Eine Zeitreise durch den Naturpark Schönbuch

Mord, Flugzeugabsturz und königliche Mammutbäume – Beschäftigte der Stadt Aichtal erleben die bewegte Historie des Waldgebiets Zwischen imposanten...
Am Klinglerstein schildert Jörg Harrer die tragische Geschichte des 1913 erschossenen Forstpraktikanten Wilhelm Klingler.
Am Klinglerstein schildert Jörg Harrer die tragische Geschichte des 1913 erschossenen Forstpraktikanten Wilhelm Klingler.Foto: Stadtverwaltung Aichtal

Mord, Flugzeugabsturz und königliche Mammutbäume – Beschäftigte der Stadt Aichtal erleben die bewegte Historie des Waldgebiets

Zwischen imposanten Baumriesen und moosbedeckten Felsformationen verbirgt sich die wechselvolle Vergangenheit des Naturparks Schönbuch. Bei einer gemeinsamen Wanderung begaben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Aichtal auf Entdeckungsreise und erlebten hautnah, wie Geschichte und Natur in dieser Region faszinierend miteinander verflochten sind.

Der erfahrene Kenner der Geschichte des Naturparks Schönbuch und des Neuenhäuser Betzenbergs, Jörg Harrer, führte die Gruppe durch das weitläufige Waldgebiet und enthüllte Schritt für Schritt die vielschichtigen Kapitel der Historie dieser Region. Schon zu Beginn an der Grillstelle „Flieger“ wurden die Teilnehmer mit den tragischen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs konfrontiert: 1945 stürzte hier ein britisches Flugzeug ab, wobei die gesamte Besatzung ums Leben kam.

Weiter ging es vorbei am Gedenkstein "Steinerner Gaul", der an einen tödlichen Arbeitsunfall im Jahr 1896 erinnert. Damals begrub ein umgestürzter Baum einen Holzfäller unter sich. Das steinerne Denkmal, das die Umrisse eines Pferdes zeigt, steht symbolisch für die harte körperliche Arbeit im Wald jener Zeit.

Besonders bewegend war der Halt am Klinglerstein. Am 19. Juli 1913 nutzten zwei Wilderer aus Plattenhardt die Abwesenheit der Forstbeamten aus, um illegal zu jagen. Gegen Abend trafen sie am Waldrand auf den Forstpraktikanten Wilhelm Klingler, der versuchte, die Wilderer zu stellen. Es folgte ein Schusswechsel, bei dem einer der Wilderer verletzt wurde. Obwohl Klingler den Kampf für sich hätte entscheiden können, wurde er heimtückisch von einem der Männer von hinten in den Rücken geschossen. Als Klingler am Boden lag, schlugen die Wilderer unerbittlich mit Gewehrkolben auf ihn ein, was zu tödlichen Kopfverletzungen führte. "Mit seiner packenden Erzählweise versetzte Harrer die Gruppe für einen Moment in die grausame Szenerie", schilderte Harrer ernst.

Selbst nach der Ergreifung der Wilderer war die Tragödie noch nicht vorbei. Im Mai 1918 brach einer der Täter aus dem Zuchthaus aus und erschoss den Waldenbucher Polizisten Georg Bauer. Tragischerweise handelte es sich dabei um eine Verwechslung – ein anderer Polizist namens Bauer hatte den Wilderer 1913 verhaftet.

Um die Wanderung nicht zu sehr von der Schwere der Historie belasten zu lassen, wies Harrer schließlich auf ein lebendigeres "Mahnmal" des Naturparks hin: Die mächtigen Mammutbäume, die vor über 160 Jahren auf Anordnung von König Wilhelm I. von Württemberg gepflanzt wurden. Der König hörte 1864 von den beeindruckenden Bäumen in Kalifornien/USA und ließ ein Pfund Samen beschaffen, die in den Gewächshäusern der Wilhelma in Stuttgart ausgesät wurden. Bereits 1865 wurden die jungen Pflanzen an die Forstmeister der Staatswaldungen verteilt. Was damals als kleine Setzlinge in die Erde kam, ist heute zu majestätischen Baumriesen herangewachsen. "Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie die Aufmerksamkeit, die man der Natur schenkt, über Jahrzehnte und Jahrhunderte nachwirken kann", erklärte Harrer sichtlich beeindruckt.

Während sie neben den riesigen Mammutbäumen wanderten, ließen die Beschäftigten der Stadt Aichtal die Eindrücke Revue passieren. Bürgermeister Sebastian Kurz zeigte sich tief beeindruckt: "Der Naturpark Schönbuch ist ein wahrhaft besonderer Ort. Hier werden Naturschönheit und Geschichte auf einzigartige Weise miteinander verwoben."

Für den Bürgermeister und sein Team war die Tour nicht nur eine lehrreiche, sondern auch eine wertvolle Erfahrung für den Zusammenhalt unter den Kollegen: "Solche gemeinsamen Erlebnisse schweißen uns als Team noch mehr zusammen." Am Lagerfeuer ließen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Wanderung in entspannter Atmosphäre ausklingen.

„Aichtal kann sich glücklich schätzen, eine solche Naturperle direkt vor der Haustür zu haben“, so Kurz. Der Naturpark Schönbuch ist ein Naherholungsgebiet und Ausflugsziel zugleich – und für Interessierte eine unerschöpfliche Quelle an Geschichte und Naturerlebnis.

Erscheinung
Mitteilungsblatt Stadt Aichtal
NUSSBAUM+
Ausgabe 25/2024
von Stadt Aichtal
20.06.2024
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