Evangelische Kirche Königsbach

Vor 400 Jahren tobt in der Region der Dreißigjährige Krieg. Ihm fällt auch die Königsbacher Kirche zum Opfer. Doch sie wird schnell wieder aufgebaut....
Julian Albrecht, Christoph Glimpel, Larissa Vogt, Ulrike Bauer, Bettina Freifrau von Saint André von Arnim, Heiko Genthner, Ute Fischer, Heide Reinhard und Jeff Klotz (von links) haben in der Königsbacher Kirche einen würdigen Festakt gestaltet. (rol)
Julian Albrecht, Christoph Glimpel, Larissa Vogt, Ulrike Bauer, Bettina Freifrau von Saint André von Arnim, Heiko Genthner, Ute Fischer, Heide Reinhard und Jeff Klotz (von links) haben in der Königsbacher Kirche einen würdigen Festakt gestaltet. (rol)

Vor 400 Jahren tobt in der Region der Dreißigjährige Krieg. Ihm fällt auch die Königsbacher Kirche zum Opfer. Doch sie wird schnell wieder aufgebaut. Wie außergewöhnlich diese Leistung damals war, wird beim Jubiläumsfest oft betont.

Wie die Zerstörung der Königsbacher Kirche im Dreißigjährigen Krieg ablief, ist nicht bis ins letzte Detail überliefert. Fest steht jedoch, dass es engagierte Bürger waren, die das Gotteshaus anschließend trotz Hungersnot, Krankheitswellen und Materialknappheit innerhalb von gerade einmal drei Jahren wieder aufbauten. Ihren Einsatz, ihre Weitsicht und ihren unerschütterlichen Glauben an die frohe Botschaft unterstreichen am Sonntagabend alle Redner, die zum 400-jährigen Bestehen der Kirche sprechen. Auch Prälatin Heide Reinhard, die das Jubiläum bei einem kurzweiligen, äußerst würdevollen Festakt als ein „Mut machendes Zeichen“ würdigt. Beim Blick in die Geschichte hat sie der Wunsch der Menschen beeindruckt, nach der Zerstörung im Jahr 1622 und inmitten größter Not wieder einen Ort zu schaffen, an dem die Klage und das Lob Gottes stattfinden können. Für Reinhard ist das ein wichtiger Gedanke, der zeigt, dass Kirche auch für die Bedeutung von Gemeinschaft steht. Die Prälatin glaubt, dass damals auch Trotz eine Rolle spielte: gegen Tod und Gewalt, denen man nicht das letzte Wort überlassen wollte. Dekan Christoph Glimpel zieht Parallelen zwischen dem Wiederaufbau der Königsbacher Kirche und der Stiftshütte, die das Volk Israel in der Wüste errichtet hat. Glimpel ist überzeugt: „Nur ein brennendes Herz kann so etwas hervorbringen.“ Für ihn ist die Kirche ein Werk Gottes und ein Geschenk des Heiligen Geists, basierend auf der Gemeinschaft, die sie errichtet hat. Auf einem Berg über dem Ort thronend ermahnt sie die Menschen, dass sie zusammengehören.

Urkundlich erwähnt wird sie laut Jeff Klotz zum ersten Mal im Jahr 1295. Der Historiker hat sich intensiv mit der Geschichte des Bauwerks befasst, das für ihn in der Region allein schon deshalb einzigartig ist, weil es sich um den einzigen kompletten Neubau seiner Zeit handelt. Beim Festakt spannt Klotz einen weiten Bogen von den Ursachen des Dreißigjährigen Kriegs über die Schlacht bei Wimpfen 1622 bis zum Einfall der kaiserlichen Truppen in Königsbach, das damals überörtliche Funktionen innehat und ein „selbstbewusster, starker, großer Ort“ ist. Auf dem Berg steht eine Wehrkirche, eine Kirchenburg, vergleichbar mit der in Lienzingen, umgeben von einer mächtigen Mauer mit rund 40 Gaden. Dennoch gelingt es den kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg, das Gebäude stark zu zerstören. Wie viele Bürger zu diesem Zeitpunkt in der Kirche Schutz suchen, ist laut Klotz nicht sicher. Fest steht jedoch, dass große Teile des Gebäudes einem Feuer zum Opfer fallen und unzählige Menschen den brutalen Angriff nicht überleben. Die Rede ist von 140 Wohnhäusern, die im Ort niedergebrannt werden. Es kommt zu Ernteausfällen, Hungersnöten, Krankheitswellen. Dass die Kirche in dieser Zeit innerhalb von nur drei Jahren wieder aufgebaut wird, liegt für Klotz auch an der enormen Bedeutung, die sie damals für die Gesellschaft hat. Hans Hornung überwacht den Bau, bei dem der Turm zur statischen Stabilisierung einbezogen wird. Als die Kirche 1625 eingeweiht wird, ist sie noch nicht ganz fertig: Fußboden, Emporen und Gestühl kommen erst später. Die Kubatur entspricht heute noch dem vor 400 Jahren errichteten Bauwerk, aber nicht die Ausstattung, die größtenteils aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Nach wie vor ist die Königsbacher Kirche eine Patronatskirche. Das Patronat teilen sich zwei Familien: die des Barons Papius und die der Baronin Saint-André, die sich beim Festakt beeindruckt zeigt, mit welchem Engagement die Königsbacher Bürger ihre Kirche wieder aufgebaut haben. Einen Funken der damals herrschenden Zuversicht wünscht sich Bettina Freifrau von Saint André von Arnim auch in den aktuell unruhigen Zeiten: für die Kirche, die Gemeinde und das gesamte Land. Bürgermeister Heiko Genthner sieht im 400-jährigen Bestehen der Kirche „ein ganz besonderes Jubiläum, das uns mit Dankbarkeit und Freude erfüllen darf“. Für ihn ist die Kirche mehr als ein Gebäude aus Steinen: „Sie lebt durch die Menschen, die in ihr zusammenkommen.“ Der Bürgermeister lobt die evangelische Kirchengemeinde Königsbach-Bilfingen, die mit ihren zahlreichen Aktivitäten „ein ganz wesentlicher Baustein für unsere dörfliche Gemeinschaft“ ist. Das zeigt sich auch im Jubiläumsjahr, das noch viele weitere Veranstaltungen bietet. Die nächste schon am Samstag, 22. März, um 18 Uhr in Form eines Frühlingskonzerts von Posaunen- und Kirchenchor. – Nico Roller

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Amtsblatt der Gemeinde Königsbach-Stein
NUSSBAUM+
Ausgabe 12/2025
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