Am vergangenen Freitag wurde das Therapiezentrum Weitblick in Loßburg-Lombach feierlich eingeweiht. Viele Gäste waren der Einladung der Firma Miksch+Partner gefolgt und nutzten die Gelegenheit, einen Blick in diese neue Einrichtung für psychisch kranke Menschen zu werfen.
Miksch+Partner, mit Firmensitz in Loßburg, betreibt seit 30 Jahren im Landkreis Freudenstadt und bald auch im Kreis Calw, in Nagold, Einrichtungen für Menschen mit Suchterkrankungen, psychischen Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit. Das neue Zentrum in Lombach ersetzt das Haus Grezenbühl in Alpirsbach, der Umzug ist im Laufe dieser Woche geplant.
Die Geschäftsführer Uwe Nübel und Heiko Mückstein begrüßten zahlreiche Ehrengäste, darunter Benjamin Geigl, Sozialdezernent im Landratsamt, Loßburgs Bürgermeister Christoph Enderle, Lombachs Ortsvorsteher Peter Weigold, Dr. Wilhelm Dengler, Leiter des Psychiatriebereichs am Kreiskrankenhaus, Vertreter von Banken, der Architektur- und Statikbüros, viele Fachplaner, Handwerker und vor allem aber viele Mitarbeitende.
Das neue Therapiezentrum entstand an der Stelle des ehemaligen Hotels „Park Hill“.
Ursprünglich hatte der alte Eigentümer dort ein Pflegeheim errichten wollen, eine Insolvenz vereitelte das. „Hans-Peter Borgmann von der gleichnamigen Immobilienfirma hat mich auf dieses Filetgrundstück aufmerksam gemacht“, berichtet Uwe Nübel.
Im August 2020 wurde der Kaufvertrag unterschrieben, im Anschluss ein vorhabensbezogener Bebauungsplan aufgestellt. Die Baugenehmigung wurde im 2. Quartal 2022 erteilt, Baubeginn war bereits wenige Monate später. „Wir haben etwas geschaffen, worauf wir stolz sein können. Es ist schön zu sehen, was aus diesem Projekt schlussendlich wurde“, sagte Nübel. Und verriet noch, „die Heimbauverordnung hat uns, aber auch den Landkreis viel Geld gekostet“. Benjamin Geigl rückte das gleich wieder zurecht, indem er bekannte, die Gelder für Eingliederungshilfen würden bei den Kommunen eingesammelt. „Mit diesem Haus beginnt eine neue Ära in der Begleitung psychisch kranker Menschen“, attestierte Geigl den Bauherren. Es biete Weitblick, werde aber auch gesehen, es sei ein Rückzugsort für Menschen, die aktiv unterstützt werden bei der Rückkehr ins soziale Leben. Geigl erinnerte daran, dass psychische Erkrankungen jeden treffen könnten, denn das Leben spiele manchmal „foul“. Die Fertigstellung sei sozusagen eine Punktlandung, darum „lassen Sie uns diesen Meilenstein feiern“.
Bürgermeister Christoph Enderle dankte Nübel für das bisher gute Miteinander, „diese Investition zeugt von Weitblick, sei aber auch in der relativ kurzen Zeit eine Herausforderung“. Enderle erinnerte an die Diskussion im Gemeinderat; die Gemeinde wolle ihren Beitrag leisten, um eine solche therapeutische Einrichtung zu ermöglichen. Sie biete auch die entsprechende Infrastruktur wie einen Bahnanschluss, gute Einkaufsmöglichkeiten, alles fußläufig zu erreichen.
Auch Geschenke hatte der Rathauschef mitgebracht, neben Brot und Salz gab es noch einen Weinstock. Der brauche guten Boden, müsse ab und zu geschnitten werden, die Weintrauben seien die Früchte guter Arbeit – ein Symbol für die Arbeit im Therapiezentrum, bei der es um emotionale Wärme und Verständnis für die Klienten gehe.
Architekt Bernd Perner stellte das Gebäude kurz vor. „Aus dieser baulichen Situation kann man etwas Besonderes machen“, war ihm schnell klar. Das Gebäude sei dreigeschossig in U-Form geplant worden und öffne sich nach Süden zur Landschaft hin. In fünf Wohngruppen mit jeweils 15 Bewohnern könnten bis zu 75 Personen untergebracht werden. Jede Wohngruppe habe einen eigenen Aufenthalts- und Wirtschaftsbereich und einen eigenen Gemeinschaftsraum, der zum gemeinsamen Kochen und Essen, aber auch als „Wohnzimmer“ genutzt werden könne.
Zudem gebe es noch im Untergeschoss sieben eigenständige Apartments mit separatem Eingang. Alle Einzelzimmer seien barrierefrei zu erreichen und verfügen über ein eigenes Bad. Das Gebäude habe KfW40-Standard, werde mit Pellets und Gasbrenner beheizt und verfüge über PV-Anlagen auf dem Dach und dem Nebengebäude. Nach Süden und zum Innenhof gebe es für jede Gruppe überdachte Terrassen mit einem großartigen Blick über den Schwarzwald, wichtig für psychisch kranke Menschen. Auch das Gebäude sei lichtdurchflutet, die Geschosshöhen seien etwas höher, das gebe ein besseres Gefühl. Nur etwa 20 Prozent der Grundfläche, circa 7188 Quadratmeter, seien bebaut worden, der Raumbedarf sei in der Höhe gedeckt worden, auch das sei nachhaltig. Der umbaute Raum liege bei gut 20000 Kubikmeter, die Bruttogeschossfläche betrage 6500 Quadratmeter. 375 Tonnen Stahl seien verbaut worden, zu Zeiten mit großen Materialengpässen eine Herausforderung.
Fachbereichsleiter Frank Schwendemann beichtete, dass die Personalsuche für das neue Haus Weitblick relativ einfach verlaufe, man starte mit etwa 25 Vollzeit- und etlichen Teilzeitkräften. In kleinen Gruppen konnten sich interessierte Gäste dann von der Qualität des neuen Gebäudes überzeugen.
Begeistert zeigten sich viele von den Gemeinschaftsküchen, in denen jeden Mittag zusammen gekocht werden soll. Die Einzelzimmer sind modern, hell und geräumig, die Außenanlagen müssen dazu erst noch fertiggestellt werden.