Die Altstadtsatzung, die in den 80er Jahren vom Gemeinderat auf den Weg gebracht wurde, war ein Meilenstein für Schriesheim. Die Zuschüsse führten dazu, dass die meisten Häuser renoviert bzw. saniert wurden. Heute ist unsere Altstadt ein echtes Schmuckstück.
Damals legten die Stadt und der federführende Planer, Prof. Götz, Wert auf den weitestgehenden Erhalt der historischen Bausubstanz. Die Dachlandschaft hatte besondere Bedeutung. So sollte der Blick von der Strahlenburg möglichst so aussehen wie vor hunderten von Jahren. Das hieß aber auch: Einschränkungen bei den Dachgauben, keine Dachaufbauten, keine Solaranlagen, nur historische Baumaterialien.
Für viele Hausbesitzer war es nicht nachvollziehbar, dass sie selbst hauptsächlich mit Holz und Stein sanieren sollten, die Stadt aber mit Metall und großen Glasflächen arbeiten durfte, siehe Kanzelbachsteg oder Zehntkeller.
Doch diese rein historische Herangehensweise ist mittlerweile nicht mehr zeitgemäß. Der Ausbau der Dachgeschosse erfordert oft Gauben, um vernünftigen Wohnraum unter dem Dach zu schaffen. Zudem wünschten sich Hausbesitzer zuerst thermische Solaranlagen und in letzter Zeit vermehrt Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern.
Dieser Veränderung der Bedürfnisse trägt der Gemeinderat nach jahrelangen Diskussionen nun Rechnung. Einschränkungen für Solar- oder Photovoltaikanlagen wurden weitestgehend abgeschafft. Selbst die Vorgabe, die Fenster aus Holz zu erstellen, fiel zugunsten von mehr Gestaltungfreiheit für die Selbstständigen und Ladenbesitzer in der Altstadt.
All das ist richtig, denn wir wollen ja, dass unsere Altstadt lebt, dass man dort weiterhin wohnen, arbeiten und einen Laden betreiben kann. Auch eine historische Altstadt muss sich modernen Erfordernissen öffnen. Da sind Kompromisse notwendig. Und wenn dann von der Strahlenburg aus die eine oder andere Photovoltaikanlage zu sehen ist, dann freuen wir uns, dass die Energiewende auch in der Altstadt stattfindet.
So wird aus der „Altstadtsatzung“ eine sehr viel liberalere „Gestaltungssatzung für die Altstadt“, die der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen noch endgültig beschließen muss.
Christian Wolf