwerklicher Fähigkeiten erfordert: Hobeln, Sägen, Schleifen, Leimen und Lackieren gehören zu den täglichen Aufgaben eines Geigenbauers. Herr Kaufmann zeigte ihnen seine Werkzeuge – von präzisen Hobeln über Messgeräte zur Bestimmung der Holzstärke bis hin zu Pinsel und Lack. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Lack, der aus natürlichen Materialien wie Propolis gewonnen wird und den Instrumenten nicht nur ihren Glanz, sondern auch Schutz und Klangqualität verleiht.
Der erfahrene Geigenbauer ließ auch keine Frage der jungen Musiker unbeantwortet. Warum hat Tropenholz keine Jahresringe? Weil in den Tropen keine Jahreszeiten existieren. Warum ist die Wahl des Holzes so wichtig? Weil es die Basis für den Klang eines Instruments bildet. Solche spannenden Themen vertieften die Faszination der Schüler für das Handwerk.
Als Highlight präsentierte Herr Kaufmann seinen wohl außergewöhnlichsten Schatz: die kleinste Geige, die er je gebaut hat. Mit sichtlicher Freude spielte er ein Stück darauf vor, was die Kinder in Staunen versetzte. Der Anblick der Miniaturgeige und die erstaunliche Klangfülle dieses winzigen Instruments waren der krönende Abschluss eines inspirierenden Nachmittags.
Dieser Besuch wird den jungen Musikerinnen und Musikern sicher noch lange in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der spannenden Einblicke in den Geigenbau, sondern auch aufgrund der Leidenschaft, mit der Herr Kaufmann sein Handwerk vermittelt. Die Musikschule Besigheim bedankt sich herzlich bei Michael Kaufmann für diesen unvergesslichen Tag und die beeindruckende Reise in die Welt der Geigenkunst.