Der Windpark auf dem Kälbling nimmt endgültig Gestalt an: Am Donnerstag, 8. Mai, wurde die erste von zwei geplanten Windkraftanlagen (WEA02) fertiggestellt. Alle drei 80 Meter langen Rotorblätter wurden erfolgreich montiert, die Anlage steht nun vollständig. Für das Projektteam von Vestas, das im Auftrag der EnBW seit Anfang April auf dem Kälbling arbeitet, ein wichtiger Meilenstein. Die starken Windverhältnisse der vergangenen Wochen hatten den Bau zwar immer wieder verzögert – ausgerechnet das, was später Strom liefern soll, sorgte dafür, dass der Zeitplan mehrfach angepasst werden musste. Doch für Projektleiterin Laura Huber überwiegt der positive Aspekt: „Die Verzögerungen zeigen, dass der Standort ideal geeignet ist – hier weht der Wind kräftig, und das dauerhaft.“
Die zweite Anlage (WEA01) ist derzeit im Aufbau. Nach aktuellem Stand soll sie zwischen dem 15. und 19. Mai fertiggestellt werden – sofern das Wetter mitspielt. Die Rotorblätter sowie alle übrigen Bauteile befinden sich bereits vor Ort auf dem Kälbling, weitere Transporte sind nicht mehr nötig. Die Inbetriebnahme beider Anlagen ist laut EnBW-Pressesprecherin Miriam Teige für Ende Juni oder Anfang Juli vorgesehen. Dann sollen sich die Rotoren über dem Heidelbeerwald drehen und jährlich rund 23.500 Megawattstunden Strom erzeugen – genug, um rechnerisch etwa 5.600 Haushalte mit Energie zu versorgen.
Der Standort des Windparks ist nicht nur wegen der Windverhältnisse gut gewählt, sondern beeindruckt auch durch seine Lage: Wer vom Lindenplatz in Calmbach über den Friedhofweg und Köpfleweg hinauf zum Bergrücken wandert, steigt etwa 300 Höhenmeter auf und steht dann plötzlich vor dem gewaltigen Turm der ersten Anlage. Auf einem gesicherten Areal dahinter lagen lange Zeit die drei Rotorblätter der zweiten Anlage bereit. Die Rotorblätter wurden nicht am Boden vormontiert, sondern einzeln per Großkran an die Gondel angebracht – eine Herausforderung bei Windgeschwindigkeiten über neun Metern pro Sekunde, denn dann beginnen die hohen Turmteile zu schwanken. Die Monteure steigen bei der Arbeit bis zu 166 Meter in die Höhe, ein Servicelift wird erst installiert, wenn der Turm komplett steht. Mit Blick auf die Umweltverträglichkeit betont Huber, dass die beiden Anlagen auf dem Kälbling etwa drei Hektar Fläche beanspruchen – davon sollen 1,5 Hektar wieder aufgeforstet werden. Zusätzliche Ausgleichsmaßnahmen wurden andernorts umgesetzt. Im Vergleich zu fossilen Kraftwerken sei der Flächenverbrauch gering, der Stromertrag pro Fläche hingegen hoch. „Windkraft hat ein sehr gutes Verhältnis von Nutzen zu Eingriff“, erklärt Huber. Auch mögliche Auswirkungen auf die Tierwelt seien abgewogen worden – am Ende überwiege der Beitrag zur Klimastabilisierung. Denn: „Die Erderwärmung ist langfristig weitaus schädlicher für Tiere als einzelne Eingriffe in den Lebensraum.“
Die Arbeiten auf dem Kälbling laufen derzeit unter Hochdruck weiter. Wenn das Wetter mitspielt, stehen bald beide Anlagen. Dann ist ein Jahrzehnt Planungs- und Bauzeit abgeschlossen – und ein großer Schritt für die regionale Energiewende getan. (mm)