Von Gemeindearchivar Ulrich Kobelke
Im September feiert die Freiwilligen Feuerwehr Plankstadt jährlich mit den Bürgerinnen und Bürgern das Feuerwehrfest und bietet dabei wie immer alles auf, was Küche und Keller hergeben, aber geboten werden auch viele Informationen rund um die Wehr und ihre Aufgaben.
Eine schöne Gelegenheit, dass den Plänkschdern ins Bewußtsein rückt, wie wichtig, ja oft sogar lebenswichtig eine gut funktionierende Wehr für alle ist. Und beim Anblick des Fahrzeugparks und der Ausstattung wird auch jedem transparent, dass die Gemeinde dafür auch große finanzielle Mittel zur Verfügung stellen muss. Aber auch an die vielen Übungs- und Fortbildungsmaßnahmen das ganze Jahr über dürfen die Menschen denken, damit auch immer die bestmögliche und fachkundige Hilfe geleistet werden kann, wenn es erforderlich ist.
Bei einer solchen Gelegenheit wie dem Feuerwehrfest darf auch Rückschau gehalten werden auf die mittlerweile fast 130 Jahre des Bestehens der Plankstädter Wehr. Natürlich ist niemand aus dieser Anfangszeit noch unter uns, aber ein Blick in die Annalen zeigt das Szenario, das letztendlich zur Gründung im Jahr 1896 führte, und das sich hoffentlich niemals wiederholen wird – was auch Dank der Leistungsfähigkeit der Plankstädter Wehr und der heutigen technischen Möglichkeiten ziemlich ausgeschlossen ist.
Deshalb hier ein Rückblick auf die Ereignisse des Jahres 1900:
So erfahren wir aus den schriftlichen Hinterlassenschaften einiges über die Brandkatastrophe im nördlichen Ortsteil von Plankstadt, bei dem Wieblinger- und Grenzhöfer Weg und Leopoldstraße betroffen waren und über deren Entstehung nichts Genaues mehr bekannt ist. – Spätere Großbrände wie der im Bruchhäuser Weg im Jahr 1964 oder jener Mitte der 80er Jahre, als in der Eisenbahnstraße eine Scheune abbrannte, wird bei den Älteren noch im Gedächtnis sein wie auch der Großbrand bei Oskar Sessler in der Scipiostraße. Der Großbrand in der Nachbargemeinde Ketsch wird solche Erinnerungen auch geweckt haben.
Zurück ins Jahr 1900: In der Nacht vom 26. auf den 27. August 1900 wurde Plankstadt von einer Brandkatastrophe furchtbaren Ausmaßes heimgesucht. Der materielle Schaden belief sich nach den damaligen Schätzungen auf über 300.000 Mark. Glücklicherweise waren bei dieser Katastrophe, die weit über das badische Land bekannt wurde, keinerlei Menschenleben zu beklagen. Das Plankstadter Bürgermeisteramt appellierte gemeinsam mit dem evangelischen und katholischen Pfarrer an die Bevölkerung und bat in einem öffentlichen Aufruf um Kleider- und Geldspenden, da viele Familien vielfach nur das nackte Leben retten konnten.
Nach damaligen Augenzeugenberichten war das Feuer in der Nacht von Sonntag gegen 1 Uhr im nordöstlichen Teil des Wieblinger Weges ausgebrochen, wahrscheinlich in einer Scheune. Obwohl in größter Eile Hilfs- und Absperrmaßnahmen getroffen wurden, konnte nicht verhindert werden, daß das Feuer, vom Sturm begünstigt, auf die anderen Höfe der Nachbarschaft übergriff. Bereits nach einer knappen Stunde stand der ganze Wieblinger Weg und eine Seite der Grenzhöfer Straße sowie alles, was dazwischenlag, hellauf in Flammen. Plankstadt bot einen fürchterlichen Anblick. Die Flammen loderten so hoch, daß sie kilometerweit zu sehen waren. Es wurde berichtet, , dass der Ort selbst vom Schreien und Jammern der Obdachlosen erfüllt war, die notdürftig bekleidet durch die Straßen irrten, ohne auch nur das Allernotwendigste gerettet zu haben. Das Vieh, von Panik ergriffen, suchte den Weg ins Freie und raste auf den Feldern umher, „mit seinem angstvollen Geblöke die Stille der Nacht schauerlich unterbrechend“.
Aus den Berichten geht hervor, dass die Feuerwehren der Nachbarschaft mit allen Plankstadter Wehrleuten, soweit sie in ihren Familien nicht selbst von diesem Unglück ereilt wurden, mit letztem Einsatz und vereinten Kräften alles aufboten, um den Hilfsbedürftigen erste Hilfe zu bringen. Nach stundenlangen vereinten Bemühungen konnte das Feuer einigermaßen eingedämmt werden. Nachdem erst am Montagmorgen ein Teil der Feuerwehren die Arbeiten einstellen konnten, bot sich den Beschauern dieser Katastrophe ein Bild des Grauens und Entsetzens: Zwischen den niedergebrannten Gehöften lag das verendete Vieh, die Luft war vom Gestank verkohlter Tierkadaver erfüllt. Inzwischen haben sich solche Bilder während zweier Weltkriege tausendfach wiederholt – und auch Fotos von den Kriegsschauplätzen unserer tage sprechen dieselbe Sprache. Die Geschädigten damals waren umso schwerer betroffen, als die Ernte bereits eingebracht war und die Scheunen bis unters Dach mit Getreide und Heu gefüllt waren.
Die zur vorletzten Jahrhundertwende noch recht ungenügende Wasserversorgung trug weiterhin zur Ausbreitung des Brandes bei. In Plankstadt war man auf das Löschwasser der Keesgrieb angewiesen, die jedoch in diesem Jahr äußerst wasserarm war und zur Brandbekämpfung wenig taugte. Also musste das Wasser aus Schwetzingen herbeigefahren werden; man kann sich die Zeitspanne vorstellen, bis in Schwetzingen die Pferde angeschirrt waren, die Wasserfässer gefüllt und dann nach Plankstadt zum Brandort gefahren werden konnten. Da half dann auch die größte Solidargemeinschaft nicht mehr allzuviel; bis die Hilfe vor Ort war, hatte der Brand riesige und kaum zu bewältigende Ausmaße erreicht. Die Katastrophe wurde auch bei der Regierung in Karlsruhe bekannt und Minister Eisenlohr besichtigte die Brandstätte.
Immer wieder wird der aufopferungsvolle Einsatz der Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften hervorgehoben. Während das Plankstädter Komitee – Bürgermeister Friedrich Treiber, der evangelische Ortspfarrer Heinzerling und der Schwetzinger katholische Pfarrer Ignaz Blöder – in seinem Aufruf „Wer helfen will, der helfe bald“ um Geld, Kleidungsstücke und Naturalien bat, hatten auch die übrigen Bürgermeister des Bezirks Schwetzingen durch das Großherzogliche Bezirksamt Listen zum Einzeichnen zugestellt erhalten. Acht Tage später ließen der Großherzog und die Großherzogin dem Hilfskomitee für die Brandgeschädigten in Plankstadt 500 Mark überweisen. Aus einer amtlichen Feststellung geht hervor, daß sich der Schaden auf 62 völlig zerstörte Gebäude, darunter 15 Wohnhäuser, sowie 23 zum Teil beschädigte Gebäude (darunter 10 Wohnhäuser) belief.
Die Plankstadter Feuerwehr war schon nach dem ersten Großbrand des Gemeindegässels im Jahr 1895 gegründet worden und sie war auch bitter nötig, wie sich fünf Jahre später zeigte. Unter ihrem Kommandanten Hermann Trunk hatte sich die Wehr vorteilhaft entwickelt und leistete bei der Katastrophe von 1900 gute Arbeit, aber ohne Wasser kann auch die beste Feuerwehr wenig ausrichten. Gerne erinnert man sich auch der großherzigen Spende von 1000 Goldmark durch den Mannheimer Kommerzienrat Scipio, nach dem aus Dankbarkeit das betroffene Gemeindegässl in Scipiostraße umbenannt worden war. Erst kürzlich ließ das Gemeindearchiv an der Scipiostraße eine Tafel zum Gedenken an den edlen Spender anbringen.
Und so darf auch bei jedem Feuerwehrfest kräftig mitgefeiert werden, wobei der Gedanke, wie enorm wichtig die Feuerwehr für die Kommune ist, immer präsent sein darf.
(Foto: Gemeindearchiv)