
"Wieder - Gott sei Dank - war auch dieses Jahr relativ ruhig. Zumindest gab es keine größeren Vorfälle. Eine wunderschöne Wildtiergeschichte von außerhalb habe ich noch in petto, aber dazu später. Anfang Mai fand ich einen jungen verletzten Turmfalken. Er war dehydriert, noch nicht flugfähig und die Augen umkreisten schon die Mücken. Völlig kraftlos saß er da, als hätte er sich schon in sein Schicksal ergeben. Nur einige Tropfen Wasser über den Schnabel und ich merkte wie viel Lebenswille und Lebendigkeit noch da war. Bei einer Greifvogelstation in Bad Dürkheim fand ich einen Aufnahme-Platz. Am nächsten Tag gings los. Leider ist er kurz nach dem Ankommen dort gestorben. Oft enden Rettungsversuche so, aber genau so oft gehts halt auch gut und das ist es jede kilometerweite Fahrt wert.
Von einer Besucherin aufmerksam gemacht, fand ich Anfang Juni einen Halsbandsittich, der sich mit den Krallen beider Füße in eine Art Wollknäuel verfangen hatte. Nach einer kurzen Hetzjagd im Arboretum konnte ich ihn greifen und zum Glück relativ schnell von seinem Anhängsel befreien. Auch dieses Jahr fielen wieder zwei Jungstörche ins Wasser. Einer in den Kanal der Orangerie, der andere in den Arboretumweiher. Wahrscheinlich wollten sie Frösche fangen, waren noch zu unerfahren und verloren das Gleichgewicht. Hört sich dramatisch an, wenn sie aber rechtzeitig gefunden werden, und das geschieht wegen des großen Publikumsverkehrs eigentlich immer, ist es keine schlimme Sache. Zu der Zeit, wenn sie den Horst verlassen, ist es immer so warm, dass ihnen ein oder zwei Stunden Trocknungszeit auf der Wiese ausreichen, um wieder flugfähig zu werden. Schön war, dass dieses Jahr ein weiteres Storchenpaar einen Horst baute und brütete. Im Arboretum, nur 30 Meter weg von unserem jährlichen Stammpaar. Beide Elternpaare haben je zwei Junge.
Auch bei den weißen „Hausgänsen" gab es keine besonderen Vorkommnisse. Den drei alten Stammgänsen sowie den jungen Hybriden geht es bestens. Einer der Hybriden ist wie damals sein Vater mit einer Kanadagans zusammen mit der sie zweimal im Jahr wegfliegen. Wohin bleibt ihr Geheimnis. Sicher ist, dass sie früher oder später an ihren Geburtsort zurückkehren. Zum Brüten im Frühjahr sowieso. In einer Kleingartenanlage in unserer Nähe saß ein flugunfähiger Schwan. Sein linker Flügel war nur noch zur Hälfte vorhanden. Der Besitzer der Parzelle hatte ihn aufgenommen und versorgte ihn auch recht gut. Allerdings
fehlte das Wichtigste: Gras zum Fressen und Wasser zum Baden. Er saß auf dem nackten Erdboden und bei Regen im Schlamm. Es dauerte allerdings ein paar Wochen bis ich einen passenden Platz für ihn
gefunden hatte, aber wie sich später herausstellte, hatte sich die lange Suche gelohnt. Eine Wildtierstation in Saarburg. Weit weg, aber mein Suchradius in solchen Fällen ist oft sehr ausgedehnt. Bei uns in der Nähe gibt es einfach keine größere Station für Wildtiere. Der Aufwand lohnte sich, ich hätte nichts Besseres finden können.
Betrieben wird die Station von einem Ehepaar, einer Tierärztin und einigen Helfern. Leider konnte ich nicht selber hinfahren, möchte das aber unbedingt noch nachholen. Ein befreundetes Ehepaar war bereit, den Transport zu übernehmen. Die Bilder und Videos verursachen mir heute noch eine Gänsehaut. Bei der Station gibt es einen Teich mit Mündung in einen Bach und kaum aus seiner Box befreit, watschelte unser Schwan zielstrebig darauf zu. Unfassbar seine Freude. Er warf sich beinahe ins Wasser, schwamm, tauchte und schlug mit den Flügeln. Eines der schönsten Dinge, die ich in letzter Zeit erlebte. Darum bitte ich Sie auch weiterhin um Spenden. Sie kommen nicht nur den Tieren aus dem Schloßgarten zugute, sondern auch vielen anderen Wildtieren."
Ihre Karin Franz, Tel. 01575 1601715