So begrüßte die 1. Vorsitzende des Heimatvereins, Helga Steinel-Hofmann, die zahlreichen Besucher des diesjährigen Heimatfilmabends zum 100-jährigen Jubiläum des Heimatvereins Philippsburg. In der zum Bersten gefüllten Festhalle, in der auch Bürgermeister Stefan Martus und seine Frau Sandra, der Ehrenvorsitzende Hugo Wunsch sowie einige Gemeinderäte zugegen waren, zeigte Ludwig Horn j. aus gefühlten 1000 km Filmaufnahmen der letzten 7 Jahrzehnte zwei 45-minütige Streifen, die das Geschehen rund um die Stadt und deren Bürgerinnen und Bürger widerspiegelten.
Die Heimatfilm-Interessierten konnten in den Filmausschnitten Ihre Vorfahren, Opas und Omas, Väter und Mütter sowie sich selbst wiedererkennen und konnten so die Kommentatoren Helga Steinel-Hofmann, Martina Kerner, Lino Geißler und Karl-Heinz Kerner lebhaft ergänzen.
Ereignisse und handelnde Philippsburger waren u. a. beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1958 des Motoballvereins zu bestaunen. Weitere Höhepunkte waren das Seefest zum 50-jährigen Jubiläum des Schwimmvereins mit Kamelritt der beiden Vorsitzenden Friedolin Ellermann und Klaus Moll im Ernst-Freyer-Bad. Ferner gab es lustige Bilder zur anfänglichen Schnakenbekämpfung aus den Jahren 1976 zu sehen. Begeisterung riefen auch Sequenzen aus dem alten Kindergarten hervor, auf denen Schwester Daniela mit ca. bis zu 50 Kindern des Jahrgangs 1952/53 sandelten, schaukelten und sich auch kniffen.
Ehrungen zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr unter den Augen des damaligen Ehrenkommandanten Karl Vetter und des Kommandanten Horst Stehmer folgten, ebenso eine Übung in der alten Volksschule, bei der Kinder aus den oberen Stockwerken und dem Karzer gerettet wurden. Es schlossen sich Streifen über Feierlichkeiten nach erfolgter Musterung des Jahrgangs 1943 an. Nicht minder bewundert wurden die Ministranten des Jahrgangs 1948 beim Ostereiersammeln 1962 mit heiligem Grabgesang. Mit der Einweihung der Salmkaserne 1963, die in nicht ganz 2 Jahren mit 12 Mannschaftsgebäuden und 54 Munitionsbunkern erstellt wurde (heute undenkbar), zogen das unter Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel neu aufgestellte Feldartilleriebataillon 210, das Raketenartilleriebataillon 122 und später das Fernmeldebataillon 890 CENTAG bei Übergabe der Stadtstandarte durch Bgm. Karl Frank ein. Der Standort wurde 1997 wegen europaweiter Truppenreduzierungen aufgegeben. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Bgm. Martus ist eine Nachfolgenutzung zuletzt durch ein Logistikzentrum zu verzeichnen.
Zum 65. Geburtstag des früheren Bürgermeisters und Ehrenbürgers Karl Frank kamen Gratulanten aus dem gesamten Stadtleben, die Vorsitzenden der Vereine, Firmenchefs, bereichert durch Gesangsvorträge des Liederkranzes, des Arbeitergesangvereins und Musikstücken der Stadtkapelle.
Der zweite Teil des Abends begann mit dem Tag der offenen Tür beim Bau des Kernkraftwerks im Jahr 1971, dem Transport des 162 to. wiegenden Reaktordruckbehälters auf der Panzerstraße sowie des Transports der damals weltgrößten Transformatoren mit jeweils 420 to. durch die Innenstadt am Freyersee vorbei. Letzte Kraftwerksbilder stammten aus dem Jahr 2020, als in den frühen Morgenstunden im Mai 2020 die beiden Kühltürme gesprengt wurden und das Ende der Kernkraft in Philippsburg besiegelte. Heute steht dort ein Konverter kurz vor Vollendung, um künftigen Nordseewindstrom aufzunehmen und weiterzuverteilen.
Zu sehen waren außerdem die Errichtung des Goodyear-Reifenwerks, das in seiner Hochzeit bis zu 5,4 Mio. Reifen pro Jahr produzierte. Zeppelinfahrten, aber auch der Großbrand am 10.03.2004, bei dem das Werk vollkommen zerstört wurde. Das Werk wurde zwar neu errichtet, letztlich aber wegen angeblicher Unwirtschaftlichkeit geschlossen. Heute steht auf dem Platz des ehemaligen Eingangslogos die Rettungswache des Kreisverbandes des Roten Kreuzes und auf dem Fabrikationsareal betreibt die Fa. Wirsol ein riesiges Dachkraftwerk (PV) und verpachtet im Solarvalley bedarfsgerechte kleinzellige Parzellen an Gewerbetreibende und führt so peu à peu das ehemalige Werk einer Folgenutzung zu.
Letztlich enthielt die zweite Sequenz des Films bewegte Bilder vom zugefrorenen Rhein und Freyersee in den Jahren 1959 – 1962, auf denen Philippsburger beim Eisfischen zu sehen sind, Eiskunstlaufpirouetten drehten, Eishockey spielten und Glühwein tranken. Konfirmanden des Jahrgangs 1960 waren im Jahr 1974 ebenso festgehalten, wie im selben Jahr die Gründung der Städtepartnerschaft mit der Insel Ré im Atlantik. Zum Auftakt der Feierlichkeiten im September 1974 waren neben den Gründervätern Brizard, Bürgermeister Dürrschnabel weitere zahlreiche Gäste von der Ré anwesend. Auch das französische 6. Dragonerregiment, das im September 1673 im damals französischen Philippsburg auf königliches Dekret hin gegründet wurde, war eingeladen und zelebrierte ein prächtiges Truppen- und Panzerdefilee auf dem heutigen Île de Ré Platz. Nach den Gruß- und Festreden in der Festhalle konnten sich die Feiernden in der Aula des Gymnasiums an einem grandiosen Büfett mit typisch deutschen Köstlichkeiten laben. Heuer zum 50. Jubiläum wird es wohl nicht anders sein, die Freunde von der Île de Ré haben beim Besuch im Mai/Juni dieses Jahres auf der Insel die Messlatte sehr hoch gelegt.
Zum Abschluss des Filmabends lud Frau Steinel-Hofmann zu Getränken und Laugengebäck ein und bedankte sich ausdrücklich bei der Sparkasse Karlsruhe, die die Kosten hierfür übernahm und den harmonischen Abschluss zu einem unvergesslichen Ereignis der „Philippsburger*innen“ generierten.
Karl Heinz Kerner