Am letzten Tag der offenen Tür im Heimatmuseum am 25. Mai ging der Verein einen neuen Weg: Wir bauten einen Vortrag ein, um den Öffnungstag des Museums lebhafter und unterhaltsamer zu gestalten. Als Vitrinenvorträge, also Vorträge vor der Vitrine, sollen bestimmte Themen vorgestellt werden.
Der Anfang dieser losen Vortragsreihe bot für uns Nathan Straus und die „Straus‘schen Milcküche“. Rückblickend ein voller Erfolg. Die Plätze um der Vitrine herum waren begrenzt und von allen Museumsgästen belegt.
In einem knapp halbstündigen Vortrag vor der Vitrine stellte unser Schriftführer Wilfried Hager Leben und Verdienste von Nathan Straus vor. Der 1848 im pfälzischen Otterberg geborene Nathan Straus wanderte mit seiner Familie 1854 in die USA aus. Über Georgia fand die Familie den Weg nach New York, wo Nathan Straus es bis zur Miteigentümerschaft des berühmten Kaufhauses Macey’s in New York City brachte. Er brachte es zu großem Wohlstand, aber das war nur die eine Seite von Straus. Zahlreiche soziale Projekte in den USA und in späterem Lebensjahren in Palästina zeugen von seiner Eigenschaft als großem Menschenfreund. In den USA finanzierte er Einrichtungen zur Pasteurisierung von Milch für Kleinkinder, denn die unbehandelte Milch stand in dem Verdacht, für den Tod von unzähligen Kleinkindern verantwortlich zu sein.
Auch in Sandhausen bestand dieses Problem. Alte Quellen nennen eine Kindersterblichkeitsrate von 46 bis 47 Prozent bei den Kleinkindern.
Bei einer Deutschlandreise kam es in Heidelberg im Jahre 1907 zu Kontakten nach Sandhausen und Straus finanzierte eine Einrichtung zur Pasteurisierung von Milch. Dieses Gebäude stand gegenüber dem alten Rathaus. Der Betrieb wurde zum 1. Februar 1908 aufgenommen. Der Erfolg stellte sich schnell ein und die Kindersterblichkeit in Sandhausen sank drastisch. Wilfried Hager informierte auch darüber, dass über die Sandhäuser Einrichtung in der nordamerikanischen Presse berichtet und diese als vorbildliche Einrichtung dargestellt wurde.
Und hier, so Wilfried Hager, liegt der große Verdienst von Nathan Straus. Seine Bedeutung und sein Wirken für Sandhausen darf daher nicht unterschätzt werden.
Für uns vom Verkehrs- und Heimatverein ist es daher sehr wichtig, an die Persönlichkeit von Nathan Straus und seine Einrichtung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Vielen jungen Kindern wurde dadurch in Sandhausen in der damaligen Zeit das Überleben gesichert.
Mit mehreren Bildern aus dem Leben von Nathan Straus und mithilfe der Darstellungen aus der Vitrine konnte das Leben dieses Mannes dargestellt werden.
Zum Schluss informierte Wilfried Hager, dass an Straus in verschiedenen Städten durch Straßennamen und Platznamen bereits erinnert wird und dass die ca. 220.000 Einwohner zählende Stadt Netanja in Israel nach ihm benannt wurde.
Im Anschluss an den Vortrag schloss sich noch eine rege Gesprächsrunde an. Deshalb plant der Verkehrs- und Heimatverein in loser Reihenfolge weitere Vitrinenvorträge am Tag der offenen Tür im Heimatmuseum. Sie dürfen gespannt sein.
Für den VHV 1952: Jonas Scheid & Wilfried Hager