Aus den Rathäusern

Erinnerungen an Franz Hügel und Herbert Schustek

Als Malsch mit der Patengemeinde Söhle um den Konsistorialrat Franz Hübel trauerte Es war im August 2004, als Söhles ehemaliger Kaplan...
Foto: Herbert Schustek

Als Malsch mit der Patengemeinde Söhle um den Konsistorialrat Franz Hübel trauerte

Es war im August 2004, als Söhles ehemaliger Kaplan Franz Hübel in einem Alter von 93 Jahren in einem Wiener Altenheim friedlich verstarb. Dieser schrieb zu Lebzeiten ein halbes Jahrhundert lang Kirchengeschichte. 1911 in Weiskirch/Ostsudetenland geboren, wurde er 1935 in Olmütz zum Priester geweiht. Im selben Jahr kam Franz Hübel als Kaplan zur Stadtpfarrkirche in Neutitschein. Zu seiner Aufgabe gehörte auch die Betreuung der Filialkirche mit der Volksschule in Söhle. 1950 aus der sudetendeutschen Heimat vertrieben, kam er am 15. Dezember 1950 an die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf, wo er über ein halbes Jahrhundert als Seelsorger tätig war. Bereits 1968 wurde Pfarrer Hübel vom Wiener Erzbischof zum Geistlichen Rat und 1980 zum Erzbischöflichen Konsistorialrat ernannt. Herbert Schustek war in Söhle der erste Ministrant des damaligen Katecheten Franz Hübel. Aus der Vertreibung aus der sudetendeutschen Heimat sollten noch 16 Jahre vergehen, bis die ehemaligen Söhlener ihren ehemaligen Kaplan in Wien-Hetzendorf ausfindig machen konnten. 1966 fand dann in Malsch das erste Treffen von Franz Hübel mit seinen ehemaligen Schülern(innen) und Pfarrkindern statt. Diese Gemeindetreffen wurden nun alle zwei Jahre zu einer festen Einrichtung. Bei jedem Treffen war Pfarrer Hübel dabei. 35 Jahre lang verbrachte er bei seinem ersten Ministranten Herbert Schustek seine Ferien. In Malsch feierte er auch sein 40-, 50-, 60- und 65-jähriges Priesterjubiläum. Die Verabschiedung des beliebten Seelsorgers erfolgte am 24. August 2004 mit einem feierlichen Requiem in der Wiener Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf, wo er 54 Jahre lang wirkte. Neben einer großen Anzahl von Priestern war auch der Wiener Weihbischof Helmut Krätzel bei der Trauerfeier anwesend. Der Schreiber dieser Zeilen hatte die Ehre und das Vergnügen, mit Franz Hügel in Malsch etliche Gespräche führen zu dürfen, Weihbischof Krätzel sprach an der Bahre des Verstorbenen von einem bescheidenen und liebenswerten Menschen. Diese Aussage ist im Nachhinein ganz dick zu unterstreichen. Franz Hübel liebte seine Mitmenschen. Die Geschlagenen und Getretenen, vor allem die Obdachlosen und Landstreicher, waren bei Pfarrer Franz Hübel immer herzlich willkommen. Ihnen gab er im wahrsten Sinne des Wortes „sein letztes Hemd.“ Pfarrer Hans Bensdorp, der mit Franz Hübel seit 1979 unter einem Dach lebte, merkte sehr spät, dass sein Amtsbruder weder etwas im Geldbeutel noch Kleiderschrank hatte. Pünktlich nach der monatlichen Pensionszahlung kamen Wiens Ärmste der Armen zu Franz Hübel ins Pfarrhaus, wo sie reichlich beschenkt wurden. Nach einem Schlaganfall im Jahre 1993 bedurfte Franz Hübel nun selbst der Hilfe seiner Mitmenschen. All' seine Liebe, die er zeitlebens verschenkte, kam nun in reichem Maße zurück. Im Spital und Pflegeheim war immer jemand da, der ihn mit Medikamenten versorgte oder ihm Essen brachte und ihn wie ein Kleinkind liebevoll fütterte. Und weil sein Sehlicht schon sehr nachgelassen hatte, kam auch immer jemand vorbei, der ihm aus der Bibel vorlas. Im August 2004 holte sein Schöpfer ihn zu sich. Dann durfte Franz Hübel schauen, woran er sein ganzes Leben lang innig und mit voller Hingabe geglaubt hat. Der Malscher Pfarrer Erich Egner-Walter hielt für seinen verstorbenen Amtsbruder Franz Hübel am 8. Oktober in der Pfarrkirche St. Juliana einen Gedenkgottesdienst ab, zudem auch seine ehemaligen Söhlener Pfarrkinder in großer Zahl gekommen sind. Mit dem Tode von Herbert Schustek versanken die Söhlener Heimattreffen in eine Art „Dornröschenschlaf.“ Mit diesem Bericht soll sowohl an den ehemaligen Katechet Franz Hübel, als auch an den ehemaligen Söhlener Herbert Schustek gedacht werden.

Text: Reinhold Stegmeier

Anhang
Dokument
Erscheinung
Malscher Gemeinde Rundschau
NUSSBAUM+
Ausgabe 44/2024
von Gemeinde Malsch bei Heidelberg
30.10.2024
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