Die paneuropäische Partei Volt will im südlichen Teil des Rhein-Neckar-Kreises durchstarten. Elisa Hippert, bildungspolitische Sprecherin bei Volt für Baden-Württemberg und bis vor Kurzem Vorsitzende von Volt in Heidelberg, sprach mit der WieWo über Generationengerechtigkeit, pragmatische Lösungen – und andere Themen, die die junge Partei angehen will.
Im Rhein-Neckar-Kreis Süd arbeitet die Partei Volt derzeit am Aufbau eines neuen Teams mit Blick auf die Landtagswahl 2026. „Die Politik ist ein zähes Geschäft“, sagt Elisa Hippert, die sich in der Planungsgruppe engagiert. Die Lehrerin aus Leimen war mehrere Jahre lang für die Außenkommunikation von Volt Baden-Württemberg zuständig, außerdem bildungspolitische Sprecherin und bis vor Kurzem Vorsitzende von Volt Heidelberg. Nun konzentriert sie sich auf die Entwicklung einer regionalen Struktur: „Wir haben uns bewusst vom Rhein-Neckar-Kreis Nord abgegrenzt. Unser Fokus reicht von Schwetzingen bis Sinsheim – ein großes Gebiet mit eigenen Herausforderungen.“
Dass Politik im Umland andere Fragen stellt als in Heidelberg selbst, liegt für Hippert auf der Hand. „Von Förderungen, Mobilität bis hin zu Sozialem etc. unterscheiden sich die Themen zwischen Heidelberg und dem Umland stark.“ Volt will diese Besonderheiten ernst nehmen. „Der Raum ist ländlich geprägt, also brauchen wir auch Antworten, die das widerspiegeln.“ Bei der Europawahl 2024 erreichte Volt in der Altersgruppe der unter 25-Jährigen einen Stimmenanteil von knapp sieben Prozent. Hippert nennt klare Gründe: „Wir sind keine klassische Partei. Wir sind paneuropäisch. Uns gibt es in über 30 Ländern. Die Herausforderungen unserer Zeit hören nicht an der Grenze auf – warum sollte es unsere Politik tun?“ Besonders Themen wie der Klimawandel oder die Steuerpolitik benötigen laut Volt einen gemeinsamen europäischen Rahmen. „Es bringt nicht viel, wenn Deutschland alleine klimaneutral wird, aber Europa nicht. Wir brauchen gemeinsame Ziele, Best-Practice-Sharing und eine echte wirtschaftliche Renaissance.“
Zuweilen wurde die junge Partei mit der FDP verglichen – zu Unrecht, findet Hippert. „Wer unser Wahlprogramm liest, merkt schnell: Wir unterscheiden uns deutlich. In der Sozialpolitik ähneln wir sogar eher den Linken.“ Volt sei sozialliberal, sagt sie. „Wir setzen auf Umverteilung, soziale Gerechtigkeit – aber auch auf Effizienz. Das ist kein Widerspruch.“ Dass sich viele Menschen von klassischen Parteien abwenden, erklärt sie mit Frust über Machterhalt statt Problemlösungen: „Viele Wählerinnen und Wähler erleben, dass Politik nur reagiert – nie gestaltet.“
Besonders beim Thema Sozialpolitik schwingt bei Hippert Enttäuschung mit: „Der demografische Wandel ist Fakt. Und trotzdem betreiben die etablierten Parteien Klientelpolitik.“ Für die Jungen blieben steigende Beiträge und leere Versprechen. Sie warnt: „Wir fahren mit der Titanic auf den Eisberg zu – und niemand lenkt um.“ Volt fordert eine grundlegende Reform des Renten- und Gesundheitssystems. Länder wie Österreich und Schweden seien weiter: „Dort zahlen Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Es gibt Aktienrentenmodelle. Deutschland hat 20 Jahre geschlafen.“ Auch beim Thema Bildung spart Hippert nicht mit Kritik – und spricht aus eigener Erfahrung: „Ich bin Lehrerin. Als Kretschmann sagte, Bildung sei Priorität, habe ich nichts davon gemerkt.“ Statt Investitionen sei das System im Krisenmodus: marode Schulen, fehlende Lehrkräfte, veraltete Strukturen. Was es brauche? „Einen Smart State“, sagt Hippert. „Ein Staat, der digital ist, effizient – und endlich im 21. Jahrhundert angekommen.“ Trotz aller Herausforderungen blickt Volt entschlossen in die Zukunft. Die ersten Schritte zur KandidatInnenaufstellung im Rhein-Neckar-Kreis sind getan. Veranstaltungen sollen folgen – der Kontakt zur Bevölkerung wachsen. Und Elisa Hippert bleibt dabei klar: „Wir stehen für das, was man mit gesundem Menschenverstand fordern würde: soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gleichberechtigung – aber eben gedacht von Europa aus.“ (dj)