
Unter der Überschrift „Strategie Innenstadt“ hatte die Verwaltungsspitze der Stadt Mosbach am Vormittag des Donnerstags (09.10.) in den Bürgersaal des historischen Rathauses eingeladen. Oberbürgermeister Julian Stipp, Bürgermeister Patrick Rickenbrot und „Innenstadt-Kümmerer“ Christian Polland informierten über den aktuellen Sachstand kommunaler Anstrengungen rund um den Stadtkern mit der Fußgängerzone, aber auch darüber hinaus.
Ebenfalls vor Ort war Oberbürgermeister a. D. Gerhard Lauth, der eine Initiative zur Verbesserung des Sauberkeitszustands im Kernstadtgebiet angestoßen hat. „Als engagierter Bürger mit exponierter Position“, beschrieb OB Stipp schmunzelnd, in welcher Rolle sein „Vor-Vorgänger“ mit am Tisch sitzt. „Das Thema gab es schon zu meiner Amtszeit“, fügte Lauth hinzu. Schon damals sei es ihm immer wichtig gewesen, Wege zu finden, wie man mit bürgerlichem Engagement echte Verbesserungen erreichen kann. So sei er auf Ansätze in Überlingen aufmerksam geworden und habe Stipp dafür gewinnen können, gemeinsam für ein Austauschgespräch an den Bodensee zu fahren.
Konkret geht es dabei um das Projekt „Kipp It Clean“, in welchem ehrenamtliche „Stadtverschönerer“ sich engagieren, um unachtsam weggeworfene Kippen einzusammeln, Taschenaschenbecher zu verteilen oder über die Auswirkungen unachtsamer Verhaltensweisen zu informieren. Die in Zigarettenstummeln enthaltenen Giftstoffe schädigen die Umwelt und lassen die Umgebung unsauber erscheinen – bedacht wird das häufig nicht.
Lauth gefällt das Überlinger Konzept und will darüber hinaus mit einem engagierten Trupp von Ehrenamtlichen erreichen, dass insgesamt weniger Abfall das Erscheinungsbild der Altstadt abwertet. OB Stipp erkennt darin auch die Möglichkeit, ein neues „Wir-Gefühl“ entstehen zu lassen. In solchen Projekten – mit bekannten Köpfen wie Gerhard Lauth verbunden – sieht er die besten Erfolgschancen.
Schon bald soll ein tragender Arbeitskreis eingerichtet und interessierte Bürgerinnen und Bürger für ein Auftaktgespräch zusammenkommen. Christian Polland zeichnet sich dafür in der Stadtverwaltung organisatorisch verantwortlich.
Auf Nachfrage unserer Redaktion bekräftigte OB Julian Stipp, dass es keineswegs darum ginge, durch den Einsatz von Ehrenamtlichen eine Kosteneinsparung bei der Stadtreinigung zu erzielen. Die Haushaltslage sei zwar „angespannt“, aber die Leistung der Freiwilligen komme „on top“ zur gesicherten Versorgung durch insgesamt 48 berufliche Mitarbeitende des städtischen Bauhofes hinzu. Ganz ähnlich verfährt die Stadtverwaltung bereits an anderer Stelle, wo etwa ehrenamtliche „Behördenlotsen“ bei Bedarf helfen, die richtige Anlaufstelle im Rathaus zu finden. Der Landkreis Neckar-Odenwald schult Ehrenamtliche zu „interkulturellen Gesundheitslotsen“, welche zumindest mittelbar auch eine Entlastung für das öffentliche Gesundheitssystem im Bereich des bürokratischen Aufwands darstellen.
Dass man sich heute in einer „Gemengelage“ befände, in der „Strukturen wegbrechen“, wollte der Rathauschef nicht verhehlen. Es gelte umso mehr, „gemeinsam anzupacken“ und „sich nicht im Konzeptionellen zu verlieren“. Eben deshalb läge bisher noch kein vollständiges Konzept der Innenstadtentwicklung vor. Viel mehr arbeite man aktuell daran, dass „viele mitziehen“, um an mehreren Stellen schnelle und spürbare Verbesserungen zu erreichen. So habe es kürzlich auch ein „Leerstandsgespräch“ unter Beteiligung verschiedener Akteure gegeben. Mit „The BossHoss“ und dem weltbekannten Sänger Chris de Burgh seien laut Stipp für das Kulturprogramm „Mosbacher Sommer“ 2026 bereits frühzeitig zwei Highlights unter Dach und Fach gebracht worden. Ebenso gehöre zum gesamten Mosaik auch der neue Markenauftritt der Stadt Mosbach, welcher wenige Tage nach der Pressekonferenz beim Kurpfälzer Erntefest (12.10.) zur offiziellen Vorstellung anstand (dazu ein gesonderter Beitrag in dieser Ausgabe).
Bürgermeister Patrick Rickenbrot konnte bereits ankündigen, dass man „im November in den Gemeinderat gehen“ werde, mit einigen baulichen Vorhaben. Auf dem Programm stehe dabei unter anderem die Verbesserung der Aufenthaltsqualität am Château-Thierry-Platz mit Entsiegelungen, um die Hitze in den Sommermonaten abzufedern.
Ebenso war ihm wichtig, herauszustellen, dass auch manches „auf die Stadt zurückfällt“, was nur begrenzt im Einflussbereich der kommunalen Hand steht. Unterführungen etwa auf dem Bahngelände seien häufig verschmutzt. Sanierungsbedürftige Immobilien an markanten Stellen stehen in Privateigentum, sodass ein Handeln kaum erzwungen werden kann, solange von dem betreffenden Gebäude keine evidente Gefahr ausgeht.
„Die Kommunen brauchen einen Hebel, dass man nicht erst reagieren kann, wenn ein Dachziegel runterfällt“, ergänzte OB Stipp zugespitzt. Darüber sei er aktuell auch mit Abgeordneten der höheren Politik im Gespräch. Dass etwa Dachsanierungen bei denkmalgeschützten Häusern schnell über 50.000 Euro kosten können, darüber sei man sich bewusst und lege eben deshalb auch immer wieder öffentliche Sanierungsprogramme auf.
Der Rathauschef schlug damit den Bogen zurück zu verschiedenen „Stellschrauben“, an denen man drehen wolle, selbst wenn sich dadurch „die Welt nicht verändern“ lasse. Sein Appell galt gleichzeitig für mehr Rücksichtnahme und Bedenken von Verantwortung im täglichen Handeln – verbunden mit der Bereitschaft zu Engagement, welches unmittelbar dem Allgemeinwohl zugutekommt. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen und was wir selbst dafür tun können“, unterstrich Stipp. (frh)
(Infokasten ab hier)
Die Stadtverwaltung Mosbach lädt zu einem ersten, unverbindlichen Treffen für Interessierte am Sauberkeitsprojekt für die Mosbacher Innenstadt ein. Es findet am Montag, dem 20.10., um 17.30 Uhr im Bürgersaal des historischen Rathauses Mosbach statt.