Bühne

Ettlinger Schlossfestspiele

Mittels der Liebe Schwieriges überwinden: „La Bohème“ Liebe, Kreativität, Glücklich-Sein, Trauer und Schmerz verspüren – all das in ärmlichen...
Ettlinger Schlossfestspiele „La Bohème“ Mimi Rodolfo Liebesgeschichte Dystopie dunkle Zukunft ärmliche Verhältnisse und Künstler
Die Künstler und Mimi begegnen sich und erleben viel miteinander.Foto: war

Mittels der Liebe Schwieriges überwinden: „La Bohème“

Liebe, Kreativität, Glücklich-Sein, Trauer und Schmerz verspüren – all das in ärmlichen Verhältnissen – das erlebt man bei „La Bohème“, einer Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini an diesem Sonntagabend. Die scheidende Intendantin der Schlossfestspiele Ettlingen führt Regie. Sie entführt das Publikum in eine düstere Zukunft und zugleich in eine Handlung über mittellose, arme Künstler in einer fernen Zukunft.

Genauso düster sind teilweise das Bühnenbild, das wie aus dem viktorianischen Zeitalter erscheint, und die Kulisse des Schlosshofes, gerade wenn Markt ist oder Mimi (ausdrucksstark und hervorragend, geradezu brillant: Felicitas Wrede) und Rodolfo (Benjamin Park) sich küssen und lieben, aber auch in den traurigen Situationen. Rodolfo ist stellenweise eifersüchtig, dann wieder verzweifelt, weil er sieht, wie es Mimi schlecht geht. Er gibt sich selbst die Schuld. Fast durchgängig an seiner Seite ist Marcello (ebenfalls stimmgewaltig und ausdrucksstark: Alessio Fortune), oft zusammen mit Schaunard (überzeugend: Thomas Büscher). Zu dritt erkunden sie die Kunst, die Liebe und das Leben. Die Liebesgeschichte zwischen Rodolfo und Mimi sowie Marcello und Musetta (temperamentvoll, energieladen, geradezu sexy: Megan Henry) durchzieht die zweieinhalb Stunden – mit einer Pause – dauernde Oper. Sie ist auf Italienisch mit deutschen Übertiteln gehalten. Das lenkt stellenweise auch dank des vielfältigen und munteren Geschehens auf der Bühne ab, sodass es manchmal schwerfällt, die Personen einander zuzuordnen. Aufgrund der großen musikalischen und schauspielerischen Kompetenz verflüchtigt sich dieser Moment aber jeweils wieder schnell.

Oper, wie sie sein soll

Das Publikum – trotz des anspruchsvollen Themas sind auch einige Kinder und Jugendliche mit dabei – fiebert, leidet und denkt mit den Figuren mit. Anfangs singt Rodolfo zu Mimi: „Doch vergesse ich meine Tränen, wenn ich in solche Augen sehe.“ Er stellt sich als Dichter vor, der von seinen Träumen lebt und davon, an sie zu glauben. Mimi sucht ihren Schlüssel zu ihrem kleinen Zimmer, in dem sie alleine wohnt. Er findet ihn und steckt ihn mit Absicht ein. Sie stellt sich als Mimi vor, die Lilien und Rosen steche. Eigentlich heiße sie Lucia. Das macht Rodolfo nichts. Er antwortet ihr und singt: „Ich folge der Liebe – allerhöchste Wonne.“ Auch im nächsten Bild der Aufführung mit „Schlagsahne, Datteln, Süßes“, dem Markt, lässt Rodolfo seinen Gefühlen freien Lauf. Er singt: „Ich bin der Poet. Sie ist die Poesie.“ Gemeint ist natürlich Mimi. Der Kinderchor der Schlossfestspiele Ettlingen singt und verleiht der Inszenierung eine weitere besondere Note. Die Kinder wollen Spielzeug. Mimi löffelt Schokolade. Musetta flirtet mit einem Mann. Sie singt: „Ich genieße die Begierde in den Augen der Leute. Dann lache ich vor Freude.“ Marcello und sie werden ein Paar. Zwischen Rodolfo und Mimi kriselt es immer wieder. Er ist sehr eifersüchtig, sodass ihm Marcello auch den Kopf zurechtrücken muss. Gleichzeitig singt Rodolfo, dass Mimi ihm das Liebste im Leben sei. Er gibt Mimi Kraft. Sie sagt, sie sei im Frühling gesünder als im Winter. Mimi kämpft, getragen von Rodolfos Liebe – wie es am Ende für sie ausgeht, das können sich Interessierte noch an diesem Samstag, 9. und Montag, 11. August, ansehen. Die Ettlinger Schlossfestspiele dauern noch bis zum Sonntag, 17. August. Weitere Infos unter www.schlossfestspiele-ettlingen.de. (war)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
13.08.2025
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