Beim Senioren-Nachmittag werden zwei frühere besondere Persönlichkeiten der Gemeinde gewürdigt
Beim Senioren-Nachmittag war alles angerichtet, um bei Kaffee und Kuchen, in netter Gesellschaft und mit informativem Programm dem angenehmen Verweilen zu frönen. Bürgermeister Hakan Günes begrüßte alle Seniorinnen und Senioren und dankte den Referenten vorab für ihre Bereitschaft, Leben und Wirken besonderer Sandhäuser Persönlichkeiten zu beleuchten. Die beiden historisch bewanderten Experten Rolf Maier und Wilfried Hager bringen sich sonst beim Verkehrs- und Heimatverein ein. Während Rolf Maier seinen Vortrag Else Keller widmete, fokussierte Wilfried Hager das Leben des ehemaligen Sandhäuser Bürgermeisters Walter Reinhard.
Else Keller, die von 1889 bis 1901 in Sandhausen lebte, war die Frau von Dr. Max Keller, der einer der beiden Oberbürgermeister Freiburgs in der „Stunde Null“ war. Gemeint ist die Zeit ab 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dr. Max Keller, der nie die NSDAP-Mitgliedschaft innehatte, wurde noch am 16. April 1945 von den Nationalsozialisten mit der OB-Aufgabe betraut. Er erwarb sich einen Ruf im Zuge von Entnazifizierungsmaßnahmen, ehe er sein Amt bereits am 8. November 1945 wegen Krankheit schon wieder aufgeben musste.
Else Keller, geborene Kaufmann, wird im Heimatbuch Sandhausen als „Postverwalters Else“ eingeführt, es ändert aber nichts daran, dass sie die ältere Schwester des später berühmtesten Sandhäusers, Minister Dr. Edmund Kaufmann (1893-1953), war. Gut durch Abitur und Studium ausgebildet, hatte sie in den jeweiligen Ländern Französisch und Italienisch gelernt. Else Keller, die 1988 verstarb, berichtete in mehreren Briefen 1963 an den damaligen Bürgermeister Walter Reinhard über ihr Leben in Sandhausen.
Apropos Walter Reinhard: Wilfried Hager widmete seine Ausführungen dem besonderen Sandhäuser Bürgermeister, der von 1954 bis 1981 das Amt bekleidete. Mit 27 Jahren als Rathauschef sind es nunmehr 270 Jahre, in denen sich kein Bürgermeister mit längerer Amtszeit finden lässt.
Walter Reinhard sei als parteiloser Kandidat angetreten. Hager zitierte Reinhards Frau Hildegard mit einer Aussage ihres Mannes: „Die CDU hat gute Ideen, die SPD hat gute Ideen und die FDP hat gute Ideen. Meine Aufgabe als Bürgermeister ist es, aus all diesen guten Ideen das Beste für Sandhausen herauszuholen.“ Und auf die Frage des SDR, warum Sandhausen kein Freibad baue, antwortete er, dass Sandhausen einen schönen Radweg nach Walldorf gebaut habe und es für die Sandhäuser so problemlos möglich ist, ins Freibad nach Walldorf zu gelangen. Und im Übrigen sei ein Freibad eine Einrichtung, die niemals profitabel sei, sondern nur hohe Kosten verursache.
Reinhard übernahm sein Amt in sehr schwierigen Zeiten. Die Folgen des Krieges seien noch überall im Ort zu spüren gewesen. Was bleibt vom Wirken Walter Reinhards? Dazu zählen die Turn- und Festhalle (1959), das Schulhaus am Lège-Cap-Ferret-Platz, das nach Renovierung und Umgestaltung mit mehr Platz übergeben wurde (1963), das Großprojekt „Hardtwaldhalle“ war 1974 für die Aktiven abgeschlossen, 1975 wurde das neue Rathaus eingeweiht, ebenso das Gymnasium und die Bibliothek fertig. Heimatmuseum und Waldfestplatz wurden 1977 respektive 1978 nutzbar, als auch die Ortskernsanierung ihren Anfang nahm. Ein großer Verdienst von Walter Reinhard war, zusammen mit dem französischen Bürgermeister Robert Cazalet, die Begründung der Partnerschaft von Sandhausen mit Lege-Cap-Ferret. Die Liste ließe sich noch leicht verlängern. 1981 stand als logische Konsequenz fest, dass Reinhard künftig Ehrenbürger sein soll. Reinhard starb 1987 und man kam zu dem Entschluss, im Hinblick auf die Aktivitäten von Walter Reinhard beim SV Sandhausen eine Sportstätte nach ihm zu benennen.