In Hemsbach haben 83,18 Prozent der Wahlberechtigten am vergangenen Sonntag Gebrauch von ihrem Wahlrecht gemacht – ein Anstieg von mehr als 4 Prozent im Vergleich zu 2021. Der Wahlsieger heißt Alexander Föhr, der die meisten Erststimmen auf sich vereinigen konnte. Zugleich ist der CDU-Kandidat auch der Verlierer, denn das Zweitstimmenergebnis reichte am Ende nicht aus, um sein Bundestagsmandat zu verteidigen.
Laut vorläufigem Endergebnis entfielen auf Alexander Föhr in Hemsbach 31,64 Prozent der Erststimmen. Mit 20,01 Prozent kam Malte Kaufmann (AfD) auf Platz zwei. Dahinter folgen Tim Tugendhat (SPD) mit 19,42 Prozent und Franziska Brantner (Grüne) mit 14,96 Prozent. Sahra Mirow (Die Linke) kam auf 5,66 Prozent, Tim Nusser (FDP) landete bei 3,22 Prozent.
Bei den Hemsbacher Zweitstimmen zeigt sich ein nur leicht verändertes Bild. Auch hier hieß der Wahlsieger mit 28,27 Prozent CDU (2021: 23,3). Kurios: Dahinter folgen AfD und SPD mit der gleichen Prozentzahl von 19,62 Prozent (2021: 9,6 und 28,2) und exakt gleicher Stimmenzahl: Beide konnten 1.411 Wähler von sich überzeugen. Es folgen die Grünen mit 12,13 Prozent (2021: 14,8). Die Linke verbucht 6,62 Prozent (2021: 3,1), die FDP 4,95 Prozent (13,0).
Auch im gesamten Wahlkreis setzten sich Alexander Föhr und die CDU durch. Bei den Erststimmen lag Föhr mit 29,2 Prozent vor Franziska Brantner, die auf 27,2 Prozent kam. Brantner konnte damit das Direktmandat von 2021 nicht verteidigen. Es folgen Tim Tugendhat (15,9), Malte Kaufmann (12,0), Sahra Mirow (7,1) und Tim Nusser (3,7). Bei den Zweitstimmen erhielt die CDU 26,3 Prozent der Stimmen vor den Grünen mit 21,9 Prozent. Damit drehten sich auch hier die Spitzenpositionen. Es folgten SPD (17,0), AfD (12,1), Linke (10,1) und FDP (5,7).
Durch das neue Wahlrecht und die damit einhergehende Deckelung der Sitze im Bundestag stand bereits im Vorfeld fest, dass der Gewinner der Erststimmen nicht wie bisher als Direktmandat sicher in den Bundestag einziehen würde. Dazu brauchte es die Absicherung über einen entsprechend guten Listenplatz oder ein besonders gutes Zweitstimmenergebnis. Franziska Brantner konnte sich als Spitzenkandidatin ihrer Partei in Baden-Württemberg ihres Einzugs sicher sein. Ebenfalls als Spitzenkandidatin im Land startete Sahra Mirow, die aufgrund des guten Ergebnisses der Linken ebenfalls als Abgeordnete des Kreises nach Berlin gehen wird. Malte Kaufmann profitierte von den bundesweit starken Zugewinnen der AfD. Anders Alexander Föhr. Zwar verbuchten er wie auch die CDU starke Zugewinne, doch am Ende wurde ihm genau das zum Verhängnis: Das Zweitstimmenergebnis reichte nicht aus.
Alexander Föhr ist nicht der einzige, der als Gewinner zum Verlierer wurde. Auch Moritz Oppelt (CDU) im Rhein-Neckar-Kreis und Melis Sekmen (CDU) in Mannheim vereinten die meisten Erststimmen auf sich, jedoch reichte das Ergebnis der Zweitstimmen am Ende nicht für den Wiedereinzug in den Bundestag. Alle drei Wahlkreise – und 20 weitere bundesweit – werden künftig keinen Direktkandidaten mehr in Berlin haben.
Recht zufrieden beurteilt die Hemsbacher CDU das Ergebnis der Bundestagswahlen. „Bei einer enorm hohen Wahlbeteiligung der Wahlsieger geworden zu sein, ist ein klarer Wählerauftrag“, teilte der Ortsverband mit. Der stellvertretende Vorsitzende Fabian Lühnsdorf sagte: „Wir freuen uns über ein so gutes Abschneiden in unserem Wahlkreis und in Hemsbach.“ Bei den Zweitstimmen habe die CDU in Hemsbach nahezu exakt das Bundesergebnis bestätigt. „Bei den Erststimmen für Alexander Föhr erreichten wir sogar über 31 Prozent, das ist ein sehr gutes Ergebnis.“ Ärger gibt es über das verpasste Direktmandat. „Das Wahlrecht muss nochmalig reformiert und korrigiert werden, das ist nicht fair“, die Forderung.
„Wir sind nicht zufrieden“, fand Clemens Domeier, Vorsitzender des SPD-Ortsverbands, klare Worte. Zugleich zeigte er sich froh darüber, dass das Ergebnis vor Ort über dem Bundesdurchschnitt lag. „Das zeigt, dass wir eine stabile Basis in Hemsbach haben“, so Domeier. Ein besorgter Blick ging nach Berlin und die möglicherweise folgenden Koalitionsgespräche zwischen CDU und SPD. Man habe am Sonntag noch zusammengesessen, in der Runde konnte man sich für eine Große Koalition nicht begeistern. „Es wird aber auf nichts anderes hinauslaufen“, sagte Domeier.
Bei der GBL paarte sich Katerstimmung mit positivem Denken. „Es war absehbar“, kommentierte der GBL-Ortsverbandsvorsitzende Mathias Härig das Ergebnis. Immerhin sei man als Partner der Ampelkoalition aber mit den geringsten Einbußen aus der Wahl hervorgegangen. Härig fand auch ein Wort für das gute Abschneiden der AfD in Hemsbach. „Ich war schockiert“, gab er zu. Lobend erwähnte auch er die hohe Wahlbeteiligung in der Stadt.
Die hohe Wahlbeteiligung war auch für Birgit Dick, Ortsverbandsvorsitzende der FDP, ein Grund zur Freude. „Selbstverständlich ist das Ergebnis für uns nicht so erfreulich“, blickte sie auf die Verluste der Liberalen. Gleiches galt auch beim Blick auf das vorläufige Endergebnis der Wahl. „Wir hatten uns natürlich mehr erhofft“, so Dick. Es werde jetzt in die Aufarbeitung gehen, die politische Arbeit in und für Hemsbach gehe aber unvermindert weiter, so Dick.
Im Großen und Ganzen sei das Hemsbacher Ergebnis der Trend, sagte Bürgermeister Jürgen Kirchner. „Das Abschneiden der AfD war nicht überraschend, was es nicht besser macht“, schob er nach. Auch Kirchner lobte die hohe Wahlbeteiligung. „Das ist bei dieser Wahl auch wichtig gewesen“, so der Bürgermeister. (cs)