Vorvergangenen Sonntag fand im Rathaussaal die Vernissage der neuen Ausstellung des Stadtmuseums mit dem Titel „Otto von Habsburg“ statt. Es kamen mehrere Zeitzeugen zu Wort, die es mit interessanten Ausführungen und oft auch Anekdoten schafften, den Zuhörerinnen und Zuhörern Otto von Habsburg näherzubringen.
Für alle, die es noch nicht geschafft haben, die Ausstellung zu besuchen, hier nur kurz: Otto von Habsburg war der Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn – und dennoch ein großer Verfechter der europäischen Idee. Seine hohe Affinität zu Ungarn schlägt den Bogen, warum die Ausstellung im Stadtmuseum in den Räumen zur ungarndeutschen Geschichte gezeigt wird. Thematisiert wird auch, dass Otto von Habsburg Gerlingen zweimal besucht hat, so 1999 zum Bundesschwabenball. Die bei der Eröffnung von Rainer Wieland erzählte Anekdote, Habsburg habe die Einladung zunächst abgelehnt, weil er nicht tanzen wollte, weckte bei mir Erinnerungen: Ich hatte bei meiner ersten Sitzung des Patenschaftsrats auf die herzliche Einladung zum Schwabenball genau gleich reagiert — woraufhin auch mir versichert wurde, dass auf dem Ball niemand tanzen muss …
Woran ist in Gerlingen zu erkennen, dass „Schwabenball-Wochenende“ ist? Samstagmorgens auf dem Wochenmarkt erklingt Musik und es wird getanzt. Dieses Mal durch die Leőwey-Tanzgruppe aus Pécs/Fünfkirchen, musikalisch begleitet durch einen Teil der „Schnaps-Kapelle“ aus Pécs.
Im Anschluss an die Tanzdarbietung fand im Rathaussaal die Vernissage der neuen Kunstausstellung im Rathaus statt. Nach den farbenfrohen und spannenden Bildern der „Freitagsmaler“ zieren nun Bilder des österreichischen Mundmalers Paulus Ploier die Rathausflure.
Den Maler Ploier verbinden freundschaftliche Beziehungen zu Gerlinger Bürgerinnen und Bürgern sowie nach Ungarn, sodass sich die Ausstellungseröffnung sehr gut in den Rahmen der Woche einfügte. Während der Vernissage malte Ploier ein Bild mit dem Titel „Trost“, das vergangenes Wochenende versteigert wurde. Der Auktionsgewinn soll einem sozialen Projekt der Stadt Gerlingen zugutekommen. Bürgermeister Oestringer schlug vor, das eingenommene Geld zur Anschaffung eines Rollstuhllifts für die Bühnen der Stadt zu verwenden.
Am Abend fand in der Stadthalle der 68. Bundesschwabenball statt. Ehrengast des diesjährigen Balles war Frau Ibolya Hock-Englender, die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) in Ungarn. Zu Beginn des Balls trug sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Am traditionellen Einzug der Trachtengruppen nahmen mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit teils historischen Gewändern teil.
Im Verlauf des Balls wurden der Ehrengast Ibolya Hock-Englender und Joschi Ament, der Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU), mit der Jakob-Bleyer-Ehrenmedaille in Silber für ihre unermüdliche Arbeit für die Belange der Ungarndeutschen in beiden Ländern ausgezeichnet.
Neben der oben schon erwähnten Tanzgruppe Leőwey aus Pécs/Fünfkirchen beeindruckte auch das Ungarndeutsche-Folklore-Ensemble aus Wernau mit mehreren Darbietungen. Ein weiterer Höhepunkt war die Aufführung der Jonglier-AG „Los Ballos Extrem“ des Robert-Bosch-Gymnasiums, die auch schon in unserer ungarischen Partnerstadt Tata aufgetreten ist.
Im Anschluss an das offizielle Programm spielte die „Schnaps-Kapelle“ aus Pécs zum Tanz auf und viele Tanzbegeisterte bevölkerten die Tanzfläche. Der Schwabenball war wieder eine kurzweilige Veranstaltung, die auch Zeit für vielfältige Gespräche bot — und nein, ich musste auch in diesem Jahr nicht tanzen!
Mein Dank gilt den vielen Gerlingern und Gerlingerinnen, die sich mit großem Einsatz der Pflege der ungarndeutschen Kultur sowie der Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn widmen. Sie bereichern unser Stadtleben und bauen Brücken zur Völkerverständigung.
Angela Neuburger-Schäfer