Einsamkeit ist eine der größten sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Sie kennt keine Altersgrenzen und betrifft Menschen in allen Lebensphasen. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Menschen in Deutschland Einsamkeitsgefühle kennen – ein alarmierender Befund, der zum Handeln aufruft.
Die bundesweite Aktionswoche – in Ettlingen fand sie 21. bis 28. Mai statt – setzte ein starkes Zeichen: 17 Kooperationspartner gestalteten über 30 Veranstaltungen im gesamten Stadtgebiet. Mit kreativen Formaten, offenen Begegnungen und lokalen Initiativen rückten sie das Thema Einsamkeit in den Mittelpunkt. Ob gemeinsames Kochen, Singen, Diskutieren, Spazierengehen oder einfach gemütliches Beisammensein: es war für jeden etwas dabei.
Ein besonderer Fokus lag auch in diesem Jahr wieder auf den Schulen: zahlreiche Mitmachaktionen machten deutlich, dass Einsamkeit nicht nur Ältere, sondern auch die Jugendlichen betrifft.
So ging es an der Carl-Orff-Schule und an der Pestalozzischule auf dem Schulhof bunt und kreativ zur Sache. Gemeinsam gestalteten die Schülerinnen und Schüler in den Pausen eine ‚Freundschaftsbank‘, die durch Spaß und Farbe nun ein Ort der Begegnung ist. Wer in der Pause jemanden zum Spielen sucht oder Freundschaft schließen möchte, setzt sich dorthin. Auch am Eichendorff-Gymnasium wurde eine solche Bank von den Schülerinnen und Schülern farbenfroh gestaltet, sie erhielt den Namen „Buddy-Bank“. Im kleinen Garten aufgestellt, ist sie Treffpunkt zum Kennenlernen neuer Mitschüler oder um Gesellschaft zu haben. Am Schulzentrum hingegen wurde fleißig und fröhlich gefädelt und geknotet: aus bunten Perlen entstanden Freundschaftsarmbänder zum Verschenken oder Selbsttragen als Zeichen der Verbundenheit.
Wer wollte, konnte zudem eine Jugend-Postkarte zur Aktion gestalten, mit lieben Worten oder kleinen Zeichnungen. Diese Botschaften wanderten direkt an die Mitschüler, Mitschülerinnen oder an Freunde.
Schön zu erleben waren die Begeisterung und das Interesse der jungen Leute an den Projekten, so das Fazit der Jugendsozialarbeiterinnen an Schulen. „Es bleibt das Gefühl: wir gehören zusammen!“ Über Klassen hinweg wurde gemeinsam gelacht, gestaltet und nachgedacht, und ganz nebenbei ein starkes Zeichen für das Gemeinschaftsgefühl und für ein respektvolles, wertschätzendes Miteinander gesetzt.
Das Herzstück der Aktionswoche waren die „Briefe der Verbundenheit“, die in der Bevölkerung auf äußerst positive Resonanz stießen. An zentralen städtischen Einrichtungen wurden Briefkästen aufgestellt, dort fanden Interessierte auch die ansprechend gestalteten Karten nebst hübschen Umschlägen. Das Ziel: aufmunternde Worte, herzliche Grüße oder Gedichte niederschreiben. Noch sind nicht alle Briefe eingesammelt, aber schon jetzt zeigt sich, dass mehrere hundert Briefe zusammengekommen sind, die die Solidarität innerhalb der Bürgerschaft zeigen.
Die gesammelten Briefe werden in den kommenden Wochen an die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen oder an alleinstehende ältere Menschen verteilt – ein wichtiger Beitrag gegen Isolation und für mehr Miteinander. Und vielleicht entwickelt sich so ja der ein oder andere dauerhafte Briefwechsel…
Anja Englisch vom Amt für Bildung, Jugend, Familie und Senioren (BJFS) zieht eine positive Bilanz: „Wir haben es geschafft, in ganz unterschiedlichen Kontexten weiter für das Thema zu sensibilisieren und, was am wichtigsten ist, Menschen zusammenzubringen.“
Der Dank der Organisatoren vom BJFS gilt allen Engagierten, die mit kleinen oder größeren Beiträgen diese erfolgreiche Aktionswoche möglich gemacht haben.
Die Stadt Ettlingen wird sich auch weiterhin aktiv darum kümmern, noch mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen beziehungsweise zu unterstützen, um der Einsamkeit mit ihren mannigfaltigen Ausprägungen und ihren Folgen weiter gezielt entgegenzuwirken.