NUSSBAUM+
Jugendhäuser & Jugendzentren

Eine Nubierin 1840 in Aldingen

Gabriele Volz aus Aldingen ist fasziniert von der Familienforschung und durchstöbert die Remsecker Kirchenbücher (siehe www.remseck-evangelisch.de/wissenswertes/ahnenforschung)....
Denkmal von Peter Lenk (1997), das Georg Friedrich von Kaltental und die „Beutetürkin“ Adiz zeigt.
Kaltentaler-Adiz-Denkmal in AldingenFoto: K.Buschmann

Gabriele Volz aus Aldingen ist fasziniert von der Familienforschung und durchstöbert die Remsecker Kirchenbücher (siehe www.remseck-evangelisch.de/wissenswertes/ahnenforschung). Sie hat eine interessante Verbindung entdeckt: Am 19. Mai 1840 heiratete in Aldingen der gebürtige Aldinger Johann Michael Schnauf(f)er, von 1840 bis 1862 königlicher Waldschütz in Spiegelberg und Bürger in Aldingen, eine junge Frau aus Darfur/Nubien. Sie kam 1825 an den Hof von Königin Pauline (1800–1873, 1820–1864 Königin von Württemberg) und wurde am 3. November 1829 in Stuttgart-Berg auf den Namen „Pauline Marie Fortunata Louise Julie“ getauft. Ihre Taufpatinnen waren in Vertretung der Königin deren Hofdamen. Leider verstarb sie bereits mit ca. 31 Jahren in Spiegelberg am 26. Januar 1846 und wurde dort am 28. Januar bestattet. Auch ihre Tochter wurde nur 24 Jahre alt und wurde im November 1867 in Aldingen beerdigt. Sie ist bei der Entbindung eines totgeborenen Mädchens gestorben. Deshalb gibt es keine Nachkommen. Nach Adiz aus dem Osmanischen Reich im 17. Jh. (Remseck Woche 24.04.2025) und Afuk aus China im 19. Jh. (Remseck Woche 26.06.2025) haben wir jetzt den dritten Fall einer Migration aus weiten Entfernungen in die Remsecker Vorgängerorte zu einer Zeit, in der man das an sich noch nicht erwartet. Es war auch bisher nicht bekannt, dass am Hof von Königin Pauline von Württemberg zeitweise eine Nubierin lebte. Höhepunkt dieser „exotischen Hofmode“ war das 18. Jh., aber auch noch in der 1. Hälfte des 19. Jh. war es prestigeträchtig, Menschen aus Afrika, Asien oder dem Orient als Hofdamen, Bedienstete, Pagen oder Musiker am Hof zu haben. Ab der Mitte des 19. Jh. verschwand diese Praxis im Zuge des Kolonialzeitalters: Jetzt plötzlich galten Menschen aus Afrika, Asien und dem Orient als „zivilisatorisch rückständig“. Diese rassistische Haltung hatte es im 17./18. Jh. noch nicht gegeben.


Neues von Adiz, Teil 2
Andreas Weik aus Wiernsheim hat nachgewiesen, dass die 1694 in Aldingen verheiratete „Beutetürkin“ Adiz Nachkommen hatte. Am 24.04.2025 hatten wir in der Remseck Woche vom Sohn Friedrich Georg Wolfgang Menner und dessen drei überlebenden Kindern berichtet. Andreas Weik hat nun Interessantes aus der nächsten Generation gefunden: Einer der Urenkel von Adiz war der am 13.06.1758 in Aldingen geborene Heinrich Schaul (später Georg Heinrich bzw. Johann Heinrich genannt, gestorben 1838). Im Aldinger Taufbuch wird im Eintrag explizit die Abstammung von der 1691 getauften „Türkin“ erwähnt. Heinrich Schaul war Schüler der legendären Hohen Karlsschule in Stuttgart und zwar zur gleichen Zeit wie Friedrich Schiller – vermutlich sogar in derselben Klasse. Später war er Hofmusikus am württembergischen Hof.


Kai Buschmann
Beth Shalom – Haus des Friedens. Verein für Erinnerungs- und Friedensarbeit in Remseck e.V., www.bethshalom-remseck.de, info@bethshalom-remseck.de

Erscheinung
Remseck Woche – Amtsblatt der Stadt Remseck am Neckar
NUSSBAUM+
Ausgabe 31/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Remseck am Neckar
Kategorien
Jugendhäuser & Jugendzentren
Kinder & Jugend
Panorama
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto