Mit einer Abschlussfeier verabschiedeten die Ehrhart-Schott-Schule am Sonntagmorgen 17 Tischlermeister, die gerade ihre Prüfung hinter sich hatten. Durch das Programm führte Dr. Georg Pflästerer, Abteilungsleiter der Meisterschule. Für den musikalischen Rahmen sorgte Pianist und Sänger Sebastian Jäger, der selbst früher Schüler der Erhart-Schott-Schule gewesen war.
Emanzipation im Handwerk: Unter den Absolventen waren sechs Frauen! Die Jungmeister nahmen ihre Zeugnisse aus den Händen des Schulleiters Thomas Edinger und ihrer Klassenlehrerin Christine Vollmer entgegen; sie nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Meisterstücke in einer öffentlichen Ausstellung zu zeigen und Rede und Antwort zu stehen. Drei Absolventen wurden besonders geehrt für ihre hervorragenden Leistungen. Schulleiter Edinger begrüßte die vielen Wegbegleiter, Familie, Partner, Freunde und Kollegen, die gekommen waren, um der Zeremonie beizuwohnen, und bedankte sich für ihre Unterstützung.
Die Erhart-Schott-Schule in Schwetzingen ist der bedeutendste Standort im Berufsfeld Holztechnik im Rhein-Neckar-Kreis. Die Tischlermeisterprüfung ist überaus umfangreich und umfasst ein Meisterprüfungsprojekt, Kenntnisse in Gestaltung, Konstruktion und Fertigungstechnik, Auftragsabwicklung, Handlungskompetenz als Betriebsinhaber oder Führungskraft sowie eine schriftliche und praktische Prüfung über berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse, um Lehrlinge auszubilden.
Einer der Prüfer war Steffen Haug, Vizepräsident der Handwerkskammer Mannheim. Gleich zu Beginn seiner kurzen Ansprache stellte er klar, dass Absolventen sich erst nach der Meisterfeier tatsächlich Meister nennen dürfen, da der Titel nicht von der Schule, sondern von der Handwerkskammer verliehen wird. Diese Feier findet dieses Jahr am 15. November im Rosengarten in Mannheim statt. Er erinnerte sich an seine Zeit als Prüfling und ermunterte die jungen Handwerker, nie aufzugeben, denn Lehrlinge, Fachkräfte und Meister werden händeringend gesucht. Die Situation sei akut!
Landesinnungsmeister Jürgen Streitner stimmte der Ermutigung zu und artikulierte seine Hoffnung, dass viele der Absolventen dann Betriebe übernehmen werden. Er bedauerte sehr, dass die Zahlen der Handwerksbetriebe insgesamt enorm rückläufig seien. Um dem entgegenzuwirken, hat der Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg ein Jungunternehmer-Netzwerk eingerichtet, um junge Meister zu beraten und zu unterstützen. Er teilte Anmeldeformulare aus und verwies auf die Website www.schreiner-bw.de/holzgruender/.
Zeugnisübergabe mit Ehrungen
Nach den Grußworten erfolgte die Zeugnisübergabe. Als Jahrgangsbester schloss Lennart Prebel mit einem Notendurchschnitt von 1,8 ab. Er erhielt als Anerkennung einen Preis in Höhe von 500 Euro und die Ehrenmedaille der Schule. Den zweiten Preis erhielt Jan Hummel. Er durfte einen sehr gut ausgestatteten Werkzeugkoffer mit nach Hause nehmen. Prämiert wurde die Arbeit von Nico Hoppe durch die Firma Würth mit einem Tischler-Werkzeugkoffer.
Dankesworte richteten die drei Absolventen Jan Hummel, Luise Mack und Philip Müller in Vertretung für ihre Mitschüler an ihre Lehrkräfte und Unterstützer und überreichten kleine Präsente.
Nach der offiziellen Feier war Zeit und Gelegenheit, sich die Meisterstücke genauer anzuschauen und mit den Jungmeistern zu sprechen. Es waren fein gearbeitete Werke für den Alltagsgebrauch: Garderoben, Regale, Schränke, ein großes Bett, Minibars, ein Sideboard, ein Quader mit vielen praktischen Funktionen und vieles mehr. Auffallend war, dass Metall nur sehr dediziert eingesetzt wurde, stattdessen hielten Fugen und Leim die Stücke stabil zusammen – und alle Möbelstücke sahen richtig gut aus. Das Naturmaterial, die flexiblen Funktionen und die edle Oberflächenbeschaffenheit der Exponate waren überaus verführerisch, aber Anfassen war verboten. (rw)