Am 24. Juni 2025 durfte die Ethikgruppe der 10. Klassen einen ganz besonderen Vortrag miterleben. Eingeladen war Frau Jutta Riemer – ehemalige Lehrerin, Organempfängerin und Vorsitzende des Vereins Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Sie sprach offen und ehrlich über ihre eigene Geschichte, berichtete uns aber auch von bewegenden Fallbeispielen – etwa über Neugeborene oder junge Mütter.
Der Vortrag fand im Raum U05 statt und wurde von unserer Ethiklehrerin Frau Spinnler organisiert. Zu Beginn gab es allgemeine Informationen zur Organspende in Deutschland, die wir bereits in der vorangegangenen Unterrichtseinheit behandelt und für die letzte Klassenarbeit gelernt hatten. Dennoch empfanden wir es als sinnvolle Wiederholung.
Im Anschluss erzählte Frau Riemer, wie sie monatelang auf eine Leber warten musste, während sich ihr Zustand stetig verschlechterte. Sie war ans Krankenhausbett gefesselt und wurde mit Anfang 40 quasi aus dem Leben gerissen. Langsam, aber sicher lief ihr die Zeit für eine rechtzeitige Transplantation davon, sodass sie und ihre Familie sich bereits auf das Schlimmste vorbereiteten.
Wie durch ein kleines Wunder kam in letzter Minute und völlig unerwartet die erlösende Nachricht der Ärzte: „Es ist eine passende Spenderleber für Sie verfügbar.“
Die Transplantation verlief erfolgreich. Ihr Zustand verbesserte sich nach der Operation stetig, sodass sie bald wieder selbstständig laufen und langsam am Leben teilhaben konnte. Es dauerte, bis sie wieder auf die Beine kam, aber es war ihre Rettung.
Bis heute betrachtet Frau Riemer den Tag der Transplantation als ihren zweiten Geburtstag – und den anonymen Organspender als ihren Lebensretter. In beiderseitigem Einvernehmen durfte sie der Familie des Spenders einen anonymen Brief schreiben, in dem sie ihre Krankheitsgeschichte schilderte und ihre tiefe Dankbarkeit für das lebensrettende Organ ausdrückte.
In ihren Augen ist es vor allem für die Familie des Spenders unglaublich tröstlich und stärkend zu erfahren, dass ein anderer Mensch durch ihre Entscheidung weiterleben durfte. So, laut Riemer, „war der Tod des eigenen Familienmitglieds nicht komplett sinnlos“. Sowohl für die Empfängerin als auch für die Hinterbliebenen sei das ein wichtiger Schritt im psychischen Verarbeitungsprozess.
Sie erwähnte auch das beeindruckende Beispiel eines Mädchens, das mit einem schweren Herzfehler zur Welt kam. Nur durch eine gespendete Herzklappe konnte das Neugeborene überleben – heute studiert sie selbst Medizin.
Viele von uns waren tief bewegt. Einige stellten auch Fragen – etwa, wie man sich als Empfängerin fühlt, welche Rolle Angst spielt und wie sich das Leben nach der Transplantation verändert.
Der Vortrag hat uns zum Nachdenken gebracht – über Gesundheit und über wichtige Entscheidungen im Leben.
Am Ende blieb das Gefühl, dass Organspende nicht nur ein medizinisches, sondern vor allem ein menschliches Thema ist. Unser Fazit lautet: Über Organspende sollte viel mehr gesprochen und nachgedacht werden. Sich eine Meinung zum Thema Organspende zu bilden und diese im Organspendeausweis festzuhalten, gehört für uns zu einem verantwortungsbewussten, ethisch reflektierten Leben dazu.
Wir danken Frau Riemer herzlich für ihren Mut und ihre Offenheit.
(Anant Kaur Saini, 10c)